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Automesse: PS-Rekorde in New York

29.03.2016 15:03 Uhr
Automesse: PS-Rekorde in New York
Der Chevrolet Camaro mit dem Zusatz ZL 1 leistet 640 PS.
© Foto: EPA/JUSTIN LANE

Auf der New York Auto Show weht auf vielen Ständen ein alter Wind. Vor allem die großen amerikanischen Hersteller präsentieren Kraftpakete, die die 500-PS-Grenze locker überspringen.

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Von Peter Maahn/SP-X

Böse Zungen vergleichen Autoausstellungen gerne mal mit Erotikmessen. Auf beiden ist ganz offen Anrüchiges, weithin sogar Verbotenes zu bestaunen. Frei nach dem Motto man könnte, wenn man denn wollte und dürfte. Die Spurensuche auf der Autoshow in New York fördert denn auch manches zu Tage, was eigentlich längst verpönt ist. Leistungsstarke Neuheiten jenseits der 500-PS-Marke, deren standesgemäßer Gebrauch für immensen Verbrauch steht. Amerikaner, die die Möglichkeiten dieser Chevrolets oder Jeeps auf öffentlichen Straßen nutzen, müssen sich auf einen längeren Aufenthalt in der ernüchternden Zelle des örtlichen Sheriffs einstellen.

Beispiel Chevrolet: Auf dem weitläufigen Stand zeigt sich der kleine Bolt, ein reines Elektromobil, daneben die Neuauflage des Volt, der ebenfalls recht weit abgasfrei unterwegs sein kann, bis ein kleiner Verbrenner helfend einspringt. Umringt jedoch wird der neue Camaro mit dem Zusatz ZL 1. Dessen 6,2-Liter-Achtzylinder bringt dank der Mitarbeit eines Kompressors 477 PS / 640 PS an die Hinterachse, erobert mit einer Durchzugskraft von 868 Nm die Hall of Fame im Sportwagenhimmel. Diverse elektronische Systeme sollen künftige Fahrer unterstützen, die vielen Pferde auch auf den Boden zu bringen. Zehn-Gang-Automatik ist serienmäßig. Der Normverbrauch soll bei rund 14,5 Litern auf 100 Kilometer liegen. Wer's glaubt...

Beispiel Cadillac: Die äußerlich recht brave viertürige Limousine CTS-V nutzt das gleiche Triebwerk wie der Camaro, muss allerdings mit nur acht Gängen auskommen. Der Renner im Smoking kostet in den USA unter 50.000 Euro, schaffte es sogar zum Titel US-Auto des Jahres.

Beispiel Dodge und Jeep: Schon die Namensgebung würde in Europa die Gegner solcher Autos auf die Barrikaden treiben. Hellcat (Höllenkatze) nennt Fiat-Chrysler seine aufgepeppten Versionen ansonsten recht normaler Modelle. Der klassische Dodge Challenger als viertürige Limousine oder zweitüriges Coupé durfte den teuflischen Zusatz schon seit letztem Jahr tragen. Jetzt kommt der berühmte Jeep Grand Cherokee dazu. Unter seiner Haube ebenfalls ein 6,2-Liter-Achtzylinder mit Kompressor, mittlerweile wohl eine Standardgröße bei US-Konzernen. In der Offroad-Variante mit dem Beinamen Trailhawk leistet der Jeep 527 kW / 717 PS. Er kommt erst 2017, vermutlich aber nicht nach Europa.

Beispiel Lincoln: Die Edelmarke von Ford erfindet sich gerade neu, hat mit dem ansehnlichen Flaggschiff Continental schon Anfang des Jahres in Detroit für Furore gesorgt. In Manhattan ist jetzt die Studie für die Neuauflage des klassischen Riesen-SUV Navigator  zu sehen. Das Auffallendste ist wohl die weit nach oben schwingende Flügeltür, deren Breite sich über zwei der drei Sitzreihen erstreckt. Erstiegen wird der Siebensitzer über eine elektrisch ausfahrbare Treppe, die im Gegensatz zur Klapptür durchaus Chancen hat, es im nächsten Jahr in die Serie zu schaffen. Unter der Haube gibt sich das 5,40-Meter-Schiff etwas bescheidener als die Sport-Boliden der heimischen Rivalen. Der 3,5-Liter-Sechszylinder mit Doppelturbo muss sich mit rund 400 PS begnügen. Genaueres ist noch nicht bekannt.

Natürlich lassen sich bei der allgemeinen Aufrüstung auch die deutschen Mitstreiter nicht lumpen und machen munter mit, wenn es um die Donald Trumps in Blech, Alu oder Karbon geht. Mercedes mit diversen AMG-Modellen, Audi zeigt sogar nur Sportmodelle und Porsche nichts wirklich Neues, dafür aber Starkes. Nur VW beteiligt sich nicht am neuen Wettrüsten. Aber die Wolfsburger haben sich mit einem Mini-Stand ohnehin in die letzte Ecke der Halle verzogen und verstecken sich vor der erwarteten Zahl von über einer Millionen Besucher im Büßerhemd.

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