Die Technischen Überwachungsvereine möchten die Zulassungstests für neue Autos reformieren und so für mehr Transparenz in dem Verfahren sorgen. Axel Stepken, Chef des TÜV SÜD, nannte am Montag in München mehrere Vorschläge, um künftig Manipulationen wie beim VW-Abgas-Skandal zu verhindern. Das bisherige Verfahren sei "offensichtlich nicht zu Ende gedacht" gewesen, sagte Stepken. "Wir haben nicht vermutet, dass hier Missbrauch des Systems betrieben wird." Die Dienstleister hatten sich zuletzt unter anderem auf die Daten fremder Firmen sowie der Auto-Hersteller verlassen müssen.
Im Namen des Verbands der Technischen Überwachungsvereine (VdTÜV) machte Stepken vier Vorschläge, die vor allem auf transparentere Kontrollen der Autos abzielen. So sollte der TÜV künftig etwa bei der Zulassung neuer Modelle an allen Tests beteiligt und auch in die Datenerhebung fremder Firmen eingeweiht werden. Für den TÜV würde das mehr Arbeit bedeuten und somit mehr Umsatz.
Bislang habe sich sein Unternehmen auch auf Werte anderer Prüfer verlassen müssen, sagte Stepken. Es sei von zentraler Bedeutung, "dass wir hier mehr Transparenz reinbringen". So könnte auch das Vertrauen der Verbraucher zurückgewonnen werden. Außerdem müsse ein Weg gefunden werden, die Computer-Software in den Autos angemessen zu prüfen, ohne die geheimen Quellcodes der Systeme offenzulegen. Volkswagen hatte den Schadstoffausstoß in Tests mit dem Einsatz von Software künstlich gedrückt.
Ob die angekündigten Emissionswerte schließlich eingehalten werden, sollte während der Produktion von unabhängigen Dritten bei der Hälfte aller hergestellten Autos geprüft werden. Welche Autos geprüft werden, sollte das Kraftfahrt-Bundesamt entscheiden. Auch hier kommen die TÜVs als Prüfer infrage. Derzeit werde nur ein Bruchteil der Autos – teilweise vom Hersteller selbst – getestet.
AU: Plädoyer für Endrohrmessung
Zuletzt müsse bei der zweijährlichen Abgasuntersuchung zusätzlich zur digitalen Messung wieder eine sogenannte Endrohrmessung direkt am Auspuff durchgeführt werden, um so die Werte der digitalen Prüfung zu verifizieren. Dazu müsse allerdings noch eine neue Messtechnik entwickelt werden. Bei neueren Auto-Modellen werde schon seit 2007 keine Messung am Auspuff mehr durchgeführt.
Diese Vorschläge sind laut Stepken bereits der Autoindustrie sowie den zuständigen Fachgremien des Kraftfahrt-Bundesamtes und des Verkehrsministeriums vorgestellt worden – mit durchgängig positivem Echo. Er betonte jedoch, es sei nicht die originäre Aufgabe des TÜV, "Manipulation und Gaunerei aufzudecken". Stattdessen seien Risikominimierung und gesellschaftliche Akzeptanz neuer Technik das Kerngeschäft. (dpa)