Von Hanne Lübbehüsen/SP-X
Wenn GMC-Pickup, Citroen 2CV "Ente" und Corvette Stingray nebeneinander vor Schilfgras parken, wenn im Schlosspark der Chrom von Bugatti, Bentley und Bristol in der Sonne blinkt, wenn die Zuschauer an der Hausstrecke umso lauter johlen, je mehr Lärm die Rennboliden machen, wenn der kleine Ort Jüchen in NRW zum Mittelpunkt der Oldtimer-Gemeinde wird – dann sind wieder "Classic Days" auf Schloss Dyck.
2006 ins Leben gerufen, ist das Wochenende rund um das Wasserschloss mittlerweile eine Art deutsches Goodwood. Wie beim englischen Pendant, bei dem Lord March auf seine Rennstrecke im Vorgarten einlädt, strömen die Menschen mit Benzin im Blut zu tausenden, um die Millionenwerte aus gut 100 Jahren Automobilgeschichte zu bestaunen.
Dafür muss man kein eingefleischter Oldtimer-Fan sein: Die die verträumte Kulisse vor und in dem herrschaftlichen Wasserschloss und den prächtigen Gärten, die Retro-Themenwelten die zur Zeitreise einladen und eben die besondere Bandbreite der Klassiker fasziniert auch nur bedingt Auto-Interessierte.
Da sind neben den lautstarken Rennboliden auf der Strecke beispielsweise die "Jewels in the Park", die ganz nah am Schloss geparkten, besonders wertvollen Klassiker wie der Mercedes 540 K Stromlinienwagen aus dem Jahr 1938 oder das Elektroauto Detroit Electric von 1915, aber auch der wettergeschützt geparkte Bugatti Type 41 Royale.
Oldtimer-Caravans und Reisemobile
Nur wenige Fußmarsch-Minuten entfernt haben knapp zwei Dutzend Oldtimer-Caravans und Reisemobile samt Besitzern ihr Lager aufgeschlagen. Natürlich stilecht mit passendem Zugfahrzeug oder Seventies-Gardine vor den Fensterchen. Schaulustige beim Nachmittagskaffee? Willkommen! Ein Gruß, der genauso für die zeitgenössisch gekleideten Picknicker im "Charme & Style"-Bereich gelten dürfte, oder die Petticoat-Fraktion zwischen Heckflossen-Amischlitten.
Auto-Laien haben beim Schlendern über das Gelände ebenso wie echte Experten immer wieder Aha-Erlebnisse: Erstere beispielsweise bei den Generationen Polo aus vier Jahrzehnten, die die Autostadt anlässlich des 40. Geburtstags ausgestellt hatte. Letztere zum Beispiel bei den Rallyefahrzeugen, die Peugeot zum 120. Motorsport-Jubiläum der Marke zeigte. Darunter ein 205 Turbo 16 von 1983 in zivil: Mit Mittelmotor, Alllrad und zwei Sitzen wurden 200 Homologationsmodelle gebaut. Wer das nicht weiß, fragt einfach, geht es doch Besitzer Ludwig Biewen wie den tausenden anderen Oldtimer-Fahrern: "Ich freue mich, wenn Leute das Auto bewundern."
Das Staunen und Bestauntwerden setzt sich selbst ein wenig abseits des Festivalgeländes fort: Denn was auf dem kurz geschorenen Rasen auf dem Dycker Feld parkt, zwischen den hohen Schilfpflanzen, die zur Landesgartenschau 2002 angepflanzt wurden, könnte als eigene Oldtimer-Ausstellung durchgehen. Hier haben die mit dem Oldtimer angereisten Besucher ihre Klassiker abgestellt, hier reihen sich Porsche jeden Alters, gruppieren sich MGs oder Austin Healeys, hier sitzen Club-Mitglieder in der Sonne. Und hier parken eben auch GMC-Pickup, Citroen 2CV "Ente" und Corvette Stingray nebeneinander – und wer den Besitzer nach Details zur Baureihe fragt, der kriegt eine strahlende Antwort.
Impressionen gibt es in der Bildergalerie!