Bei Mahle ist man überzeugt: der Verbrennungsmotor wird mindestens in den nächsten zwei Jahrzehnten seine dominante Marktdurchdringung behalten. Um die Klimaziele einzuhalten, sei es daher unumgänglich, diesen weiter zu optimieren, erklärte Wolf-Henning Schneider, Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO des Mahle-Konzerns anlässlich der Technischen Pressekonferenz. Das Unternehmen stellte in Stuttgart seine Doppelstrategie vor. Denn neben der Optimierung der Verbrennungsmotoren sieht der Automobilzulieferer in der Elektromobilität langfristig einen Schlüsselbaustein, um einen CO2-neutralen Individualverkehr zu erreichen.
Verbrennungsmotor optimieren
Um Verbrauch und Emissionen des Verbrennungsmotors weiter zu reduzieren, setzt Mahle auf zwei Säulen: Reibungsoptimierung und die Vermeidung von Öleintrag in den Brennraum. Mit Technologien zur optimierten Mechanik und Schmierung bei Ottomotoren seien bis zu sechs Prozent weniger CO2-Emissionen im WLTP-Zyklus (Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure) möglich. Auch im realen Fahrbetrieb zeigen die Maßnahmen nachhaltige Wirkung bei den Emissionen und beim Verbrauch, so Mahle.
Allein durch reibungsarme Oberflächen, verringerte Reibkontaktflächen und optimierte Spielgestaltung erreiche man im Herzstück des Motors, der "Power Cell Unit" (PCU), eine direkte Reibungsreduzierung, die zu einer CO2-Reduzierung von bis zu 2,5 Prozent führt (WLTP). Die neuen Motorkomponenten ermöglichen zudem den Einsatz niedrigviskoser Öle und entlasten den Ölkreislauf. Die Kolben benötigen weniger Kühlöl, wodurch die Ölpumpe bedarfsgerecht in jedem Betriebspunkt reguliert werden kann.
Zukunft Elektromobilität
Seine Expertise will Mahle zukünftig auch verstärkt einsetzen, um die Elektromobilität voranzutreiben. Denn neben infrastrukturellen Aspekten wie der Bereitstellung von Schnellladesäulen, sei auch die Fahrzeugtechnik weiter gefordert.
Mit effizienten Antriebssystemen, Leistungselektronik sowie elektrischen Nebenaggregaten kann das Unternehmen schon heute integrierte Systemlösungen aus einer Hand anbieten. Dem Thermomanagement als Grundvoraussetzung für Reichweite, Batterielebensdauer, Leistungsfähigkeit des Antriebssystems und Innenraumkomfort kommt eine Schlüsselrolle zu. Im Vergleich zum Verbrennungsmotor fällt bei E-Fahrzeugen dabei die wichtigste Wärmequelle weg. Der Innenraumkomfort lässt sich auch über einen speziellen Hochvolt-Heizer, jedoch auf Kosten der Reichweite, sicherstellen. Alternativ bietet Mahle eine weitere Lösung: durch Nutzung der geringen Abwärme des E-Motors und der Leistungselektronik in Verbindung mit einer Kühlmittel-Wärmepumpe kann die Reichweite sogar um bis zu 20 Prozent erhöht werden (bei 0 Grad Celsius).
Auch zur thermischen Konditionierung von Batterien in Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybridfahrzeugen hat Mahle Lösungen entwickelt, die bereits in Serie gefertigt werden. Mit Schnellladefunktionen und leistungsfähigeren Batterien wird dem Batteriethermomanagement zukünftig jedoch eine noch größere Bedeutung zukommen.
Neutrale Stromerzeugung
In Stuttgart stellte sich Mahle selbstbewusst als Technologietreiber sowohl beim Verbrennungsmotor als auch in Sachen Elektromobilität dar. Bei der Elektromobilität ist man sich aber auch der Notwendigkeit einer umfassenden "Well-to-Wheel"-Betrachtung bewusst ("vom Bohrloch bis zum Rad"), die neben dem Fahrzeugwirkungsgrad ("Tank-to-Wheel") auch die Stromerzeugung und -bereitstellung miteinbezieht. Denn nur mit großteils CO2-neutral gewonnenem Strom zahle die Elektromobilität über die lokale Emissionsfreiheit hinaus nachhaltig in die Klimaziele ein, so CEO Wolf-Henning Schneider.
Kurzfassung
Der Verbrennungsmotor wird zunächst seine Vorrangstellung behalten. Aus diesem Grund setzt Mahle auf eine Doppelstrategie: den Verbrennungsmotor optimieren sowie zukünftsfähige Lösungen für die Elektromobilität bereitstellen.
48-Volt-Fahrzeugkonzept
MEET - Mahle efficient electric transportDie Anforderungen an künftige Fahrzeuge im urbanen Umfeld ändern sich. Hohe Effizienz, intuitive Bedienung und Wendigkeit stehen im Mittelpunkt. Vor diesem Hintergrund entwickelt Mahle ein Demonstratorfahrzeug, das aufzeigen soll, wie sich diese Kernwerte durch einen gesamtsymmetrischen Ansatz realisieren lassen. Auf Grundlage zahlreicher Messfahrten in der Stuttgarter Innenstadt entschied man sich beispielsweise für einen 48-Volt-Antrieb. Das MEET-Demonstratorfahrzeug und sein Gesamtkonzept wird Mahle erstmals auf der IAA 2017 vorstellen.
- Ausgabe 07/08/2017 Seite 30 (329.6 KB, PDF)