Mit dem Automobilhersteller Toyota kann man aktuell fast Mitleid haben. Eine Rückrufnachricht jagt die nächste und man fragt sich, wo die viel gepriesene Qualität und Solidität geblieben ist, für die der japanische Autobauer in der Vergangenheit auch stand. Haben japanische Ingenieure plötzlich ihr Handwerk verlernt, sind die Facharbeiter in den Toyota-Fabriken und bei deren Zulieferern weltweit vom Schlamperei-Virus befallen? Oder ist man auch ein Opfer maßloser Übertreibung und Polemik?
An der Spitze ist es einsam. Gerade bei den Amerikanern sitzt der Stachel tief, dass der einstmals größte Autobauer der Welt, General Motors, ausgerechnet von einem japanischen Unternehmen vom Sockel gestürzt wurde. Dass der einstige Weltmarktführer sich in erster Linie durch verfehlte Modellpolitik, altbackene Technik und eine unglaubliche Aneinanderreihung von Managementfehlern selbst zum schweren Sanierungsfall gemacht hat, der derzeit nur in staatlicher Obhut mit Steuergeldern überlebensfähig ist, gerät durch die Toyota-Krise und tätige Mithilfe der amerikanischen Politik zumindest kurzfristig in Vergessenheit. Triumphgeheul der Konkurrenz – der amerikanischen wie der europäi-schen – ist angesichts der aktuellen Probleme bei Toyota allerdings fehl am Platz (s. auch aktuelle Rückrufe, S. 7).
Schon morgen könnte ein anderer Automobilhersteller wegen eines Rückrufs in die Schlagzeilen geraten. Unsere Rückrufdatenbank unter www.autoservicepraxis.de/rueckrufe führt alles, was in der Automobilindustrie Rang und Namen hat. Entscheidend für Werkstätten und Kunden ist nun, dass Toyota offen informiert und die bekannt gewordenen Probleme lückenlos beseitigt. Bis jetzt sieht es so aus, als würde der Konzern dabei seiner Rolle als Nummer eins gerecht. Für manche deutsche Autobauer liefern die Japaner zugleich ein Lehrstück dafür, wie man offen und ehrlich mit Rückrufen umgehen kann.
Frank Schlieben, asp-Chefredakteur
- Ausgabe 2/2010 Seite 3 (92.5 KB, PDF)