Der Fiat 500 Topolino aus Vorkriegszeiten leitete die Volksmotorisierung in Italien ein. Zum ersten vielfachen Produktionsmillionär und automobilen Megastar wurde aber der Fiat 600. Mit knuddeliger Form und zahlreichen Karosserieversionen avancierte er zum weltweiten Herzensbrecher. Der 3,22 Meter kurze Zweitürer zählte von Anfang an zu den billigsten Massen-Automobilen auf dem Markt. Bei seiner Einführung war er sogar günstiger als der allererste italienische Volkswagen, der Fiat 500 Topolino.
Dieser Kostenvorteil war eine der wenigen Vorgaben, die Fiats erfolgsverwöhnter Präsident Vittorio Valletta seinem legendären Entwicklungschef Dante Giacosa für das künftige „auto per tutti“ (Auto für alle) mit auf den Weg gab. Vier Plätze, 85 km/h Spitze und ein Preis von 450.000 Lire waren die drei entscheidenden Maßgaben, nach denen der Fiat 600 ab 1951 konstruiert wurde. Tatsächlich gelang Giacosa mit dem Fiat 600 ein Geniestreich, wie er nur in jener Ära möglich war als Designer und Entwickler noch fast freie Hand hatten.
So wie Alec Issigonis damals für den Morris Minor ein neues, aber typisch englisches Konzept erfand, Flaminio Bertone dem französischen Automobilbau mit dem legendären Citroen DS ein Denkmal setzte, verkörperte der Fiat 600 – und wenig später auch der Fiat 500 – italienische Lebensart in Reinform. Zeitlos schön, liebenswert und doch vernünftig bis ins Detail waren Dante Giacosas Konstruktionen.
So erklären sich auch die in zeitgenössischen Testberichten hochgelobten Fahreigenschaften des Fiat 600. Spendierte Giacosa ihm doch eine aufwändige Einzelradaufhängung statt der verbreiteten preiswerten Pendelachse. Ungewöhnlich für ein Heckmotorauto war auch die Heizung via Ventilator, der warme Luft aus dem Motorraum in die Kabine schaufelte. Die damals noch neuartige selbsttragende Karosserie war so robust, dass sich der Fiat 600 auch als verführerischer Luftikus mit Sonnen-Faltdach vorstellte.