Zwei Wochen stellen uns Hersteller gewöhnlich einige ihrer Produkte zu Testzwecken zur Verfügung. Je nach Terminkalender bleibt den einzelnen Redakteuren dann Zeit für mehr oder weniger ausgiebige Probefahrten. Hier die Notizen der Redaktionsmitglieder zum Jaguar XF Sportbrake 3.0 Liter V6 Diesel S mit 275 PS – natürlich absolut subjektiv!
Frank Schlieben
Pro:
- Die Kombi-Katze ist (sau)schnell und die 275 PS haben mit dem knapp zwei Tonnen schweren Auto keine Mühe; in Kombination mit dem ZF-Automatikgetriebe und dank 600 Nm Drehmoment hat der Wagen Schub bei jeder Drehzahl.
- Die Schaltung arbeitet absolut ruckfrei und harmonisch, nur in Stellung S wirken Gangwechsel bisweilen ein wenig ruppig.
- Der Sound passt zur Marke; der XF schnurrt in unteren Drehzahlbereichen, kann aber auch richtig fauchen, wenn man das Gaspedal durchtritt.
- Der Jaguar bewegt sich nicht nur leise wie eine Großkatze, er verzichtet auch weitgehend auf Alarmtöne; Anschnallzeichen und Einparktöne sind alles, was den Fahrer akustisch leitet.
Contra:
- Der XF wirkt von außen wuchtig und breit im Innenraum überrascht daher das eher durchschnittliche Raumangebot.
- Die Bedienung von Navi, Telefon und Radio erfordert gewisse Übung und wirkt teilweise etwas umständlich, gleiches gilt für die Einstellung der Sitzheizung.
- Die angedeutete Dachreling belässt es bei der Andeutung; wer bei stehendem Fahrzeug nach einem heftigen Regenguss (z.B. an einer Parkschranke) das Fenster öffnen muss, der wird nass und zwar richtig.
Was noch auffiel:
- Das Serviceheft des XF ist erstaunlich dünn, und formuliert ganz klar; der 3.0 Liter Diesel muss alle 12 Monate oder 26.000 Kilometer zur Inspektion.
- Übrigens: auch der XF nutzt zur Kühlung des Innenraums das alte Klimakältemittel R134a.
Bernd Reich
Pro:
- Der XF Sportbrake bietet perfekten Langstreckenkomfort mit gut konturierten Sitzen.
- Die Antriebseinheit arbeitet komfortabel leise und liefert bei Bedarf jede Menge Schub bei moderatem Verbrauch.
- Hohe Qualitätsanmutung und Top-Verarbeitung.
- Obwohl der Wagen mit diversen Assistenzsystemen ausgerüstet ist, wirkt die Elektronik meist nur dezent im Hintergrund.
Contra:
- Die Materialauswahl mancher Details mag nicht so recht zur guten Qualität des Jaguar passen.
- Die Lenkung ist um die Mittellage etwas zu leichtgängig.
Niko Ganzer
Pro:
- Der XF ist für mich der derzeit schönste Kombi, den man neu kaufen kann.
- Sehr hohe Laufruhe des Dieselmotors; trotzdem ist das Aggregat alles andere als behäbig.
- Für andere eher nervig, ich find's super: "Star Wars"-Feeling beim Motorstart (hochfahrender Automatik-Wahlhebel) und Anschalten der Klimaanlage (aufklappende Lüftungskanäle).
Contra:
- Die Beinfreiheit im Fond ist für einen Kombi indiskutabel.
- Beim Einstieg vorne können Langbeinige ins Gehege mit der Unterkante des Armaturenbretts kommen.
- Bei sehr hohen Geschwindigkeiten reagiert die Raubkatze für meinen Geschmack etwas zu nervös auf Fahrbahnunebenheiten (zumindest unser Testwagen).
Peter Diehl
Pro:
- Ernst zu nehmender Wettbewerber zu Audi A6, BMW 5er und Mercedes-Benz E-Klasse – gerade, aber nicht nur als Kombi.
- Dieser Punkt gilt auch für den kompletten Antriebsstrang mit V6-Diesel und ZF-Automatik.
- Auch bei Nebenaggregaten wurde nicht gespart und zu Bauteilen namhafter Zulieferer gegriffen.
- Bedienkonzept gibt keine Rätsel auf, es geht auch ohne mittigen Multifunktionsknopf.
- Sitze auch für 1,90 Meter große Fahrer bequem und langstreckentauglich.
- Größtenteils sehr gute Verarbeitung.
- Weitgehend piepfreie Bedienung, die elektromotorisch betätigte Heckklappe eingeschlossen.
- Überraschend hohes Überholprestige.
Contra:
- Ein Jaguar mit Kombikarosserie und Dieselmotor, noch dazu ein V6 mit französischen Wurzeln statt eines R6? Klar, Kombis mit Dieselmotor sind angesagt, gerade in Deutschland, und ein V6 lässt sich günstiger fertigen und leichter unterbringen als ein R6. Die Produkte werden hierdurch aber vergleichbarer, was bei dieser Marke bis vor kurzem nicht der Fall war. Im Kopf Zustimmung, im Herzen Enttäuschung.
- Dass Tagfahr- und Rückleuchten den liegenden Buchstaben J (für Jaguar) darstellen, erschließt sich nicht von selbst. Womöglich resultiert das hohe Überholprestige aus der Verwechslung mit den bei Audi ähnlich gestalteten Tagfahrleuchten.
- Das Testfahrzeug zeigte im oberen Geschwindigkeitsbereich Unwuchten unbekannter Herkunft.