Die Voraussetzungen für einen Absatzrekord waren bei der BMW-Marke M im vergangenen Jahr alles andere als rosig. Zum einen wegen Corona, zum anderen wegen der Lücken in den Lebenszyklen der wichtigsten Modelle. Die Produktion des Bestsellers M3 lief bereits Ende 2018 aus, verkauft wurden nur noch Händlerbestände. Das M4 Coupé traf es vorigen Sommer. Und dennoch, 2020 markierte mit 144.231 Fahrzeugen das höchste Verkaufsvolumen in der Geschichte der M GmbH, ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Münchner Performance-Marke übertraf damit sogar ihren schwäbischen Mitstreiter AMG um fast 20.000 Einheiten.
Luxus und Leistung haben noch immer Hochkonjunktur. Die M-Kundschaft lechzt nach Rennsport-Feeling im Alltagsverkehr. Dieses Frühjahr reagiert M, nach Angabe von BMW der "stärkste Buchstabe der Welt", mit der Neuauflage des M3 und M4 Coupés. Limousine und Coupé sind technische Zwillinge und mit 510 PS stärker als je zuvor. Eine Hybridisierung findet nicht statt. Beide Modelle wird es ab Mitte des Jahres erstmals mit Allradantrieb geben. Hard-Core-Puristen bietet die M GmbH als Extra ein manuelles Getriebe an. Kein Konkurrent liefert diese puristische Kombination. Auch eine Open-Air-Version wird es geben. Im Sommer soll das M4 Cabrio beim Händler sein.
M3 Touring nur für Europa
Geduld müssen Kunden für den M3 Touring aufbringen. Ein solches Derivat hatte BMW schon einmal angedacht, vor 20 Jahren, aber letztlich nicht in die Serie gebracht. 2022 soll nun genau dies geschehen. Der M3 Touring ist einzig für Europa bestimmt. Nicht jeder versteht diese Entscheidung. Amerikaner haben bereits eine Petition eingereicht, führen als Argument den Kombi RS6 Avant an, der Audi förmlich aus den Händen gerissen wird. Experten vermuten, dass BMW die Kosten für eine US-Applikation in Bezug auf die zu erwartenden Stückzahlen zu hoch sind.
Mehr Aufmerksamkeit will die M GmbH den legendären Kürzeln CS und CSL aus den 70er-Jahren widmen. C stand einst für "Coupé", heute bedeutet es "Competition". S für "Sport" und L für "Leicht" bleiben unberührt. Schon in wenigen Wochen debütiert der M5 CS, einmal mehr ein interner Superlativ. 635 PS küren die Limousine nicht nur zum leistungsstärksten M5, sondern auch gleich zum stärksten Modell der Marke M überhaupt.
Fahrbericht BMW M3/M4
BildergalerieCSL-Derivate, also nochmals im Gewicht reduzierte und weiter in Richtung Rennsport optimierte Fahrzeuge mit Straßenzulassung, soll es künftig vermehrt geben, zumeist in limitierten Editionen. Den Anfang könnte 2022, zum 50. Geburtstag der M GmbH, das M4 CSL Coupé machen. Solch ein gewichtsoptimiertes Modell gab es bereits von 2003 bis 2004, damals noch unter der Modellbezeichnung M3 CSL (intern E46). Fans zahlen dafür heute Beträge, die weit über dem damaligen Neupreis liegen.
Gesetzt ist der nächste M2, für viele das ultimative Sportgerät und die Essenz der Marke M. Die Neuauflage steht für 2023 auf dem Plan und wird erneut die Architektur des M3 erhalten, heißt Hinterradantrieb, Reihensechszylinder, aber in der Leistung auf rund 420 PS reduziert. Auch vom M2 dürfte es wieder eine Competition- sowie eine CS-, vielleicht sogar eine CSL-Variante geben, mit einem Leistungsniveau von knapp unter 500 PS.
Schleichender Übergang zur E-Mobilität
So prima die alte PS-Welt für BMWs Performance-Tochter derzeit auch funktioniert, man verschließt in München nicht die Augen vor der Elektromobilität. "Es wird einen schleichenden Übergang geben", verrät ein Entwickler, "wir werden eine Koexistenz von E-Autos und reinen Verbrennern sehen, dazwischen liegen die Hybride." Erstmals den Schalter umlegen wird die M GmbH höchstwahrscheinlich beim i4. Die viertürige Coupé-Limousine soll es 2022 in einer speziellen Performance-Variante geben. Vermutlicher Name: i4 50e.
Und ein eigenentwickeltes Sportgerät mit Batterieantrieb? Vielleicht so etwas wie die Ikone M1, nur als Vollstromer? Einen Hinweis, wie man sich bei M die elektrifizierte Zukunft vorstellt, wurde 2019 mit der Vision M NEXT präsentiert. Doch eine Serienversion ist derzeit nicht beschlossen. Der Wille sei aber da, erfährt man aus Gesprächen mit Ingenieuren, doch sehen die Entwickler zurzeit ein großes Handicap im Anforderungsprofil. Bei einem Elektro-Sportauto nach M-Maßstab müssten nicht nur dessen Höchstleistung für mindestens 20 Minuten am Stück abrufbar und die Rekuperation extrem hoch, sondern der Stromer müsste ebenso eine Hatz über die Nordschleife des Nürburgrings klaglos verdauen. Zudem, so sind sich die BMW-Strategen sicher, ist die Marke M imagemäßig extrem gut aufgestellt. Eines vermutlich viel zu teuren Leuchtturmprojekts bedarf es da nicht.