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Fahrbericht DS 9: Französischer Chic gegen deutsches Establishment

01.06.2021 06:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Der DS 9 tritt gegen die deutschen Premium-Armada in der oberen Mittelklasse an.
© Foto: DS

Wer sagt denn, aus China käme nur Billigware? Der neue DS 9 spricht da eine ganz andere Sprache und hat den Ehrgeiz, das deutsche Premium-Trio in der Oberen Mittelklasse mindestens ein klein wenig zu ärgern. Dafür setzt die Limousine eigene, aber passsenderweise dann doch eher französische Akzente.  

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Die zum neuen Stellantis-Konzern (u.a. Peugeot, Opel, Fiat) gehörende Marke DS baut ihre Angebotspalette mit Premium-Anspruch weiter aus. Nach den SUV/Crossover-Modellen DS 3 Crossback und DS 7 Crossback kommt noch im Spätsommer der mit den nächsten Opel Astra und Peugeot 308 eng verwandte DS 4 auf den Markt. Ab sofort ist schon das Flaggschiff der Marke erhältlich, die ab 47.550 Euro bestellbare Limousine DS 9

Der 4,93 Meter lange Fünftürer kommt im klassischen Business-Format daher. Optisch dominiert vorne der große Kühlergrill im markentypischen Diamantdesign, flankiert von zwei zweitgemäß schmalen Scheinwerfereinheiten. Auffällig ist hier besonders die mittig über die Motorhaube laufende Spange, die erst kurz vor dem Kühlergrill mit einem farbigem Markenemblem endet. Die versenkbaren Türgriffe unterstützen die edle Außenoptik, auch wenn sie unter Sicherheitsgesichtspunkten nicht unbedingt rühmenswert sind. Eine kleine Reminiszenz an den unvergessenen Namensgeber Citroen DS von 1955 sind die beiden Positionsleuchten an der C-Säule.

Wenig außergewöhnlich ist dagegen der kuppelartige Verlauf der Dachlinie, die fast wie ein Fließheck in den Kofferraum mündet, und die reichliche Verwendung von Karosseriefalzen. So steht der DS 9 zwar modisch-imposant auf seinen 19 Zoll großen Rädern, erinnert in den Proportionen aber auch durchaus an den kürzeren Konzernbruder 508. Kein Wunder, beide stehen auf der EMP2-Plattform, auf der PSA auch den Opel Grandland oder den DS 7 Crossback aufbaut.

Moderner Innenraum

Nach dem Einstieg finden wir vorne viel Platz vor, sehr gute Sitze und einen modernen, aufgeräumt wirkenden Innenraum. Die wenigen, edel wirkenden Schalter um die Mittelkonsole lassen sich allerdings nur schlecht ablesen, man muss während der Fahrt schon wissen, welche Funktion sich jeweils hinter einem Schalter verbirgt, um nicht allzu sehr abgelenkt zu werden. Wie heute bei neuen Modellen überwiegend üblich, schaut der Fahrer durchs Lenkrad auf ein 12,3 Zoll großes digitales Kombiinstrument und hat darüber hinaus mittig einen zwölf Zoll großen Touchscreen zur Verfügung. Enttäuschend, dass es für ein nagelneues Fahrzeug selbst gegen Aufpreis kein Head-up-Display gibt. Hinten sitzen zwei Personen ebenfalls sehr kommod, aber wie üblich nicht drei und man muss beim Einstieg auf seinen Kopf aufpassen. Als Reiselimousine ist der DS 9 gut verwendbar: Bis zu 510 Liter Gepäck fasst der ebene Kofferraum.



Beim Antrieb könnte es bei Interessenten allerdings Enttäuschungen geben. DS bietet als reinen Verbrenner (Pure-tech 225) lediglich den konzernbekannten 1,6-Liter-Benziner mit 165 kW / 225 PS an. Die damit zu realisierenden Fahrleistungen (236 km/h Spitze, 0-100 km/h in 8,8 s) gehen in Ordnung, werden sie allerdings auch abgefordert muss sich der kleine Vierzylinder schon arg anstrengen. Etwas besser geht es mit dem alternativ erhältlichen Plug-in-Hybrid (E-tense 225), bei dem der gleiche Antrieb, allerdings mit einer reduzierten Leistung von 132 kW / 180 PS, mit Unterstützung eines E-Motors (81 kW / 110 PS) letztlich auf die gleiche Systemleistung kommt. Allerdings sorgt der E-Antrieb für gefühlt mehr Schub im unteren Drehzahlbereich. Beim Standardspurt macht das allerdings nur eine Zehntelsekunde aus (8,7 s) und bei der Vmax sind dann 240 km/h drin. Bis zu 48 Kilometer elektrische Reichweite sollen aus der 11,9- kWh-Batterie gewonnen werden, allerdings fällt der Benzintank mit 42 Litern um 18 Liter kleiner aus als beim Pure-tech.

Topmodell mit Plug-in-Hybrid und 360 PS

DS wird noch zwei weitere PHV-Varianten bringen, im kommenden Jahr eine Version mit 184 kW / 250 PS und etwas größerem Akku (15,6 kWH) für mindestens 60 Kilometer elektrische Reichweite und wie bei den anderen Modellen reinem Frontantrieb sowie ab August die schon aus dem Peugeot 508 PSE bekannte Kombination mit zwei Elektromotoren, Allradantrieb und 264 kW / 360 PS Leistung zu Preisen ab 64.250 Euro.  

Eine große Stärke der Limousine ist das komfortabel abgestimmte Fahrwerk. In der höherwertig ausgestatteten Version Rivoli (ab 51.400 Euro) ist sogar serienmäßig das kameragesteuerte aktive Federungssystem (Active Scan) enthalten, das Fahrbahnunebenheiten schon im Vorfeld erkennt und die Stoßdämpfer entsprechend voreinstellt. In der Basisversion Performance Line kostet es 1.100 Euro Aufpreis.

Apropos Preis: Das Plug-in-Modell kommt in der Basis auf 52.810 Euro und damit 5.260 Euro mehr als der Benziner. Da das Fahrzeug mit diesem Antrieb und in dieser Preisklasse aber derzeit über die Innovationsprämie mit 5.925 Euro gefördert wird, ist es letztlich sogar 665 Euro günstiger. Wer diese Variante als Dienstwagen einsetzt, profitiert zudem von der 0,5-Prozent-Besteuerung. Allerdings muss dem Fahrer klar sein, dass er in der Praxis nur 35 bis 40 Kilometer rein elektrisch vorankommt und ständig nachladen muss, wenn den PHV-Effekt realisieren will.  

Unterm Strich erweist sich der DS 9 als angenehmer Begleiter. Die Stärke der Limousine liegen im Komfort, dem umfangreichen PHV-Angebot von (später) drei Varianten und natürlich nicht zuletzt darin, dass sie einfach anders ist als die eher technisch geprägten deutschen Vertreter Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse. Denen wird die französische Alternative hier im Heimatland aber wohl kaum gefährlich werden. In Frankreich naturgemäß schon eher und nicht zuletzt auf dem Riesenmarkt China, wo der DS 9 ja auch produziert wird.

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