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Fahrbericht Citroën C4: Kompakt, aber nicht konventionell

11.12.2020 06:00 Uhr
Fahrbericht Citroën C4: Kompakt, aber nicht konventionell
Der neue Citroën C4 startet Anfang 2021.
© Foto: Citroën

Citroën streicht den charakteristischen C4 Cactus aus dem Programm und führt wieder einen C4 ein. Wobei sich die Franzosen durchaus Mühe geben, markengemäß ein wenig unkonventionell zu bleiben.

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Von Patrick Broich/SP-X

Als der Citroën C4 Cactus die Bühne betrat, jubelten die Markenfans. Endlich wieder ein avantgardistisches Fahrzeug ihrer Marke, die ja traditionell häufig ein bisschen anders auftritt. Sei es mit avantgardistischen Features wie der hydropneumatischen Federung oder mit technisch banalen wie der feststehenden Lenkrad-Nabe.

Der neue, ab Januar für mindestens 19.290 Euro angebotene C4 (74 kW / 100 PS-Benziner) kommt im Vergleich zum Cactus wie eine konventionelle Kompaktklasse daher; die Außenlänge beträgt knapp 4,36 Meter und der Radstand großzügige 2,67 Meter. Somit dürfte der einstweilen bis zu 114 kW / 155 PS starke und in drei Antriebsvarianten (batterieelektrisch, Benzin und Diesel) erhältliche C4 mindestens mal bessere Reiseeigenschaften aufweisen, als der Cactus, der ja nur auf dem kleineren C3 basierte. Gleichzeitig gibt sich der Neue aber auch optisch verspielter als der letzte "echte" C4.

Aber auch wenn der C4 im Vergleich zu manch biederer Kompaktklasse recht lässig wirkt, erreicht er doch nicht die Lässigkeit des coolen Cactus. Aber Citroëns neueste Kreation geht schon in Ordnung, zumal ein Hauch DS durch den Fahrgastraum weht, mit schickem Muster auf der weichgeschäumten Armaturen-Oberfläche, dem auffällig großen und filigran gezeichneten Touchscreen sowie dem multifunktionalen Display, das vor der Nase des Fahrers hockt. Hauptsächlich steht dort das aktuelle Tempo in großen Ziffern, und wer bei der Verbrenner-Version ein bisschen am Bordrechner herumspielt, findet nach kurzer Zeit einen etwas klein-verschämt dargestellten Drehzahlmesser – aber immerhin.

Hinterbänkler können recht gut leben

Bequeme, für die Klasse fein gepolsterte Sessel signalisieren Langstreckentauglichkeit, dieser Kompakte macht also auf Allrounder. Ein Blick in die zweite Reihe beweist denn auch, dass hier Hinterbänkler recht gut leben. Jedenfalls dürfte der Knie-Kontakt mit den Vordersitzlehnen die Ausnahme bleiben. Und ein praktischer Kollege ist der C4 mit seinen sechzehn Ablagen ebenfalls. Als hervorstechend darf man das Schubfach im Armaturenbrett empfinden, das mühelos ein Tablet beherbergen kann, wogegen der variable Kofferraumboden ja bei den Franzosen schon lange Usus ist. Was bisher nicht zum guten Ton gehörte, jetzt aber endlich korrigiert wurde: Die Tippwisch-Funktion der Scheibenwischer wurde vom Einschalten der Regensensor-Stufe entkoppelt, so dass man nun per kurzem Antippen des Hebels wischen kann, ohne ungewollt immer die Wischautomatik zu aktivieren. Das mag banal klingen, aber Fahrer verschiedener PSA-Produkte können von dieser vormaligen Unart ein Liedchen singen.

Die Franzosen haben für den C4 einen ungewöhnlichen Zuschnitt gewählt.
© Foto: Citroën

Darüber hinaus ist der C4 erwartungsgemäß ein Assistenz- und Konnektivitätsprofi, zieht sich Echtzeit-Daten wie Kraftstoffpreise und Wetterbericht aus dem Netz, präsentiert die wichtigsten Fahrinformationen auf dem ab der zweiten Ausstattungslinie serienmäßigen Head-up-Display und ist in der Lage, automatisiert zu beschleunigen, zu bremsen und zu lenken. Das klingt toll, aber viele Menschen wollen wegen der höheren Bequemlichkeit heute ja lieber ein SUV. Denen sei gesagt, dass der C4 immerhin vier Zentimeter höher über dem Asphalt thront als im Segmentdurchschnitt üblich.

Tatsächlich spüren die Passagiere diesen Kniff, ohne dass der Fahrer gleich querdynamische Fähigkeiten vermissen würde – schließlich soll Citroëns jüngster Spross eher kommod durch die Lande rollen, wobei die leider nicht mehr hydropneumatische Federung dieser Aufgabe ganz ordentlich gerecht wird. Erste Ausfahrten mit dem 96 kW / 131 PS starken Dreizylinder-Benziner offenbaren, dass der Motor in puncto Leistung keine Wünsche offenlässt, zeigen andererseits aber auch, dass sich der kleine Turbo akustisch ziemlich präsent gibt. Das stört so lange nicht, wie man keine forcierten Fahrmanöver durchführt. Unter voller Last wird der 1,2-Liter spürbar angestrengter. Hier wird sich der Selbstzünder tendenziell anders verhalten, der dem Otto in Kürze zur Seite gestellt wird. Die Kraftübertragung erfolgt übrigens per leichtgängiger, aber keineswegs sportlicher Sechsgang-Box für Traditionalisten oder dem für Vielfahrer empfehlenswerten Achtgang-Wandlerautomatikgetriebe, das die Übersetzungswechsel spontan und geschmeidig vollzieht und das notwendig ist, um die volle Funktionalität der Fahrassistenz auszuschöpfen inklusive assistiertem Anhalten.

Elektro-Variante für die feinere Laufkultur

Wer die feinere Laufkultur schätzt, in dieser Fahrzeugliga bisher aber nicht fündig wurde, sollte sich eine Probefahrt mit dem ë-C4 (ab 33.770 Euro, abzüglich Förderung) gönnen, der mit elektrischen 100 kW / 136 PS und reichlichen 260 Newtonmetern aufwartet, also jenem zum Beispiel schon aus dem Opel Corsa bekannten Antriebspaket. Dazu gibt es eine 50 kWh große Batterie und zumindest theoretisch mögliche 350 Kilometer Reichweite. Der Stromer beschleunigt artgemäß ansatzlos ohne jegliche Geräusche, was das Fortkommen mit ihm überaus angenehm gestaltet. Und ja, auch wenn die Reichweite bei kühlen Temperaturen auf der Autobahn dahinschmilzt – vor dem Kauf einfach mal in sich hineinhorchen, wie viel Strecke denn wirklich auf dem persönlichen Nutzungsplan stehen.

Noch kurz ein schneller Blick auf die Schweller, die ja doch noch im Ansatz jene Verkleidung tragen, die dem verflossenen Cactus so viel Aufmerksamkeit bescherten. Und in der Preisliste notiert dieser "Airbump" sogar als geschützte Marke, so stolz sind die Citroën-Manager offenbar auf ihn. In verschiedenen Farbentönen zu haben, zaubert er im wörtlichen Sinne einen Farbkleks auf die untere Mittelklasse. Auch die Nebellichter – ebenso in LED ausgeführt wie die Hauptscheinwerfer – tragen eine farblich flexible "Dekorumrandung", um dem Auto eben diesen markentypischen Schuss Verspieltheit angedeihen zu lassen. Mal schauen, ob das die potenzielle Käuferschar genauso sieht.

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