Der angeschlagene Autozulieferer und Kabelhersteller Leoni rutscht immer tiefer in die Krise. 2.000 Stellen sollen nun gestrichen werden, 500 davon in Hochlohnländern wie Deutschland, teilte das Unternehmen mit. Mit einem Sparprogramm sollen die strukturellen Kosten bis 2022 um 500 Millionen Euro im Vergleich zu 2018 gesenkt werden. Ziel sei es, profitabler zu werden, erläuterte der seit September amtierende neue Konzernchef Aldo Kamper am Montag. Erste Maßnahmen des Sparkurses will das Unternehmen im dritten Quartal umsetzen. Der Kurs der Leoni-Aktie brach um fast 20 Prozent ein.
Vom Geschäftsergebnis 2018 zeigte sich Leoni enttäuscht und sprach von dringendem Handlungsbedarf. Im vergangenen Jahr war der Gewinn vor Zinsen und Steuern um gut ein Drittel auf 144 Millionen Euro abgerutscht. Unter dem Strich halbierte sich der Konzernüberschuss auf 73 Millionen Euro. Der Finanzchef Karl Gadesmann legte sein Amt am Sonntag nieder.
Schwierigkeiten bereiten den Nürnbergern das neue Werk in Mexiko sowie die Sparte mit Bordnetzsystemen. Darüber hinaus belastet die schlechte Stimmung in der Automobilbranche das Geschäft - vor allem in China. Der Start ins Jahr sei verhalten ausgefallen. Für 2019 rechnet Kamper mit mehr Gegenwind. Die Situation sei sehr ernst aber auch Ansporn zugleich, um sich zu verbessern. Hoffnungen machen sich die Franken im Bereich Elektromobilität.
Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen
Leoni beschäftigt mehr als 90.000 Mitarbeiter weltweit. Stellen sollen vor allem in der Verwaltung und im Management wegfallen. Betroffen sei etwa Nordamerika, manche Regionen in China und weitere europäische Länder. Auch der Standort im bayerischen Kitzingen dürfte dem Unternehmen zufolge Stellen verlieren. Betriebsbedingte Kündigungen könne man aktuell nicht ausschließen, so Kamper. Die Gespräche mit den Sozialpartnern dürften einige Monate dauern. Zudem verhängt das Unternehmen einen Einstellungsstopp.
Gehaltserhöhungen werden bei außertariflich bezahlten sowie leitenden Angestellten aufgeschoben. Bei den Anlegern kamen die Nachrichten aus Nürnberg nicht gut an: Der Aktienkurs von Leoni stürzte am Montag um 19 Prozent auf 18,25 Euro ab und damit auf den niedrigsten Stand seit 2010. Das Sparprogramm wird zunächst Geld kosten. 120 Millionen Euro sind dafür insgesamt vorgesehen.
Nicht nur Leoni macht aktuell in der Automobilbranche mit Stellenstreichungen Schlagzeilen. Volkswagen hatte erst vergangenen Woche angekündigt bei seiner Kernmarke bis zu 7.000 Jobs streichen zu wollen. Auch beim Zulieferer Schaeffler sollen 900 Arbeitsplätze wegfallen. (dpa)