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Auto-Zukunft: Update in der Garage

20.03.2015 09:44 Uhr
Vernetztes Fahrzeug
Auto der Zukunft: Wohin geht die Reise? Antworten darauf gab es auf der CeBIT.
© Foto: Continental

Die Gerüchte um ein mögliches "iCar" von Apple reichten vor kurzem aus, um die Autowelt tagelang in Aufruhr zu versetzen. Könnte das Herz der Branche bald im Silicon Valley schlagen?

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Der IT-Branchenverband Bitkom eiert mit seiner Prognose nicht lange herum: "In der Wirtschaft wird kein Stein auf dem anderen bleiben", meinte Bitkom-Präsident Dieter Kempf zum Start der CeBIT. Was vernetzt werden kann, werde künftig auch vernetzt. Und Volkswagen-Chef Martin Winterkorn sagte diese Woche voraus, dass die Autobranche ihre Jahresumsätze mit der vernetzten Mobilität bis 2020 von aktuell 32 auf mehr als 110 Milliarden Euro steigern dürfte. Die deutsche Schlüsselbranche mit Größen wie VW, Daimler, BMW, Bosch oder Continental steht vor einer Zeitenwende. Die CeBIT setzt einen Fokus auf die Vernetzung, die auch das Autogeschäft verändert:

1.) Auto-Update daheim in der Garage. Der VW-Konzern kündigt für das Flaggschiff seiner Premiumtochter Audi, den A8, schon an, dass dessen nächste Generation ab 2017 bis Tempo 60 per Autopilot fährt. "Später sind per Update sogar bis zu 140 km/h möglich", sagte VW-Chef Martin Winterkorn über mögliche Anpassungen an eine geänderte Gesetzeslage. "Und in nicht allzu ferner Zukunft werden sich unsere Autos dann auch selbstständig ihren Platz im vernetzten Parkhaus suchen." Bei der CeBIT-Eröffnung war der dazugehörige Audi-Prototyp zu sehen.

Softwareupdates dürften also einen ähnlichen Stellenwert bekommen wie der Werkstattbesuch, bei dem es neue Teile gibt. Experten glauben, dass Programmerweiterungen künftig über das WLAN daheim in der Garage erfolgen. Das ist übrigens auch für die kosmetischen Überarbeitungen der Autos denkbar, die sogenannten Facelifts. So könnten Leuchtdioden in den Scheinwerfern nach einem Update neu angeordnet erstrahlen.

2.) Autos mit Autopilot: Bis 2025 soll das hochautomatisierte Fahren auch auf deutsche Autobahnen kommen. Der Autozulieferer Continental sieht dabei drei Stufen: Schon 2016 sollen immer mehr Autofahrer Systeme für ein schrittweises Hinterherfahren nutzen, etwa im Stau. Von 2020 an müssten Fahrer auf monotonen Strecken wie der Autobahn nicht mehr permanent Herr der Lage sein – und könnten im Internet surfen, E-Mails sichten oder per Videotelefonat daheim Hallo sagen.

Voll-automatisierter Autobahnverkehr sei dann ab 2025 realistisch. Autopiloten könnten nach Conti-Einschätzung bis Tempo 130 Situationen wie Überholen, Brems- oder Ausweichmanöver meistern. Jederzeit in Sekundenschnelle eingreifen zu können, wäre dann nicht mehr nötig. Diese Szenarien erfordern vor allem Technik im Auto selber wie etwa weitreichende Abstandssensoren oder Kameras. Aber auch die Vernetzung unter den Autos und mit der Verkehrsinfrastruktur müsste noch reifen.

Doch die Visionen zum pilotierten Fahren gehen noch viel weiter: Das Auto von übermorgen könnte nicht nur automatisiert, sondern autonom, also fahrerlos daherkommen. "Apple, Google und Co. denken nicht an das Lenkrad und den Fahrersitz. Sie sind an individueller Mobilität interessiert", sagt Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen. Und das Thema ist längst keine Zukunftsmusik mehr: Google testet seit Jahren selbstfahrende Autos.

Dudenhöffer sieht im Roboterauto eine ähnliche Revolution wie in der Pioniertat von Carl Benz und Gottlieb Daimler, deren Motorwagen die Kutsche ablösten. Es gehe um das Neuerfinden der Mobilität, nicht mehr um das Neuerfinden des Autos. Denn ein herkömmlicher Privatwagen macht heute vor allem eines: Herumstehen und ungenutzt Geld kosten.

Laut Dudenhöffer muss sich die alte PS-Welt sputen, ein Vorreiter zu bleiben. Großteile der nötigen Systeme haben sie sogar schon an Bord: Einparkautomatik, Spurhalte-Assistent, Tempomat, Notbremsfunktionen. Nur: Das können die Apples und Googles dieser Welt auch einkaufen. Immerhin zeigten Audi und Mercedes auch schon selber Roboterautos. Doch die testen sie vor allem in den USA – nicht in Deutschland. Denn da müht sich die stolze Autonation noch um Teststrecken. Dabei ist der Handlungsdruck groß: Es geht um nicht weniger als um die Zukunft der individuellen Mobilität und wer an dieser Wertschöpfung verdient.

3.) In der neuen Autowelt sind Daten und ihre Sicherheit besonders wichtig. Dirk Kollberg von der IT-Sicherheitsfirma Kaspersky Lab warnte auf der CeBIT: "Es ist nicht abwegig, dass Kriminelle in Zukunft mit dem Handy an der Autobahn stehen könnten und dafür sorgen, dass Autos eines bestimmten Herstellers alle eine Vollbremsung machen." Auch VW-Chef Winterkorn betont: "Daten werden mehr und mehr zum neuen Öl unserer Zeit." Die Hersteller müssten die Hoheit über die Kundendaten behalten. "Nur so können wir garantieren, dass diese jederzeit sicher und geschützt sind." Zudem gelte es, die gesamte Wertschöpfung rund um das Auto im Unternehmen zu halten. Dabei gehe es ausdrücklich nicht um einen Gegensatz "alte Welt" gegen "neue Welt", betonte der Volkswagen-Boss. Vielmehr seien Apple, Google & Co. zu begrüßen– so zeige ihr Engagement doch die Zukunftsfähigkeit des Geschäfts. (von Heiko Lossie, dpa)

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