Die zunehmende Digitalisierung der Fahrzeuge eröffnet den markengebundenen Werkstätten ganz neue Möglichkeiten der Kundenansprache. Wie groß die Erwartungen der Hersteller an das vernetzte Auto sind, wurde auf dem Expertengipfel After-Sales deutlich, den der Handelskonzern Würth bereits zum vierten Mal veranstaltet hat. Moderiert wurde das Treffen hochrangiger After-Sales-Experten im Schlosshotel Friedrichsruhe von asp-Chefredakteur Ralph M. Meunzel. Das unter Druck geratene Servicegeschäft der Hersteller könnte durch die direkte und passgenaue Kundenansprache über den digitalen Kanal den freien Werkstätten Marktanteile abnehmen.
Die Anbindung des Pkw ans Internet und die Übertragung von servicerelevanten Daten aus dem Fahrzeug an den Hersteller ermöglicht den direkten Zugriff auf den Kunden über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs. Statt bunter Werbeflyer bekommt der Kunde künftig bei fälliger Wartung oder im Pannenfall das passgenaue Angebot der nächsten Markenwerkstatt. Kein Wunder, dass der Streit um die Datenhoheit angesichts der damit verbundenen Marktchancen bereits im vollen Gange ist.
Versicherer vergeben Aufträge vermehrt an freie Servicebetriebe
Der freie Werkstattmarkt profitiert dagegen massiv im Schadensgeschäft. Kfz-Versicherer gehen vermehrt dazu über, im Rahmen der Schadensteuerung Aufträge aus Kostengründen an freie Servicebetriebe zu vergeben. Hier haben OE-Werkstätten oft das Nachsehen. Erkauft wird das Geschäft aber in der Regel über hohe Abschläge vom Stundenverrechnungssatz. Weiteres Sparpotenzial nutzen Versicherer darüber hinaus beim Teile-Einkauf. Anstatt Originalteile werden beispielsweise bei Kaskoschäden günstigere Ersatzteile in OEM-Qualität verbaut.
Die Automotive-Sparte des Gastgebers Würth präsentierte sich beim Expertengipfel als kompetenter Werkstatt-Dienstleister im Beschaffungsbereich und zeigte Potenziale durch die Bündelung im Teileinkauf. "Gerade die Kleinteilebeschaffung macht in Werkstätten einen großen Teil der Kosten aus", erklärte Jens Görsdorf, Leiter Division Auto bei Würth. Der Einkauf der C-Teile mache im Autohaus zwar nur fünf Prozent beim Einkaufsvolumen aus, verursache aber 50 Prozent der Prozesskosten im Einkauf. Würth bietet Autohäusern eine Analyse des Teileinkaufs an und macht konkrete Verbesserungsvorschläge. Durch die Ausdünnung der Lieferanten, optimierte Bestellzyklen und verbesserte Rechnungsstellung lasse sich beim
Teileeinkauf eine Menge Geld sparen, betonte Görsdorf. (diwi)
* Die After-Sales-Experten v. l.: Matthias Heinz, Leiter Key Account Management Automotive bei Würth, Friedel Beyer, Abteilungsleiter Teile & Zubehör Hyundai Motors Deutschland, Andreas T. Franz, Director Aftersales Suzuki Deutschland, Karl Hell, Director Aftersales Hyundai Motors Deutschland, Gerhard Witte, Geschäftsführer Control Expert, Jens Görsdorf, Leiter Division Auto Würth, Gerd Meyer, Direktor Service Mazda Motors Deutschland, Daglef Seeck, Service Parts & Customer Care Director Fiat Chrysler Automobiles, Ralph M. Meunzel, Chefredakteur AUTO SERVICE PRAXIS (asp)