Als BMW dem ersten 3er (Baureihe E21) endlich die lang erwarteten Sechszylinder-Motoren spendierte, avancierte der Münchener zum automobilen Bayern-Bomber. Denn erst unter den Typenkennungen 320/6 und 323i mutierte die zweitürige Mittelklasse mit Sportwagentalenten zum wahren Nachfolger der legendären BMW 02-Serie. Nach nur sechs Verkaufsjahren wurde die 1975 enthüllte erste BMW-3er-Reihe Mitglied im Club der Produktionsmillionäre – und übertraf damit zugleich die hoch hängende Messlatte der vorausgegangenen 02-Serie. Erster Höhepunkt für eine bis heute anhaltende und mittlerweile sechs 3er-Generationen sowie über 13 Millionen Einheiten umfassende Bestsellerkarriere.
Ein vollkommen neues Auto von BMW, das war Mitte der 1970er Jahre noch ein außergewöhnliches Ereignis. Tatsächlich war die "kleine" 02er-Reihe bereits neun Jahre alt, als BMW mit den Modellen 316, 318 und 320 im Sommer 1975 Nachfolger vorstellte, die deutlich größer waren, aber ebenso dynamisch sein sollten wie ihre zierlichen Vorgänger. Diese blieben übrigens als Basisversion 1502 noch zwei weitere Jahre im Programm. Stattlicher, stärker und sicherer, so stellte sich die erste 3er Reihe vor. Wobei die gegenüber dem Vorgänger höhere PS-Ausbeute der anfänglich ausschließlich lieferbaren Vierzylinder-Motoren durch die etwas gewichtiger gewordene, jetzt 4,36 Meter messende Karosserie (plus 13 Zentimeter im Vergleich zur 02-Serie) kompensiert wurde.
Die Fachpresse überschlug sich von Beginn an geradezu in Lobeshymnen über das sportlich abgestimmte und doch komfortable Fahrwerk mit McPherson-Vorderachse sowie Einzelradaufhängung an Schräglenkern und Federbeinen hinten. Oder das Novum eines Innenraum-Designs mit zum Fahrer hin orientiertem Cockpit, das über Jahrzehnte typisch für das BMW Interieur war. Bemerkenswert war schließlich die Umstellung von Schnecke-Rolle-Lenkung auf eine Zahnstangenlenkung. Die heute selbstverständliche Servounterstützung gab es allerdings erst ab 1977 - als Option für die neuen starken Sechszylinder.
Sechszylinder erfolgreicher
Dagegen brachte es die anfängliche Topversion 320i mit 125-Einspritz-PS nur auf wenig berauschende 180 km/h Vmax. Wer mehr wollte, musste sich von Tunern wie Alpina bedienen lassen: 118 kW/160 PS entlockte Burkhard Bovensiepens Betrieb etwa dem 320i. Damit distanzierte dieser Alpina sogar knapp den Porsche 911, war allerdings mit Preisen ab 31.766 Mark auch kaum billiger. Weshalb allein der halb so teure Standard-320 ein Liebling der Massen wurde. Tatsächlich verkaufte sich auch der 320 mit Sechszylinder in größeren Stückzahlen als die deutlich erschwinglichere Einstiegsversion 316. Nicht unterschätzt werden darf zudem der Beitrag des Spitzenmodells BMW 323i zu den Zulassungszahlen der bayerischen Basisbaureihe, die damit etwa 1979 und 1980 Rang 6 in den deutschen Neuwagencharts belegte. Eindrucksvoll war übrigens auch die Modelltreue der zufriedenen BMW-Fahrer: Nach einer Umfrage aus dem Jahr 1980 wollten vier von fünf Kunden das Fahrzeug wieder kaufen.
Eine Zufriedenheitsstudie, deren Ergebnisse sich sogar auf die rarsten Varianten des 3ers übertragen ließen, nämlich die Cabrio-Limousinen des Stuttgarter Karossiers Baur. Wie schon bei der 02-Baureihe war Baur der Open-Air-Spezialist für BMW, der nun 316 bis 323i "Topcabriolets" mit feststehenden Fensterrahmen und Überrollbügel in kleiner Zahl von 4.600 Einheiten über das BMW-Händlernetz verkaufte. Zu den Volumentypen mit über 100.000 Zulassungen zählte dagegen die erst zum Modelljahr 1981 eingeführte Motorisierung der Baureihe E21. Dieser BMW 315 fungierte wie weiland der Typ 1502 als preiswerte 75-PS-Einstiegsversion ins BMW-Programm. (sp-x)