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Fahrbericht Toyota GT86: Unbekannte Größe

03.02.2017 08:00 Uhr
Der Toyota GT-86 bekommt ein leichtes Facelift.
© Foto: Toyota

Der Toyota GT86 bekommt ein leichtes Facelift. Toyota GT-86? Was ist das überhaupt? Einer der wenigen echten Sportwagen zum ziemlich fairen Kurs.

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Von Patrick Broich/SP-X

Den GT86 werden nicht alle Toyota-Kunden als Fahrzeug ihrer Marke einordnen. Nutzer anderen Hersteller kommen eher nicht auf die Idee, den Zweisitzer dem vernünftigen, aber im Image doch eher biederen Konzern zuzuschreiben. Wobei das mit den biederen Autos so ganz nicht mehr stimmt, sehen ja sogar die Mittelklasse-Offerten Auris und Avensis nach den letzten Optimierungen ganz fesch aus, ganz zu schweigen von Aygo und Yaris mit ihren extrovertierten Frontpartien oder dem neuem C-HR. Und die These mit den Vernunftautos passt soagr auf den GT86 ein wenig.

Das Sportcoupé GT86 startet mit bodenständigen 29.990 Euro, bietet dafür allerdings eine fast unvernünftige Motorleistung von stattlichen 147 kW / 200 PS. Wiederum sehr vernünftig: Für den Gegenwert gibt es neben den Selbstverständlichkeiten, zu denen heute Dinge wie Klimaanlage, Radio und Zentralverriegelung gehören, ebenso Features wie LED-Bi-Scheinwerfer sowie ein Torsendifferenzial an der angetriebenen Hinterachse. Hinzu kommen gut ausgeprägte Sportsitze – das klingt geradezu so, als solle das leichte Coupé ein unglaublicher Kurvenräuber werden.

Diese Eigenschaft sollte der hierzulande eher selten anzutreffende Toyota auch bieten, denn sein von Subaru übernommener Zweiliter-Boxer ist zwar ein feines Triebwerk, aber beileibe kein Drehmoment-Protz. Also will das ambitioniert tönende Herz unter der Haube möglichst hochgejubelt werden, damit es druckvoll nach vorn geht. Da unsere ersten Testfahrten des modifizierten Modells weitgehend auf Schnee und Eis stattfanden, war dieser Aspekt allerdings kaum spaßbestimmend. Mit Einmillimeter-Spikes an den Pneus ausgestattet, soll der Budget-Sportler hier zeigen, wie eindrucksvoll er mit dem Heck präzise um die Ecke tänzeln kann. Und das kann er auch auf griffigem Asphalt.

Heckantrieb ist ein wichtiges Stichwort – denn solche Autos fehlen in den übervollen Modellprogrammen, die für jeden Anlass das passende Frontantrieb-SUV bereithalten, aber mit vergnüglichen und bezahlbaren Gute-Laune-Autos geizen, die man bei Gelegenheit auch mal mit dem Gaspedal lenken kann. Schon nach dem ersten Probesitzen im überarbeiteten Toyota zeigen die Mundwinkel nach oben: Denn hier hockt man schön tief, ganz, wie es sich für diese Gattung Auto gehört, spürt die Straße also förmlich und ist in seinem Element bei der Jagt nach Querbeschleunigung ohne Enge in der ersten Reihe. Der kurze (und auch knackig bedienbare) Schalthebel liegt ergonomisch fein in der Hand, wichtig wenn es schnell gehen soll. Zwar gibt es für 1.550 Euro auch eine Sechsgang-Wandlerautomatik, doch als Schalter ist der GT86 einfach ehrlicher.

Coupé nachgeschärft

Zum neuen Modelljahr hat die Toyota-Mannschaft ihr erschwingliches Coupé nachgeschärft – optisch zu sehen jetzt an markanten LED-Rückleuchten, deren Nachtdesign Assoziationen an einen Bumerang auslösen und demnach hohen Wiedererkennungswert aufweisen. Unter dem Blech ist es das Fahrwerk, das mit geänderten Federraten und somit besserer Abstimmung noch mehr Laune machen soll, wenn der 1,3-Tonner quer und mit qualmenden Reifen durch die Kehre eilt. Ein zusätzlicher Track-Mode lässt ihn an der längeren Leine und damit etwas weiter eindrehen, bevor die elektronische Stabilitätskontrolle per gezieltem Bremseingriff das ausbrechende Heck vor dem Straßengraben bewahrt. Um dem steigenden Infotainment-Anspruch gerecht zu werden, sitzt im Kombiinstrument nun ein Vierzoll-Display, das so ziemlich alles anzeigt, was das Motorsportler-Herz begehrt vom G-Kräfte-Diagramm bis zur Öltemperatur.

Etwas frischen Wind dürfen auch die Ästheten unter den Sportwagen-Fahrern genießen: So sind weite Teile des Armaturenbretts nun mit einem wildleerartigen Stoff überzogen, und diverse Schalter präsentieren sich in Karbon gebettet.

Der leichte Aerodynamik-Feinschliff verändert erwartungsgemäß ebenso wie die markanten Kiemen auf den Kotflügeln eher die Optik als das Fahrverhalten. Ein feststehender, jetzt im Design angepasster Spoiler auf dem Kofferraumdeckel sorgt nach wie vor für Abtrieb, wenn es denn mal auf die Rennstrecke gehen sollte. Doch am Ende des Tages ist es bei den Sportwagen ähnlich wie bei den Geländegängern: Harter Einsatz findet meist nur in der Theorie statt. Ein kleiner, dynamischer Ausflug auf die Landstraße jenseits von Messwerten und Rundenzeiten ist aber höchst realistisch. Und das für 29.990 Euro. Verlockender geht es nicht, Prädikat: empfehlenswert.


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