Sie kommen langsam, aber gewaltig: Zwar sind moderne Diesel-Motoren die Helden der Vielfahrer, weil sie auch bei Vollgas noch halbwegs sparsam sind und trotzdem mühelos mit weit über 200 km/h über die linke Spur fliegen. Doch um in Fahrt zu kommen, lassen sich auch die modernsten Motoren ein wenig Zeit. Denn ohne den nötigen Abgasstrom ist auch der potenteste Turbo machtlos und gönnt sich deshalb beim Anfahren oder beim spontanen Zwischenspurt eine kleine Gedenkzeit. So wirken die Diesel tatsächlich wie Bären, mit denen sie gerne verglichen werden: Anfangs ein bisschen verschlafen und gemütlich, nur um danach umso kräftiger und vor allem geduldiger zur Sache zu gehen.
"Aber damit ist bald Schluss", sagt Ulrich Weiss. Er leitet die Entwicklung der Diesel-Motoren bei Audi und will den bärigen Kraftpaketen 25 Jahre nach der Premiere des TDI-Motors noch einmal richtig Beine machen. Dabei setzt der Ingenieur auf einen elektrischen Turbo: Den beiden konventionellen Ladern vorgeschaltet, springt er immer dann in die Bresche, wenn der Abgasstrom noch zu dünn ist und die Verdichter deshalb nicht so recht bei Puste sind: Zwei Zehntelsekunden reichen dem E-Motor, um den kaum zwei Fäuste großen Lader auf 72.000 Touren zu bringen und das Turboloch ausgesprochen wirkungsvoll zu stopfen.
"Das gibt uns den nötigen Kick beim Kickdown“, ist Weiss überzeugt und will mit Boostphasen von ein bis maximal drei Sekunden das vielleicht letzte Manko dieses Motorenprinzips ausräumen: "Der Verbrauch des Diesels ist vorbildlich, die Laufkultur kein Thema mehr und an den Endgeschwindigkeiten gibt es auch nichts zu kritisieren. Nur bei der Beschleunigung hat der TDI noch einen Nachholbedarf", sagt der Entwickler und müsste eigentlich "hatte" sagen.