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Bremsscheiben abdrehen: Bremsen-Wellness für Stromer

29.03.2023 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Bremsscheiben abdrehen
Das Bremsscheiben-Abdrehsystem Pro-Cut PFM X9 ist in wenigen Minuten eingerichtet.
© Foto: Marcel Schoch

Wenn das Lenkrad beim Bremsen schlägt, das Bremspedal vibriert oder das Tragbild nicht mehr in Ordnung ist, müssen die Bremsscheiben gewechselt werden. Sehr viel kostengünstiger ist es aber, die Bremsscheiben abzudrehen.

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Kurzfassung

Bremsscheiben-Abdrehen setzt sich als Alternative zum Teiletausch immer mehr durch. Bei der Firma Stegmann in Bad Dürrheim arbeitet man erfolgreich mit dem Bremsscheiben-Abdrehsystem Pro-Cut PFM X9.

Herkömmliche Scheibenbremsen bei E-Autos sind ein Schwachpunkt. "Speziell im Bereich der E-Fahrzeuge tauchte bei uns in den letzten Jahren immer wieder das gleiche Problem mit verrosteten Bremsscheiben auf", sagt Dennis Bolz, Werkstattleiter und Tesla­-Verantwortlicher beim Karosserie-, Lack- und Reparatur-Fachbetrieb Stegmann in Bad Dürrheim. "Durch die Rekuperationsfunktion bremsen E-Auto-Fahrer kaum noch konventionell mit der Fußbremse ab. In der Folge verrosten die Bremsscheiben. Das Problem ist sogar bei einigen Fahrzeugen so groß, dass sie nach drei Jahren die erste Hauptuntersuchung nicht bestehen." Da ein Bremsscheibenwechsel nach drei Jahren vielen Kunden nicht einfach zu erklären ist, zumal dieser bei E-Fahrzeugen sehr teuer sein kann, hat man bei Stegmann nach einer Alternative gesucht. Fündig wurde man beim Werkstattsystem "BremsenDoc", das von der We4sales GmbH aus Trittenheim angeboten wird. Hier gehört das Abdrehen von Bremsscheiben zum Beheben von Rostschäden und Unwuchten zu den zentralen Services des Werkstattsystems.

Mobile Drehbank

Mittels einer mobilen Drehbank, die an der Radnabe montiert wird, können Bremsscheiben ohne Ausbau am Fahrzeug instandgesetzt werden. Mario Kohlmann, Verantwortlicher für das Werkstattsystem "BremsenDoc", erklärt, warum das Überarbeiten von Bremsscheiben an E-Fahrzeugen eine sinnvolle Ergänzung der Werkstattservices ist: "Durch das Brems­scheiben-Abdrehsystem Pro-Cut PFM X9 erschließen sich für die Werkstatt vollkommen neue Verdienstmöglichkeiten und eine Erweiterung des Kundenstammes. Statt wie gewohnt eine defekte Bremsscheibe einfach gegen eine neue auszutauschen, hat die Werkstatt jetzt die Möglichkeit, ihren Kunden eine Brems­scheiben-Reparatur bei gleichzeitiger Optimierung anzubieten."

Die Anwendung ist dabei denkbar einfach. Zuerst wird das E-Fahrzeug auf Abschleppmodus geschaltet. Danach kann das mobile Bremsscheiben-Abdrehsystem Pro-Cut PFM X9, nachdem das Rad demontiert wurde, mittels Adapter an der Fahrzeug­nabe verschraubt werden. Die anschließende Ausrichtung des Geräts an der Brems­scheibe funktioniert dabei komplett automatisch. Nach Einrichtung des Parallel-Schneidkopfes und Ausmessen der Bremsscheibe treibt der Elektromotor des Pro-Cut die Nabe an und zieht langsam den Schneidkopf über die Bremsscheibe. In einem einzigen Arbeitsgang von rund fünf bis acht Minuten wird die Bremsscheibe abgedreht und dabei Rost und eventuell vorhandener Seitenschlag beseitigt. Geübte Mechatroniker wie David Müller, der bei Stegmann für das Bremsscheiben-Abdrehsystem Pro-Cut geschult wurde, benötigen für das Abdrehen von vier Brems­scheiben an einem Fahrzeug mit Demontage und Montage der Räder rund 60 Minuten. "Da ich zum Abdrehen der Bremsscheiben am Fahrzeug den Brems­sattel beziehungsweise seinen Träger demontieren muss, ersetze ich gleich Verschleißteile wie beispielsweise die Dehnschrauben oder abgenutzte Brems­beläge", erklärt Müller. "Aber auch Bremssattel und -leitungen inspiziere ich auf Dichtheit."


"Wir haben monatlich mindestens zehn Kundenanfragen zum Abdrehen von Bremsscheiben. "

Dennis Bolz, Stegmann GmbH


Ob das Abdrehen durchgeführt werden kann, ist von der Restdicke der Brems­scheibe abhängig. Keinesfalls darf beim Abdrehen deren Verschleißmaß unterschritten werden. "Damit gewährleisten wir, dass nach der Überarbeitung noch ausreichend Restdicke für einen genügend großen Gebrauchszeitraum übrig ist", sagt Bolz. "Würden wir die Toleranz beim Abdrehen unterschreiten oder bleibt nicht genügend Restdicke, empfehlen wir unseren Kunden stets Neuteile."

Vielseitig einsetzbar

Das Überarbeiten der Bremsscheibe beseitigt aber nicht nur bei E-Fahrzeugen Rostschäden, sondern auch bei konventionellen Fahrzeugen. "Steht beispielsweise ein Gebrauchtfahrzeug länger im Freien zum Verkauf, können die Bremsscheiben bereits nach wenigen Wochen verrostet sein. Im Zuge des Fahrzeugchecks vor Übergabe an den Kunden setzen wir bei starkem Rost die Pro-Cut ein, um ein technisch einwandfreies Fahrzeug übergeben zu können", sagt Bolz.

Doch nicht nur Rost, auch Bremsscheiben-Seitenschlag ist ein weiteres häufiges Problem. "Speziell bei E-Fahrzeugen kommt es häufig zum Seitenschlag", erklärt Bolz. "Die Bremsscheiben erwärmen sich im Normalbetrieb kaum auf Betriebstemperatur. Kommt es dann plötzlich aus höherer Geschwindigkeit zu einer Notbremsung, kann sich die kalte Brems­scheibe, die sich jetzt plötzlich stark erhitzt, thermisch verziehen." Dies führt in Folge zu einem pulsierenden Bremspedal oder ist Ursache von Vibrationsproblemen. Früher wurden solche Bremsscheiben gewechselt. Heute kann der Seitenschlag oder die Dickenvarianz mit der Pro-Cut PFM X9 egalisiert werden. Die Oberfläche der Bremsscheibe ist danach wieder plan, glatt und sauber und harmoniert perfekt mit den Bremsbelägen.

Hohe Kostenersparnis

Auch bei Ersatzteil-Lieferschwierigkeiten kann die Bremsscheiben-Instandsetzung helfen, das Fahrzeug mobil zu halten. Meistens sind aber die hohen Ersatzteilkosten der Grund, Bremsscheiben überarbeiten zu lassen. Denn ein kompletter Bremsenwechsel kann, wie beispielsweise beim Tesla Model 3, heute schon mal 1.350 Euro kosten. "Wir haben mittlerweile monatlich mindestens zehn Anfragen von Kunden, die Bremsscheiben abdrehen lassen wollen", sagt Bolz. "Und das sind nicht nur E-Fahrzeug-Kunden, sondern auch Kunden mit Leasing-Fahrzeugen, die ihr Fahrzeug vor der Leasing-Rückgabe reparieren müssen." Das Abdrehen der Bremsen wird aber auch als Optimierung für Performance-Fahrzeuge angeboten. "Damit ist es uns gelungen, den Kundenkreis im gehobenen Sportwagensegment weiter zu festigen", so Bolz. Kunden schätzen am Abdrehen auch den Aspekt der Nachhaltigkeit.

Seit Herbst 2022 ist Stegmann BremsenDoc-Partner mit dem Abdrehsystem Pro-Cut. Bereits im März dieses Jahres hatte sich die Investition von rund 8.000 Euro in das Pro-Cut­Bremsenabdrehgerät amortisiert.


Leistungs- und Einsatzspektrum Pro-Cut PFM X9

  • Verrostete Bremsscheiben aufbereiten
  • Entfernen von Rillen und Riefen
  • Thermisch verzogene Bremsscheiben egalisieren
  • Vermeidung der Einfahrphase bei neuen Bremsen
  • Ausgleich von Fertigungstoleranzen zwischen Radnabe und Bremsscheibe
  • Alle Bremsscheiben aus Stahl (unabhängig vom Hersteller) können aufbereitet werden
  • Auch für gelochte und geschlitzte Bremsscheiben geeignet


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