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Meinung: Auf sehr dünnem Eis

23.11.2017 15:30 Uhr
Dietmar Winkler
asp-Chefredakteur Dietmar Winkler: "Mit der Empfehlung zugunsten des Ganzjahresreifens lässt Michelin-Chef Michelin-Chef Jean-Dominique Senard Sicherheitsaspekte außer Acht."
© Foto: Jan Scheutzow

Mit seiner Pauschalempfehlung zugunsten des Ganzjahresreifens erweist Michelin-Chef Jean-Dominique Senard der Autobranche einen Bärendienst. Er lässt Sicherheitsaspekte und wirtschaftliche Vernunft außer Acht, um das eigene Produkt hochzujubeln.

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Von Dietmar Winkler/asp AUTO SERVICE PRAXIS

Die Launen, sagt man, sind manchmal wie das Wetter. Wechselhaft. Es muss aus einer Laune heraus passiert sein, dass ausgerechnet der Chef eines Reifenherstellers im Interview dazu geraten hat, im Winter keine Winterreifen mehr aufzuziehen. Deutsche Autofahrer sollten sich lieber Ganzjahresreifen zulegen, weil man sich damit "viel Zeit und Geld" sparen könne, sagte Michelin-Chef Jean-Dominique Senard in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Wer nicht gerade im Gebirge lebt, so sein Tipp, benötige hierzulande keinen echten Winterreifen mehr. Im gleichen Satz rät er zum Allwetterprodukt von Michelin.

Spricht da der Reifenfachmann oder doch eher der Reifenverkäufer? Jedenfalls spricht hier nicht die Vernunft – so viel steht fest. Denn es gibt einfach zu viele Argumente gegen den Ganzjahresreifen, um ihn pauschal zu empfehlen. Die Entscheidung, ob der Ganzjahresreifen wirklich Sinn macht, hängt von vielen Faktoren ab, vor allem von Laufleistung, Fahrzeugklasse und dem Sicherheitsbedürfnis des Fahrers.

Bleiben wir beim Punkt Sicherheit, der für viele Autofahrer nicht verhandelbar ist. Wer bei jedem Wetter auf der sicheren Seite sein will, wird sich auch weiterhin für den echten Winterreifen entscheiden, der bei Schnee und Eis maximalen Grip bietet. Im Sommer wird er sich einen Sommerreifen leisten, der auf trockene Fahrbahnen abgestimmt ist.

Kompromiss Ganzjahresreifen

"Ganzjahresreifen bleiben weiterhin ein Kompromiss, der an die Leistungen der jeweiligen Spezialisten für Sommer und Winter nicht herankommt." So lautet das Urteil des ADAC. Die Empfehlung des ­Automobilclubs: Sommer- und Winterreifen sind vorzuziehen, wenn widrige extreme Wetter- und Straßenbedingungen souverän beherrscht werden müssen.

So paradox es klingt: Die Problemzone des Ganzjahresreifens ist nicht die winterliche Fahrbahn sondern vor allem die trockene Fahrbahn, auf der ein Sommerreifen das Fahrzeug deutlich schneller zum Stehen bringt. Bei Bremstests auf trockener Fahrbahn sind die Bremswege der Ganzjahresreifen locker mal fünf Meter länger. Auch bei Regennässe schneiden die Allroundtalente bei einer Vollbremsung deutlich schlechter ab als Sommerreifen.

Es sind aber auch wirtschaftliche Gründe, die für den Spezialisten sprechen – jedenfalls auf längere Sicht. Denn nur bei geringer Fahrleistung fällt das Kostenargument zugunsten des Ganzjahresreifens aus. Bei höherer Fahrleistung machen sich dagegen die Kosten für den höheren Verschleiß der Pneus, für den Verbrauch sowie für die höheren Anschaffungskosten des Ganzjahresreifens bemerkbar.

Allrounder kostet Branche viel Geld

Das sind gute Argumente gegenüber dem Kunden, der sich im Autohaus und in der Werkstatt kompetente Beratung wünscht und auch erwartet. Handfeste Argumente für den Saisonreifen sind im Interesse der Werkstätten. Denn der Trend zum Ganzjahresreifen kostet der Kfz-Branche richtig viel Geld. Einen Kunden, der mit Ganzjahresreifen vom Hof fährt, sehen sie zumindest nicht mehr zum saisonalen Reifenwechsel.

Umfassende Informationen zum Ganzjahresreifen sowie wertvolle Argumentationshilfen finden Werkstätten und Autohäuser übrigens in einer aktuellen Broschüre, die AUTOHAUS zusammen mit dem Reifenspezialisten RR Team herausgegeben hat. Die Infobroschüre "Wie viel sind Ihnen 7 Meter Bremsweg wert" kann direkt bestellt werden. Am besten per E-Mail: info@rrteam.de

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