Zwei Wochen stellen uns Hersteller gewöhnlich einige ihrer Produkte zu Testzwecken zur Verfügung. Je nach Terminkalender bleibt den einzelnen Redakteuren dann Zeit für mehr oder weniger ausgiebige Probefahrten. Hier die Notizen der Redaktionsmitglieder – natürlich absolut subjektiv!
Peter Diehl
Pro:
- Ein Maßanzug, innen wie außen: ansprechendes, markentypisches Design, nahezu perfekte Integration des Fahrers, auch dank der langstreckentauglichen Sportsitze.
- Der klassische Längsantriebstrang (Motor vorn längs/Schaltgetriebe/Heckantrieb) setzt, von drei Details abgesehen (s. contra), Maßstäbe bei Drehmoment/Leistung und Komfort.
- Assistenzsysteme sind abschaltbar (und bleiben auch beim nächsten Start abgeschaltet).
- Bildschirm ist mit drei Handgriffen ausschaltbar.
- I-drive wurde inzwischen sinnvoll weiterentwickelt
Contra:
- Drei Mankos am Antriebsstrang: Motor zu laut (auch für einen BMW), starke Vibrationen (werden am Zittern des Ganghebels sichtbar), Abbiegen innerorts nur im zweiten Gang erträglich (typisch für kleinvolumige Diesel).
- Der Fahrerlebnisschalter ist unnötig, seine fehlende Fixierung für Folgestarts nervt.
- Die Verkehrszeichenerkennung ist durchaus hilfreich, aber nicht immer korrekt.
Niko Ganzer
Pro:
- Der wertige Innenraum eines BMW ist wie das heimische Wohnzimmer: Alles ist vertraut und man weiß, wo sich die Bedienelemente befinden, inzwischen auch beim I-Drive-System.
- Spritzigkeit, Brems- und Lenkverhalten sind BMW-typisch top, es sei denn, man schaltet in den Eco-Fahrmodus - dann verliert das Auto merklich an Agilität.
Contra:
- Der Zweiliter-Diesel in der höchsten Leistungsstufe mit 184 PS ist ein Rauhbein. Lautes Nageln selbst bei niedertouriger Fahrt und ein vibrierender Ganghebel im Leerlauf an der Ampel sind nicht das, was man von solch einem Fahrzeug erwartet.
- Apropos Handschaltung: Ich hasse es, wenn der Rückwärtsgang direkt neben dem 1. Gang liegt!
- Klingt komisch, aber gerade für eine kleine Limousinen-Heckklappe fände ich eine elektrische Schließfunktion sinnvoll, denn sie lässt sich über den Innengriff nicht auf Anhieb schließen sondern nur unter Inkaufnahme schmutziger Finger. Sie fehlt aber in der Liste der Extras.
Bernd Reich
Pro:
- Innenraum wartet mit vertrauten Bedienelementen und gut geschnittenen Sportsitzen mit verlängerbarer Sitzauflagefläche auf.
- Das Fahrwerk überzeugt mit einem fast unglaublichen Kompromiss zwischen Komfort und straffer Abstimmung. Hier wird automobiler Fortschritt erfahrbar.
- Das Head-Up-Display gefällt. Eine Weile suchen musste ich allerdings nach dessen Höhenverstellung, die sich in einem der vielen I-Drive-Menüs verbirgt.
- Wie der Fernlichtassistent bei Nachtfahrten den Gegenverkehr quasi aus dem Fernlicht ausblendet und virtuos unabhängig voneinander die Scheinwerfer steuert ist sehenswert und bietet fast immer optimale Straßenausleuchtung.
- Wenn man etwas mit dem Navigationssystem spielt, entdeckt man irgendwann eine Funktion, welche den Verkehrsfluss auf den wichtigsten Verkehrswegen darstellt. In München hat das zur Rush-Hour fast metergenau funktioniert.
Contra:
- Der Motor des 320d ist zwar durchzugsstark, geht seiner Arbeit aber unüberhörbar nach.
- Das Getriebe wirkt eine Spur hakelig.
Frank Schlieben
Pro:
- Der Motor macht, was BMW verspricht, wenn man das Gas durchdrückt: Freude am Fahren
- Das Auto ist spritzig, hat sehr einen guten Antritt, auch die Höchstgeschwindigkeit ist mehr als ausreichend
- Angesichts der Fahrleistungen sind die geringen Verbrauchswerte herausragend.
- Fahrwerk ist sportlich straff abgestimmt; das Auto fährt wie auf Schienen und lässt sich regelrecht in Kurven werfen (im Sport-Modus; siehe auch Contra)
- Innenraum: Man steigt nicht ein, man "zieht das Auto an" und hat von der ersten Sekunde den Eindruck: hier bin ich Zuhause und hab alles im Griff
Contra:
- Die wählbaren Fahrmodi mit Eco, Comfort und Sport halte ich für komplett überflüssiges Spielzeug. Mit einer vernünftigen Grundabstimmung wäre dem Auto und seinem Fahrer mehr gedient
- Die Lenkung empfand ich außer im Sport-Modus als gefühllos und schwammig, man bekommt in diesen Einstellungen nur sehr ungenaue Rückmeldungen vom Fahrbahnzustand; außerdem steigt die Seitenwindempfindlichkeit
- Der Motor ist bissig, benimmt sich aber akustisch daneben; ab 150 km/h sind Gespräche über die gut funktionierende und selbsterklärende Bluetooth-Freisprechanlage aufgrund der Nebengeräusche eine Zumutung.
Heil, Bruno