Ein Jahr nach dem "Diesel-Gipfel" in Berlin hat das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK) Versäumnisse bei der technischen Nachrüstung älterer Dieselfahrzeuge angeprangert. "Es ist völlig unverständlich, warum es immer noch keine Nachrüst-Verordnung gibt", sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski am Mittwoch in Bonn. "Hardware-Nachrüstung ist machbar, hilft der Umwelt und stabilisiert die Werte insbesondere Euro 5-Diesel." Man habe ein Jahr Zeit verloren.
Neben den Fahrzeugbesitzern ist die fehlende Rechtssicherheit vor allem für die Autohändler ein großes Problem. Laut dem ZDK haben die Betriebe immer noch einen Bestand von mehr als 300.000 Euro 5-Dieselautos im Wert von rund 4,5 Milliarden Euro im Bestand. Diese Fahrzeuge seien zurzeit kaum oder nur mit hohen Abschlägen zu verkaufen. Karpinski: "Dabei sind die Standkosten, die pro Tag und Fahrzeug bei 28 Euro liegen, noch gar nicht eingerechnet." Diesel-Pkw stehen nach aktuellen DAT-Angaben durchschnittlich 106 Tage beim Händler.
Hinzu kommen Leasing-Rückläufer, die weitere Verluste im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich befürchten lassen. "Diese Situation trifft mittelständische Betriebe, die sich dadurch teilweise existenziell bedroht sehen", betonte Karpinski. Der Verband pocht seit langem auf eine Nachrüstung von Euro-5-Bestandsfahrzeugen mit NOx-reduzierender Technik, damit deren Halter von Fahrverboten und Wertverlusten verschont bleiben.
Um die Hardware-Nachrüstung endlich in Gang zu bringen, sei ein finanzieller Anreiz für die Fahrzeugbesitzer durch ein öffentliches Förderprogramm wie seinerzeit beim Rußpartikelfilter zu begrüßen, sagte der ZDK-Chef weiter. "Dazu sollten auch die Fahrzeughersteller ihren Beitrag leisten, wie das bereits beim kommunalen Unterstützungsfonds geschieht." Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bis Ende September eine Entscheidung in der Debatte angekündigt. (rp)