Der Wettbewerb auf dem Kfz-Werkstattmarkt könnte bald noch härter werden. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ; Mittwochausgabe) will die Huk-Coburg in das Geschäft mit der Wartung von Autos und normalen Reparaturen einsteigen. Bisher hat der Versicherungsriese bundesweit 1.300 Werkstätten für Unfallreparaturen unter Vertrag. Ab dem nächsten Jahr soll ein Teil davon auch herkömmliche Serviceleistungen anbieten.
Ein Sprecher der Huk-Coburg wollte die Angaben im Detail nicht bestätigen. Gegenüber der "SZ" sagte er lediglich, dass es Überlegungen zu einem erweiterten Werkstattkonzept gebe. Die Zeitung beruft sich bei ihren Informationen auf Versicherungskreise. Das Kfz-Gewerbe reagierte in einer ersten Stellungnahme mit scharfer Kritik.
Laut Bericht sieht das neue Huk-Angebot mit dem Namen "Service-Select" Stundenverrechnungssätze vor, "die spürbar unter denen der herstellergebundenen Werkstätten liegen". Die Versicherung wolle die Preise für ihre Kunden vertraglich regeln und eine rigide Qualitätskontrolle vornehmen. Eine kleine Inspektion solle 20 bis 30 Prozent günstiger als bei den Vertragswerkstätten angeboten werden, hieß es.
Pilotprojekt in Kürze
Die Pläne sind der "SZ" zufolge schon recht konkret: In wenigen Wochen soll ein Pilotprojekt mit drei Betrieben in Berlin und Düsseldorf starten. Jährlich wolle die Huk dann 300 bis 400 freie Werkstätten für das neue Programm anwerben.
Neben Reparaturen und Inspektionen sollen die Huk-Servicepartner künftig auch Fahrzeuge für die Haupt- und Abgasuntersuchung vorbereiten. Laut Bericht steht der Versicherer diesbezüglich mit der Dekra in Verhandlungen. Mit 9,6 Millionen versicherten Pkw ist die Huk Deutschlands größter Autoversicherer.
Scharfe Kritik vom Kfz-Gewerbe
Mit scharfer Kritik hat der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) auf die geplanten neuen Werkstattaktivitäten der Huk reagiert. "Während beim Steuern von Unfallschäden in Partnerbetriebe wenigstens noch ein Sachzusammenhang mit der Versicherungstätigkeit zu erkennen ist, kann davon hier keine Rede mehr sein", sagte ein Sprecher am Mittwoch gegenüber AUTOHAUS. Offensichtlich gehe es vor allem um einen zusätzlichen Lockreiz im Wettbewerb mit anderen Versicherern.
"Wenn die HUK darüber hinaus mit ihren Plänen die Autohersteller im Visier hat, die ihren Kunden Autoversicherungen anbieten, trifft sie mit den Werkstattplänen die Falschen, nämlich die Kfz-Betriebe", warnte der Sprecher. Bereits heute gebe es einen massiven Wettbewerbsdruck im Service. Extreme Rabattierungen von Werkstattleistungen würden die wichtigste Ertragssäule der Betriebe und damit deren wirtschaftliche Existenz in hohem Maß gefährden. "Daher empfiehlt der ZDK jedem Kfz-Betrieb, genau zu prüfen, ob vertragliche Bindungen in diesem Zusammenhang wirtschaftlich vertretbar sind." (rp/se)
Klaus Hahne