Von Peter Eck/SP-X
Aktuelle SUV kennen optisch eigentlich nur zwei Wege, entweder machen sie auf "Geländewagen" oder die Designer versuchen, sie so pkw-artig wie möglich zu machen. Citroen geht mit dem neuen C3 Aircross einen anderen Weg. Unter dem klare Kante zeigenden und trotzdem verspielten SUV-Blechkleid, verbirgt sich ein komfortables, eher an einen Van erinnerndes Familienauto. Am 11. November kommt der kleine Franzose nach Deutschland, die Preisliste reicht je nach Motorisierung und Ausstattung von 15.290 Euro (Benziner, 60 kW / 82 PS) bis zu 23.390 Euro (Diesel, 88 kW / 120 PS).
Zum Basispreis gibt es allerdings nur einen recht schwächlichen Motor und den auch nur in Verbindung mit der Grundausstattung (Live). Interessant wird es erst mit dem 110-PS-Benziner, ebenfalls ein Dreizylinder, ab der mittleren Ausstattung (Feel) für dann schon 18.790 Euro. Und wer doch und trotz aller Diskussionen einen Diesel will, ist mit dem ab 19.790 Euro erhältlichen 1,6-Liter-Vierzylinder mit 73 kW / 99 PS gut bedient. Allerdings, das machten nun die ersten Testfahrten deutlich, sind es wohl eher nicht die Motoren, die einem Interessenten zum Kauf animieren könnten.
Eher überrascht der Raum positiv, den Citroen aus den nur 4,16 Metern Länge herausgepresst hat. Man sitzt vorne sehr großzügig, hinten geht es im Beinbereich etwas enger zu, dafür stimmt die Kopffreiheit auf allen Plätzen. Prima ist die um 15 Zentimeter verschiebbare Rückbank, die in den höheren Ausstattungsvarianten im Verhältnis 40:20:40 (sonst: 2/3:1/3) umklappbar ist und deren Lehnen zusätzlich in der Neigung verstellbar sind. Das erweitert bei Bedarf nicht nur den Kofferraum von 410 auf 520 Liter, die umklappbare Lehne des Beifahrersitzes erlaubt auch die Mitnahme von bis zu 2,40 Meter langen Gegenständen.
Außen SUV, innen Van
Man merkt dem C3 Aircross jederzeit an, dass sein Vorgänger - der C3 Picasso - kein SUV sondern klassischer Van war. So ganz wollten sich die Franzosen wohl nicht von diesem familienfreundlichen Konzept trennen, so dass der Kompromiss lautet: außen SUV, innen Van. Wer will, mag den Fünfsitzer dafür kritisieren, denn vor allem im Frontbereich trägt er eigentlich (zu) dick auf. Wie sein Kleinwagen-Pendant C3 schaut er aus verkniffen-schmalen Scheinwerfer-Schlitzaugen, während das darunter angebrachte Tagfahrlicht recht viel Raum eingeräumt bekommt. Der steile Kühlergrill, die kurze Motorhaube, alles ähnlich wie beim normalen C3, aber durch die zusätzliche Höhe martialischer und zerklüfteter. Abgemildert wird dieser Eindruck durch die vielen lebensfrohen Farboptionen. 85 Möglichkeiten gibt es, deren Kombination sich aus acht Grundfarben, drei Dachfarben und vier sogenannter Color Packs ergibt. Letztere setzen an Außenspiegeln, der Dachreling, den Radnaben und den Jalousien nachempfundenen Stilelementen hinter der C-Säule Akzente.
Das Schwestermodell zum zeitgleich mitentwickelten Opel Crossland X unterscheidet sich vom deutschen SUV durch die Betonung auf Komfort – und setzt damit eher auf Kunden, die bisher zum Beispiel einen Renault Captur fahren. Also gibt es eher gemütliche als sportliche Sitze, zahlreiche Ablagen und angenehme Materialien. Die rückmeldungsarme Lenkung und die weiche Federung muss man allerdings mögen, anderseits passen sie zu den eher zurückhaltenden Motoren, selbst der 110-PS-Benziner wirkt eher schlapp, vor allem wenn er mit dem Sechsgang-Wandlerautomaten bestückt ist (plus 1.500 Euro). Aber eigentlich gibt dies auch ein stimmiges Gesamtbild von einem Auto und einer Marke, die den Eindruck von Lockerheit und positivem Lebensgefühl vermitteln will und sich Beschleunigungs- oder PS-Orgien verschließt. Insofern wirkt der C3 Aircross eher wie eine Ergänzung zum Lifestyle-Vehicle Cactus, dessen zweite Generation nächstes Jahr auf den Markt kommt, und eben nicht wie ein typisches SUV.
Mit der Fähigkeit zum Geländewagen
Während das Mini-SUV in Sachen Assistenz in seiner Klasse vorne mitfährt, unter anderem gibt es eine Bergabfahrhilfe, Spurverlassenswarner, Totwinkel-Warner, Park-Assistent und ein Head-Up-Display, ist zum Thema Hybridisierung nichts zu melden. Vielleicht spielt das im spanischen Saragossa gebaute SUV preislich in einer zu günstigen Liga, obwohl Koreaner und Japaner durchaus zeigen, dass man auch in dieser Klasse zumindest einen normalen Hybrid auf die Räder stellen kann. Auch Allrad ist nicht zu haben, dafür erinnert das PSA-System Grip Control und die erwähnte Bergabfahrhilfe an die Fähigkeiten echter Geländewagen.
So hinterlässt der C3 Aircross einen insgesamt positiven, aber gleichzeitig auch etwas zwiespältigen Eindruck: Je nach Sichtweite scheitert er am Spagat, gleichzeitig SUV und Van sein zu wollen, oder verbindet beide Ansprüche auf geniale Art und Weise. Aber das muss der Kunde entscheiden.