Wegen den Schätzen auf vier Rädern pilgern Tausende zum "Concorso d’Eleganza Villa d’Este" nach Cernobbio, unweit von Como gelegen. Verglichen damit ist das Interesse an den Zweirädern gering. Doch im vierten Jahr, in dem es nun auch einen Concorso di Motociclette gibt, hat das Teilnehmerfeld ein Niveau erreicht, das seinesgleichen sucht. Die Freunde historischer Zweirad-Juwelen wissen es zu schätzen und kommen in immer größerer Zahl.
Denn die Offerte der Veranstalter, BMW Classic und das Grandhotel Villa d’Este, ist vom Allerfeinsten. So gibt es neben den vier regulären Kategorien, in die das Feld von insgesamt 35 Motorrädern klassiert ist, eine Gruppe von Weltrekord-Fahrzeugen. Die fünf, allesamt aus den Jahren 1929 bis 1937, hielten jeweils eine Zeitlang den Geschwindigkeits-Weltrekord. Nun stehen sie hintereinander in der im Park der nah bei der Villa d’Este gelegenen Villa Erba, fast so, als wären sie im Windschatten unterwegs.
Ganz hinten der älteste Renner: Ernst Henne trieb schon 1929 – BMW baute damals erst seit sechs Jahren Motorräder – die BMW 750 auf sagenhafte 216,75 km/h. Davor duckt sich eine Zenith Temple mit JAP-Kompressormotor, die es 1930 gleich zu mehreren Erfolgen brachte. Die Zenith klebt förmlich am Hinterrad der ebenfalls mit einem JAP-V2-Motor ausgerüsteten OEC Temple; der Engländer Joe Wright kam 1930 damit auf gut 220 km/h und überflügelte damit Ernst Henne. Bei einem späteren Rekordversuch setzte er unzulässigerweise die Zenith Temple JAP ein und erreichte sogar mehr als 242 km/h.
1937 stieß man dann in ganz neue Geschwindigkeitsregionen vor: Der Italiener Piero Tarfuffi brachte es mit einer vollverkleideten Gilera Rondine, die ein an ein Flugzeug erinnerndes Heck aufweist, auf sensationelle 274,181 km/h. Da blieb der Konkurrenz nicht mehr viel Zeit zum Kontern. Doch BMW schaffte es: Die stromlinienförmige 500er von Ernst Henne, mit der schon einige Jahre experimentiert worden war, kam mit einem aufgeladenen 100-PS-Boxermotor am 28. November auf 279,503 km/h. Der Rekord hielt 14 Jahre.