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Umfrage: Die Stimmungslage im Markt

28.05.2020 11:00 Uhr | Lesezeit: 3 min
In den letzten Jahren ist das Werkstattgeschäft noch gewachsen – das könnte sich bald ändern.
© Foto: AdobeStock /Marina Zlochin

Wie freie Kfz-Werkstätten das heutige Geschäft beurteilen und sich auf die Zukunft vorbereiten. Ergebnisse einer Umfrage der Forschungsorganisation ICDP in Zusammenarbeit mit asp.

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Grund zu klagen gab es für Werkstätten in den letzten Jahren nicht. Die Zahl der Aufträge ist von 2014 bis 2017 um zwei Prozent gestiegen. Da der Preisanstieg höher lag als die allgemeine Inflation, führte diese Entwicklung zu einem Wachstum des Marktvolumens von acht Prozent. Nach den Berechnungen der Forschungsorganisation ICDP (International Car Distribution Programme) wird sich diese Entwicklung allerdings nicht fortsetzen. Bis zum Jahr 2030 könnten die Werkstattaufträge um vier Prozent zurückgehen. Das liegt an verschiedenen Faktoren, wie dem Mix des Fahrzeugbestands nach Antriebstechnologie, dem Fahrzeugalter, dem Trend hin zu längeren Wartungsintervallen, wie auch dem Rückgang der durchschnittlichen Fahrleistung. Neuere Fahrzeuge sind weniger anfällig und die Notwendigkeit von Reparaturen wird seltener. Allerdings werden Reparaturen durch die neuen Fahrzeugtechnologien komplexer und benötigen längere Reparaturzeiten.

Dies war die Ausgangssituation für eine europaweite Studie (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Großbritannien und Norwegen) von ICDP in Kooperation mit asp AUTO SERVICE PRAXIS zu den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen von freien Kfz-Werkstätten.

Europaweit gleiche Herausforderung

Im europäischen Vergleich sind die Strukturen des unabhängigen Service- und Reparaturmarktes leicht unterschiedlich, doch alle stehen vor ähnlichen Herausforderungen. In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der freien Werkstätten in den großen europäischen Märkten stabil geblieben. In Deutschland wurde sogar ein leichtes Wachstum von 20.200 (2008) auf 21.600 (2019) Werkstätten verzeichnet. Dabei haben viele kleinere Betriebe ihre Aktivitäten bereits eingestellt. Dieser Rückgang wurde aber überkompensiert durch ehemalige Autohändler/Vertragswerkstätten, die als freie Werkstatt das Geschäft fortführen.

Die "typische" freie Werkstatt ist recht klein, mit drei Technikern und einem Durchlauf von durchschnittlich acht Fahrzeugen pro Tag. Weiterhin nutzt der Kunde überwiegend das Telefon, um mit einer Werkstatt in Kontakt zu treten. Aber es gibt auch ein Potenzial über den Online-Kanal. In Deutschland kontaktieren 20 Prozent der Kunden eine freie Werkstatt per E-Mail oder Online-Formular.

Werkstattkonzepte sind gefragt

In den analysierten Märkten sind 50 Prozent aller unabhängigen Werkstätten Partner eines Werkstattkonzeptes. Im Vergleich zum Jahr 2017 ist dies ein Wachstum von über drei Prozent. Es gibt viele Gründe, einem solchen Werkstattkonzept beizutreten: etwa technischer Support, regelmäßige Weiterbildungen und die Chance, das Marketing weiter zu professionalisieren. Die Einkaufskonditionen sind auch wichtig, jedoch nicht so wichtig, wie manch ein Werkstattkonzept-Anbieter denkt (siehe Grafik). Insbesondere achten Werkstätten auf ein flexibles Angebot des Konzeptes. Dabei ist es ihnen wichtig, dass es keine "Teile-Abnahmeverpflichtung" gibt. Werkstätten schätzen den "Zugang zu IT- und CRM-Systemen" und einen "modularen Aufbau des Franchise-Angebots", dabei sind "geringe Investitionskosten" wichtig.

Megatrends als Herausforderung

Die vier Megatrends "ACES" (Autonomy, Connectivity, Electrification, Sharing) sind in aller Munde. Voll automatisiertes Fahren wird zwar auch im Jahr 2030 nicht die Regel sein, jedoch wird der Fahrzeugbestand mit Fahrerassistenzsystemen (ADAS - Advanced Driving Assistant Systems) stark zunehmen. ADAS, "Connected Car" und die intensivere Nutzung von Car-Sharing werden das Aftermarket-Geschäft aber nur leicht positiv beeinflussen. Durch den Wegfall diverser Verschleißteile generieren Elektroautos weniger Werkstatteingänge. Jedoch wird auch im Jahr 2030 der Bestand an Elektroautos weiterhin gering sein.

Auch der Teilevertrieb steht vor großen Veränderungen. Der Beschaffungs-Split der freien Werkstätten hat sich in den vergangenen Jahren nur leicht verändert. Weiterhin wird der Großteil der Ersatzteile über den freien Teilehandel (> 60 Prozent) bestellt, mittlerweile allerdings auch rund 20 Prozent über den OEM-Kanal. Ein Wachstum von alternativen Kanälen ist zu verzeichnen. Etwa fünf Prozent der Ersatzteile werden über Webstores/Online-Marktplätze gekauft.

Die Ersatzeilproduzenten versuchen vermehrt durch Loyalitäts-Programme, Verkaufsvereinbarungen, technische Hilfestellungen und technische Fortbildungen die Marken-Wahrnehmung positiv zu beeinflussen, damit die Werkstatt dazu geneigt ist, entsprechend "ihre" Marke zu ordern. Auch Teilehändler können bei der telefonischen Bestellung die Wahl der Ersatzteilmarke durch Diskussionen beeinflussen. Schlussendlich ist die Wahl der Ersatzteilmarke abhängig von der Einstellung der Kfz-Werkstatt und der Beziehung zu ihrem Teilehändler. Werkstätten legen am meisten Wert auf die Verfügbarkeit und Qualität der Teile. Auch die Teilehändler-Eigenmarkenteile spielen für viele Reparaturbetriebe eine wichtige Rolle, da sie kostengünstigere Alternativen in akzeptabler Qualität anbieten. In Deutschland machen Eigenmarken schon rund 20 Prozent des Einkaufsvolumens aus.

Fünf Punkte für die Zukunft

Die aktuelle ICDP-Studie hebt mehrere Aktionspunkte hervor, von denen freie Kfz-Werkstätten profitieren können, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und sich heute für die Zukunft zu positionieren:
- Die Zugehörigkeit zu einem Werkstattsystem erleichtert den Zugang zu technischen Informationen, Marketing- Support wie auch EDV-Systemen
- Vor einem Werkstattbesuch recherchieren Kunden im Internet. Dies bedeutet, dass die Kfz-Werkstatt auch dort auffindbar sein muss. Durch eine moderne Website und die Integration in Google Maps wird dem Kunden ein zeitgemäßes Auftreten signalisiert
- Ersatzteilpreise vergleichen lohnt sich - insbesondere mit Teilehändler-Eigenmarken. Auch der Blick in einen Webshop/Online-Marktplatz kann sich lohnen
- Investitionen in Werkstattausrüstung speziell für Diagnose, ADAS und für Arbeiten an Elektrofahrzeugen sind notwendig
- Eine Spezialisierung auf eine Marke und/oder Reparaturaufgabe in bestimmten Regionen kann sich lohnen

Interessenten können sich bei Rückfragen zur Umfrage direkt per Mail unter icdpgermany@icdp.net bzw. telefonisch unter +49 (0) 69 959 325 265  an die ICDP wenden.  

Der Autor

René Herrmann, Country Manager Germany bei ICDP, hat die Ergebnisse für asp zusammengefasst.

Kurzfassung

International Car Distribution Programme (ICDP) ist eine internationale Forschungs- und Strategieorganisation. Mitglieder der Not-For-Profit-Organisation sind Autohersteller, Zulieferer, Händler, Werkstattketten und Verbände.

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