Der "Classic Car Hype" ebbt nicht ab. Zu sehen ist ein Marktwachstum, das in der vergangenen Dekade mit kontinuierlichen acht bis zehn Prozent jährlichem Wachstum gepunktet hat. Dazu kommt das rege Interesse der Öffentlichkeit. Über 310.000 Fahrzeuge haben in Deutschland bereits das begehrte H-Kennzeichen. Der Markt scheint nur eine Richtung zu kennen. Er wächst und wächst und wächst. Auch Youngtimer werden immer beliebter. Die Volumenmodelle der 80er- und 90er-Jahre tragen ihren Teil dazu bei.
Ein Ende des Hypes scheint nicht in Sicht zu sein. Diese Emotionen und das Potenzial kann das Kfz-Gewerbe für sich nutzen. Viele haben bereits erkannt: Mit Kompetenzen rund um Classic Cars kann man am Markt besonders glänzen. Das Umfeld ist derzeit noch positiv: niedrige Zinsen, allgemeines Oldtimer-Interesse der Bevölkerung, Klassiker sind "Hip", der Sympathieträger Oldtimer scheint allgegenwärtig. Hersteller nehmen sich dem Thema an und viel Geld fließt in die Traditionsabteilungen der Automobilmarken. Der Markt ist reizvoll und erscheint auf den ersten Blick wie ein neues "Wirtschaftswunder" für Werkstätten und Autohäuser. Soll man sich hier einbringen, oder ist das Geschäft rund um den Klassiker ein Renditegrab? Die korrekte Antwort lautet: Es kommt darauf an. Eine differenzierte Herangehensweise scheint wertvoll, oder frei nach Thomas Alva Edison: "Der Wert einer Idee liegt in ihrer Umsetzung."
Betrachtung des Einzelfalls
Handel, Reparatur, Service oder Restauration? Je nach Markenkompetenz, Standorten, Ressourcen, Marktgebiet und Situationen können hier die unterschiedlichsten Lösungen zum Tragen kommen. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, sich auf den Fahrzeughandel oder den Service zu konzentrieren; möglich ist auch die Konzentration auf eine Marke oder sogar nur auf ein Modell.
Das Personal ist einer der entscheidenden Faktoren: Ist Klassik-Kompetenz und -Wissen in meiner Werkstatt/Autohaus vorhanden? Wie sieht es mit der Ausbildung aus und habe ich die entsprechende "Leidenschaft" in der Mannschaft, ohne die im Klassik-Geschäft nur wenig umzusetzen ist?
Kundenversprechen einhalten
Die Kundenstruktur und das Umfeld sind ebenfalls wichtige Indikatoren. Wie wirkt sich das Klassik-Engagement des Betriebes auf die Kundenwahrnehmung und -beziehung aus. Ändert sich die Auslastung in der Werkstatt? Habe ich den Teilehandel im Klassik-Geschäft im Griff und last but not least: Kann das Klassik Engagement eine Emotionalisierung der regionalen Werkstatt- oder Händlermarke ("Local Hero") bewirken und hier positive Effekte in Bezug auf Ab- und Umsatz bringen?
Sind diese Fragen geklärt, sollte überprüft werden, ob die Versprechen, welche man den Kunden gibt, in der Realität auch eingehalten werden. Kann das "Fullfilment" gegenüber den Klassik-Kunden gehalten werden? Beispielhaft sind in der Checkliste einige der Fragen aufgeführt.
Eine systematisierte Herangehensweise kann hier vor Fehlentscheidungen bewahren. So zeigt das so genannte "Magische Dreieck" von TÜV SÜD ClassiC systematisiert Möglichkeiten den Markt und das Umfeld zu bewerten, noch bevor ein Engagement mit entsprechendem Investment ansteht. Diese Risikoeinschätzung beleuchtet alle wichtigen Faktoren und gibt Hilfestellung bei der Frage ob, und wie ein Geschäftsmodell "Classic Cars" für eine Werkstatt oder ein Autohaus erfolgreich umgesetzt werden kann.
Mehr unter www.tuev-sued.de/oldtimer
Kurzfassung
Nur wer die eigenen Möglichkeiten und das Potenzial seiner Mannschaft richtig einschätzen kann, wird im Bereich Classic Car erfolgreich bestehen. Die Randbedingungen für einen Einstieg sind in dem boomenden Markt weiterhin gut.
- Ausgabe 02/2016 Seite 16 (167.2 KB, PDF)