Die Kinder sind einverstanden: "Wir haben geklärt, dass ich das Erbe einfach verballere", sagt Rallyefahrerin Heidi Hetzer. Auf dem Tisch der Pressekonferenz steht ihr Markenzeichen, eine Handtasche in Autoform. Die ehemalige Opel-Händlerin, die in Berlin einen gewissen Promi-Status hat, ist jetzt 77 Jahre alt. Am Sonntag startet ihr großes Abenteuer. In einem amerikanischen Oldtimer von 1930 will Hetzer zwei Jahre lang durch fast 60 Länder um die Welt fahren. Inspiriert ist die Reise von Rennfahrerin Clärenore Stinnes, die in den 20er Jahren auf Tour ging.
"Ich weiß nicht mehr, ob ich Männlein oder Weiblein bin", sagt Hetzer aufgeregt. Wenige Tage vor der Reise ist sie besorgt. "Hudo", wie sie den Hudson zärtlich nennt, hat technische Probleme. Aber die Tour zu verschieben, kommt nicht infrage. "Wenn ich es jetzt nicht mache, wann dann?" Schließlich geht sie auf die 80 zu. Aber sie ist "kerngesund" und hat einen Sack Arznei, den die Tochter gepackt hat, dabei. "Ich will jetzt endlich los."
Heidi Hetzer war 40 Jahre lang im Autogeschäft, eine Chefin, als Frauenquote noch ein Fremdwort war. Ihr Motto: "Ich kann nur Autos". Fernsehzuschauer kennen die blonde Berlinerin aus Talkshows. 200 Rallyes ist die resolute Lady gefahren, Autos repariert sie selbst. Die Strecke von Düsseldorf nach Shanghai kennt sie schon. Letzten Sommer ist sie in einer Seifenkiste einen Hügel in Berlin-Kreuzberg hinuntergerauscht.
Abschied am Ku'damm
Kurz vor der Tour war Heidi Hetzer der Mechaniker abgesprungen - der Rücken. Allein wollte sie nicht sein. Nun hat die Rallyefahrerin aus 150 Bewerbungen einen jungen Mann zum Mitreisen gefunden. "Das Schönste daran ist: Er will mir mein Lenkrad nicht wegnehmen", erzählt Hetzer am Donnerstag der Hauptstadtpresse. Kann Jordane Schönfelder auch nicht, denn er hat keinen Führerschein. Der 25-jährige Reisefotograf sagt: "Ich habe jetzt noch die Freiheit, so etwas zu machen - und sie hat wieder die Freiheit, so etwas zu machen."
Die Reisekosten schätzt Hetzer auf 300.000 Euro. Mit an Bord kommen Funktionskleidung und Kugelschreiber zum Verschenken. Unterwegs will das Duo in einfachen Herbergen schlafen. Vorgebucht ist nichts. Als Hetzer über den nahenden Abschied aus Berlin spricht, tupft sie sich mit einer Serviette die Tränen weg. "Es wird, glaube ich, für mich emotional." Die Berliner können ihr am Kurfürstendamm noch einmal winken. Dann geht es am Brandenburger Tor und an den Resten der Berliner Mauer vorbei Richtung Südost-Europa. Etwa 95.000 Kilometer könnten es werden, so das Auto durchhält. (Caroline Bock, dpa)