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Best Practice: Von Anfang an dabei

19.04.2018 11:00 Uhr
Wartung E-Auto
Dejan Golub arbeitet seit 20 Jahren beim Bosch Service Karrer & Barth. Als Werkstattleiter ist er mit der Technik von E-Mobilen und Hybridfahrzeugen gut vertraut.
© Foto: Anna Matuschek

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Autos mit alternativen Antrieben werden zwar stark beworben, allerdings bleibt die Gunst der Käufer aus. Diese Zurückhaltung zeigt sich sogar beim Thema Ersatzwagen. "Wir hatten einen Nissan Leaf als Kundenfahrzeug. Aber es wurde überhaupt nicht gut angenommen", resümiert Daniela Negraszus ihren Eigenversuch im Betrieb. Die Geschäftsführerin und Gesellschafterin des Bosch Car Service Karrer & Barth in Karlsruhe weiß auch warum: "Die Leute haben Angst stehen zu bleiben. Mit einem Hybrid klappt es deutlich besser." Warum man sich dem Thema Elektrofahrzeuge dennoch widmet ist schnell erklärt: "Wer von Anfang an dabei ist, verpasst nichts. Unser Betrieb, 1924 noch als 'Bosch-Dienst' gebrandet, hat das immer so gemacht. Und natürlich schauen wir nicht nur nach vorne, sondern auch in den Rückspiegel. Neben dem Car Service bieten wir ein Diesel Center und auch einen Klassiker-Bereich", so Gesellschafter Joachim Fischer.

Unter einem Prozent

Im Bereich E-Autos und Hybrid lässt sich zwar eine Steigerung erkennen, aber die sei wirklich winzig. Von "so gut wie gar nichts" vor zwei, drei Jahren hat der Bosch Service nun knapp ein Prozent Geschäftsanteil im Werkstattbereich (Werkstattdurchgänge). Sehr gelegen kommt, dass die Auszubildenden in der Berufsschule mit dem Thema vertraut gemacht werden. Diese vermittelt elektrotechnische Grundkenntnisse Teil 1. Die Zusatzausbildung zum Hochvolttechniker (HVT) bevollmächtigt den Mitarbeiter dazu, überhaupt an Hochvolt-eigensicheren Fahrzeugen Hand anlegen zu dürfen. Für das echte Arbeiten bei Störungen bedarf es allerdings weiterführender Qualifikationen Stufe 2b (Hochvoltexperte HVE, Arbeiten an nicht HV-eigensicheren Systemen) und/oder Stufe 3a (Hochvoltexperte HVE, Arbeiten unter Spannung AuS).

Wartung - fast wie immer

Weg von den Bestimmungen und rein in die Praxis. Hier steht Werkstattleiter Dejan Golub parat, der seit zwanzig Jahren im Betrieb ist. Seine Erfahrung aus dem Alltag bei Karrer & Barth zeigt, dass sich die Anzahl der E-betriebenen Fahrzeuge erhöht. Zu den Stromern gehören beim Karlsruher Bosch Service Betrieb nämlich auch Roller oder Kuriositäten wie ein "GEM". Mit einem 72-Volt-Akkumulator befördert das skurrile Gefährt zum Beispiel Wäsche im Krankenhaus von A nach B. Die Hauptuntersuchung steht an und auf dem Auftrag ist der klassische Tausch des Radlagers vermerkt. Hier dürfen auch "normale" Mechaniker und Mechatroniker ran.

Viel Erfahrung konnte man auch bei den Modellen "Streetscooter B16 Work" sammeln. Bereits rund 70 dieser modernen Post-Autos standen bei Karrer & Barth auf der Hebebühne. "Das liegt daran, dass wir so einen großen Kunden-Radius in Sachen E-Auto abdecken. Viele freie Betriebe winken bei Hochvolttechnik ab", unterstreicht Fischer.

Bei gängigen Herstellern, wie zum Beispiel Renault, sind die Umfänge in der Bosch-Werkstattsoftware Esitronic hinterlegt. Beim Streetscooter bedient der Hersteller die Werkstatt mit den gewünschten Serviceumfängen. Neben der üblichen To-do-Liste wie dem Check der Beleuchtungsanlage oder dem Kontrollieren der Lenkung, gehört hier auch das Überprüfen der Hochvoltbatterie dazu. "Das wird alles über die Diagnose erledigt. Ansonsten gibt es nur eine Sichtprüfung, unter anderem an der Ladeverbindung. Dieses Fahrzeug hat 3,8 Volt pro Zelle. Völlig in Ordnung. Da gibt es keinen Handlungsbedarf", erklärt der Werkstattleiter.

Nach sechs Stunden ist die Hochvoltanlage zu 80 Prozent geladen. Die maximale Reichweite beträgt zwischen 80 und 90 Kilometer. Die Streetscooter werden hauptsächlich in ländlichen Gegenden bewegt und haben eine Getriebesperre namens "Parksperrenmotor". Dieser sorgt dafür, dass das Auto im Stand gesichert ist, wenn der Bote schnell mit dem Paket zur Tür eilt. "Ist die Getriebesperre arretiert und das Fahrzeug rollt, verhakt sie. Dann hilft nur noch Einschleppen", weiß Golub. In Sachen Hochvolt-Fehlersuche nutzt er den Bosch FSA 050. Einen Diagnosetester für das Prüfen von Hybrid- und Elektrofahrzeugen mit zusätzlichen Multimeterfunktionen wie Spannungs-, Widerstands-, Kapazitätsund Durchgangsprüfung. Kostenpunkt: 915 Euro netto.

E-Auto-Ausrüstung nicht teuer

Neben Handschuhen und Diagnosetester war es eine verhältnismäßig kleine Investition, die für die Arbeiten an Hochvoltfahrzeugen anstand. Zudem bietet der Markt auch andere Prüfgeräte. "Voraussetzung ist natürlich, dass man schon eine gut ausgerüstete Werkstatt hat", ergänzt Fischer. Auf einem Gelände mit 8.300 Quadratmetern, 15 Bühnenarbeitsplätzen sowie extra eingerichteten Diagnose-Bereichen, durchschnittlich 35 Mitarbeitern, ist diese mehr als gegeben. Von dem Alleinstellungsmerkmal Hochvolttechnik könne man aktuell nicht überleben. Aber man ist gerüstet für die Technik der Zukunft. Ein Konzept, das Karrer & Barth seit bald hundert Jahren erfolgreich fährt.

Kurzfassung

E- und Hybridautos warten und reparieren: Macht das für freie Betriebe heute schon Sinn und welche Voraussetzungen sind nötig? asp hat den Bosch Car Service Karrer & Barth in Karlsruhe besucht.

Notwendige Voraussetzungen

Was braucht eine Werkstatt neben der üblichen Ausstattung, um an Fahrzeugen mit E-Antrieb arbeiten zu dürfen?- Qualifizierte Mitarbeiter als Hochvolttechniker (HVT) und Hochvoltexperte (HVE), Hochvoltexperte (HVE, Arbeiten an nicht HV-eigensicheren Systemen) und/oder Hochvoltexperte (HVE, Arbeiten unter Spannung AuS)- Diagnosetester für das Prüfen von Hybrid- und Elektrofahrzeugen- Warnschild für Hybrid- und Elektrofahrzeuge mit Freifläche für Eintragung des zuständigen Mitarbeiters- Spannungsschutz-Handschuhe

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