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Fahrbericht Ford Focus: Kölner Kampfansage

29.06.2018 10:08 Uhr
Neue Plattform, neues Design und viel neue Technik. Nie zuvor investierte Ford mehr in die Erneuerung seines Erfolgsmodells Focus.
© Foto: Ford

Neue Plattform, neues Design und viel neue Technik. Nie zuvor investierte Ford mehr in die Erneuerung seines Erfolgsmodells Focus. Die vierte Generation startet im September – und soll vor allem dem Golf das Leben schwerer machen.

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Von Michael Specht/SP-X

 Obwohl er weltweit zu den erfolgreichsten Autos zählt und den Golf weit hinter sich lässt: In Deutschland fährt der Focus dem Wolfsburger deutlich hinterher, der Golf verkauft sich rund viermal mehr. Mit der nun vierten Generation des Focus könnte sich das jedoch ändern – zu Gunsten des kompakten Ford. Das ist in erster Linie dem Design geschuldet. Der neue Focus steht optisch wesentlich attraktiver auf seinen Rädern, was vor allem an den Proportionen liegt. Er ist etwas breiter und flacher sowie ein paar Zentimeter länger. Zudem verkürzten die Designer das Heck, schoben die Fahrgastzelle ein wenig nach hinten und streckten die Haube.

Der Focus ist das erste Ford-Modell überhaupt, dass auf der komplett neu entwickelten C2-Plattform basiert. Sie erlaubte es, den Radstand um fünf Zentimeter in die Länge zu ziehen, was vor allem den Gästen im Fond zugute kommt. Hier sitzen Personen auch bei einer Körpergröße von 1,80 Metern sehr bequem. Im Heck bleibt Platz für 375 Liter Gepäck. Liegen die Lehnen flach, sollen bis zu 1.354 Liter in den Focus passen. Eine ebene Fläche entsteht allerdings nur, wenn man den höhenverstellbaren Ladeboden bestellt. Schön wäre auch eine elektrisch zu betätigende Heckklappe, doch die Preisliste führt sie nur für den Focus Kombi.

Neue Elektronik

Eine neue Fahrzeug-Architektur bedeutet auch eine neue Elektronik. Sie ist wichtig für all jene Assistenzsysteme, mit denen sich der Focus optional ausrüsten lässt. Unter anderem ist dies der Intelligent Drive Assist. Er ermöglicht teilautomatisiertes Fahren im Stau. Zudem gibt es erstmals für den Focus ein Head-up-Display. Freuen können sich Kunden auch, was die Bedien- und Infotainment-Seite angehen. Je nach Ausstattungslinie verfügt der Focus über einen mobilen WLAN-Hotspot, induktives Laden fürs Handy und die derzeit modernste Generation der Ford-SYNC-3-Sprachsteuerung. Wer sich die App "FordPass Connect" aufs Handy lädt, kann sogar den Motor von zu Hause, vom Restaurant oder von wo auch immer starten und den Innenraum vorheizen oder kühlen. Auch lässt sich vom Smartphone aus ein Navigationsziel aufs Auto übertragen.

Hinter dem Lenkrad bleibt es bei klassischen analogen Rundinstrumenten. Die Mitte des Armaturenbretts dominiert ein großer frei stehender Bildschirm. Einzigartig im Segment ist der Wählschalter für die Automatik. Der übliche Hebel hat ausgedient. Wie bei Jaguar übernimmt diese Funktion ein Drehsteller. Das schafft Platz und sieht cool aus.


Ford Focus (2019)

Ford Focus (2019) Bildergalerie

Eine Ausnahme bildet Ford auch beim Motorenangebot. Bei den Benzinern hat der Vierzylinder ausgedient, zumindest vorerst. Den Einstieg bildet der bekannte und mehrfach ausgezeichnete 1,0-Liter-Dreizylinder, dessen Leistungsbreite von 63 kW / 85 PS bis 92 kW / 125 PS reicht. Darüber rangiert ein komplett neu entwickelter Dreizylinder, 1,5 Liter groß und 110 kW / 150 PS beziehungsweise 134 kW / 182 PS stark. Auch er verfügt über eine Zylinderabschaltfunktion. Sie soll im Alltag rund fünf Prozent Sprit sparen. Die angegebenen 5,9 Liter Verbrauch sind jedoch nur mit Schleichfahrt zu schaffen. Wer häufiger die Leistungsreserven abruft und eine flotte Gangart bevorzugt, darf sich nicht wundern, wenn die Anzeige in Richtung neun Liter marschiert. Insgesamt überzeugt der neue Motor durch gute Elastizität, gleichmäßige Leistungsabgabe und agiles Hochdrehen. Sympathisch bleibt sein etwas knurriger Sound, typisch für viele Dreizylinder dieses Kalibers.

Der Diesel ist bei Ford längst nicht vom Tisch, auch wenn die Nachfrage aufgrund der immer noch gegenwärtigen Diesel-Diskussionen zurückgegangen ist. Vielfahrer dürften die Vorzüge des Selbstzünders weiterhin schätzen. Zudem: Alle Motoren im Focus entsprechen der aktuellsten Abgasnorm Euro 6d-temp. Als 1,5-Liter leistet der Vierzylinder-Diesel 70 kW / 95 PS oder 88 kW / 120 PS. Letzterer dürfte der häufiger verlangte werden, zumal er nach WLTP-Zyklus und mit manuellem Sechsganggetriebe nur 3,6 l/100 km verbrauchen soll. Wer mehr Dampf aus dem Drehzahlkeller (370 Newtonmeter) haben möchte, für den hat Ford als Topmodell einen neu entwickelten Zweiliter mit 110 kW / 150 PS im Angebot.

Adaptive Dämpfer gegen Aufpreis

Was die Fahrdynamik des Focus angeht – in dieser Disziplin macht dem Kölner keiner etwas vor. Auch der neue fährt perfekt in der Spur seines Vorgängers, lässt sich präzise und handlich ums Eck treiben, auch ohne dass man ernsthaft den Fahrmodus-Schalter bemühen müsste, den Ford serienmäßig und erstmals im Focus anbietet. Debüt feiern auch die adaptiven Dämpfer. Sie sollen den Fahrspaß weiter erhöhen, kosten allerdings Aufpreis.

Ford lässt sich seinen neuen Focus mit mindestens 18.700 Euro vergüten. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Zu diesem Lockpreis verlässt kein Modell den Hof des Händlers. Realistischer wird der Einstieg in die Focus-Welt zwischen 24.000 und 28.000 Euro, um wenigstens 125 PS beim Benziner und 120 PS beim Diesel unter der Haube sowie einige Komfort- und Sicherheitsextras an Bord zu haben. In Richtung Luxus bewegen sich die Ausstattungslinien „Titanium“ und „Vignale“, fahren aber bereits stramm auf die Marke von 30.000 Euro zu oder überschreiten diese sogar.

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