Mit der eigenen Werkstatt erfüllen sich viele einen langersehnten Traum. Bei Philipp Langmann hingegen war es eher eine spontane Laune, die ihn zum eigenen Betrieb führte. Für die notwendigen Voraussetzungen hatte er freilich vorher schon gesorgt und eine Kfz-Mechanikerlehre sowie die Meisterschule erfolgreich abgeschlossen. In seinem Ausbildungsbetrieb, einer kleinen freien Kfz-Werkstatt, war er anschließend eineinhalb Jahre als Kfz-Meister angestellt. Nach einer zweijährigen, privatbedingten Pause hörte er dann, dass dieser Betrieb verkauft werden sollte. "Das war nur ein Gerücht. Aber da ist mir die Betriebsbörse der Handwerkskammer eingefallen und ich habe aus Neugier reingeschaut", erzählt er. Zwar war sein Ausbildungsbetrieb nicht in der Betriebsbörse aufgeführt, aber vier andere Werkstätten in der Umgebung. "Aus einer Laune heraus habe ich diese angeschrieben, das war Anfang November 2009", erinnert er sich.
Eine Bauchentscheidung
Damit war der erste Schritt getan und die Rückmeldung ließ nicht lange auf sich warten. "Die erste und einzige Antwort kam vom Besitzer des Autohaus Schwanthalerhöhe in München", so der Jung-Unternehmer. Ab diesem Zeitpunkt ging auf einmal alles ganz schnell. "Wir haben einen Termin ausgemacht und zwei Wochen später habe ich mir die Werkstatt angeschaut." Dann wurde es ernst, der damals 28-Jährige musste sich entscheiden. Denn der Besitzer strebte eine möglichst schnelle Übergabe an.
Nächtelang saß Philipp Langmann dann vorm Internet, um sich über alles zu informieren. Eine der wichtigsten Fragen dabei: ob und wie die Werkstatt finanziert werden könnte. Sein Cousin, ein Rechtsanwalt, stand ihm in dieser Zeit beratend zur Seite. "Drei Wochen später habe ich den Kaufvertrag unterschrieben", erzählt er schmunzelnd. "Letztlich war es eine Entscheidung aus dem Bauch heraus: so viel Geld kann ich aufbringen und das ist es mir wert." Denn bezüglich des Preises ist ihm der Verkäufer nochmals erheblich entgegengekommen. "Die persönliche Ebene hat einfach gestimmt. Dem Besitzer war es wichtiger, dass seine Firma vernünftig weitergeführt wird", erklärt Philipp Langmann.
Wissen, wen man fragt
In der Vorbereitungsphase verbrachte der Existenzgründer viel Zeit mit Eigenstudium. "Man muss recherchieren können, um dann gezielt Fragen zu stellen. Wenn man das nicht kann, ist es auch nicht empfehlenswert einen eigenen Betrieb auf die Beine zu stellen", ist der heute 36-Jährige überzeugt. Dabei hatte er das Glück in seinem Freundes- und Bekanntenkreis neben einem Rechtsanwalt auch auf eine Steuerkanzlei zurückgreifen zu können.
Wer diese Möglichkeit nicht hat, ist hingegen häufig auf externe Hilfe angewiesen, die dann schnell teuer werden kann. Aber auch die Innungen bieten Unterstützung und spezielle Existenzgründer-Seminare an. Philipp Langmann nahm an einem der Seminare teil. Die Informationen waren ihm aber zu allgemein. Eine fallbezogene, individuelle Beratung ist seiner Ansicht nach sinnvoller, gerade beim Thema Finanzierung, die häufig die größte Hürde für junge Unternehmer darstellt. "Ich hatte das Glück eine finanzielle Sicherheit zu haben, mit der ich den notwendigen Kredit von der Bank problemlos bekam. Das ist aber bei vielen Existenzgründern nicht der Fall", weiß er. Mit dem Kredit konnte er Inventar und Kundenstamm erwerben. "Da der Firmenname bis dato nicht eingetragen war, gründete ich eine neue Firma, ließ diese ins Handelsregister eintragen und kaufte dem Vorbesitzer den Kundenstamm und die Werkstattausrüstung ab", so Philipp Langmann.
Zwei Monate nach dem ersten Treffen hielt er dann den Schlüssel in der Hand und war mit 28 Jahren stolzer Besitzer des Autohaus Schwanthalerhöhe. Der Vorgänger bot ihm an, anfangs noch regelmäßig vorbeizukommen. "Erst fand ich die Idee gut, aber im Nachhinein bin ich froh, dass die Besuche eher selten und sporadisch waren. Denn man kann doch mehr sein eigenes Ding machen, wenn der Vorgänger nicht direkt danebensteht."
Ein EDV-System musste her
Denn eines war ihm von Beginn an klar: einige Dinge würde er ändern. An erster Stelle stand ein vernünftiges EDV-System, um Kunden- und Fahrzeugdaten zentral verwalten zu können. "Als Kfz-Meister kannte ich mich in diesem Bereich aus und habe mir schon im Vorfeld ein Dealer-Management-System besorgt." Auch eine gewisse Auffindbarkeit im Internet hält der junge Werkstatt-Inhaber für wichtig, weshalb das Autohaus Schwanthalerhöhe inzwischen eine eigene Webseite besitzt.
Von den Kunden wurde der Besitzerwechsel und die damit einhergehenden Änderungen großteils gut angenommen. Die wenigen, die nicht mehr kamen, wurden durch Neukunden ausgeglichen. "Viele neue Kunden kommen aufgrund einer Empfehlung oder finden die Werkstatt jetzt im Internet", so der Kfz-Meister. Der Betrieb läuft gut. Auch die Mitarbeiteranzahl wurde aufgestockt, von zwei auf fünf. Einer von ihnen war bereits beim Vorbesitzer tätig. Er kennt den Betrieb sowie die Kundschaft und wird mehr und mehr zur rechten Hand von Philipp Langmann. "Die persönliche Betreuung der Kunden durch eine Vertrauensperson ist in einem kleinen Betrieb sehr wichtig", weiß der Werkstatt-Inhaber. Zudem ist diese Unterstützung auch zwingend notwendig. Denn zum Autohaus Schwanthalerhöhe ist seit letztem Jahr eine zweite eigene Werkstatt dazugekommen.
In direkter Nachbarschaft
Der zweite Betrieb befindet sich in der gleichen Straße nur ein paar Häuser weiter. Der Besitzer Ewald Wasserrab hatte die kleine freie Werkstatt 1972 gegründet und wollte sich langsam zur Ruhe setzen. Als Nachbarn kannte man sich, wobei nie ein Konkurrenzverhältnis bestand, vielmehr habe man zusammengearbeitet, Erfahrungen und bei Bedarf auch Werkzeug ausgetauscht, betont Philipp Langmann. Auch hier war es dem Vorbesitzer eine Herzensangelegenheit, dass die Werkstatt weitergeführt wird. Also konnte man sich finanziell schnell einigen und Philipp Langmann übernahm die GmbH zum 1.1.2017 als Geschäftsführer.
Der Betrieb läuft dabei komplett autark. Der langjährige Mitarbeiter Gerhard Demmelbauer kennt die Kunden und hat das Tagesgeschäft fest im Griff. Ein junger Mechaniker unterstützt ihn dabei. Mit dem neuen Chef, der sich mehr im Hintergrund hält, kommen beide gut klar. Doch ganz ohne ihn geht es auch nicht. Gerade bei kniffeligen Fällen, ob im Autohaus Schwanthalerhöhe oder in der Werkstatt Ewald Wasserrab, wird gemeinsam nach Fehlern gesucht. Dabei kommt dem jungen Inhaber seine Tätigkeit als Kfz-Meister zugute. "Ich habe jahrelang selbst geschraubt. Ohne das Hintergrundwissen geht es auch nicht. Gerade als junger Chef ist es wichtig, dass man Ahnung hat und sich in der Materie auskennt", ist er überzeugt.
Neue Enwicklungen anstoßen
Das tägliche Schrauben selbst vermisst er aber nicht, ist er doch mit administrativen Aufgaben mehr als beschäftigt. "Dabei ist es mir immer ein Ansporn etwas Neues einzuführen und zum Laufen zu bringen", erklärt er seine Motivation. Auch in der zweiten Werkstatt wurde die bis dahin stark vernächlässigte IT-Infrastruktur komplett neu aufgesetzt, um mit einem funktionierenden EDV-System effizienter arbeiten zu können.
Serie "Junge Gründer"
In der Serie "Junge Gründer" stellen wir in den nächsten asp-Ausgaben junge Werkstattinhaber vor. Im ersten Beitrag zeigt Philipp Langmann, wie er innerhalb von sieben Jahren zwei Werkstätten übernommen hat.
Mein Tipp für Jung-Unternehmer
Gründlich vorbereiten, Freunde und Bekannte fragen"Die gute Vorbereitung ist das Allerwichtigste. Lieber ein bisschen länger warten und sich gut informieren. Erst wer sich länger mit dem Thema 'Gründen' beschäftigt hat und viel darüber weiß, der kann loslegen. Ehrliche Infos von Freunden und Bekannten aus den jeweiligen Fachgebieten haben mir in der Gründungsphase sehr geholfen, das war das Beste."Philipp Langmann, Inhaber Autohaus Schwanthalerhöhe und Geschäftsführer der Werkstatt Ewald Wasserrab
- Ausgabe 04/2018 Seite 48 (490.3 KB, PDF)
Thomas Brückner