2008 sorgte Nissan mit der extrovertierten Studie Qazana in Genf für Aufsehen, und erst recht, als zwei Jahre später mit dem Klein-SUV Juke das Design des Concept Cars weitgehend unverändert in Serie umgesetzt wurde. Ähnliches könnte sich nun wiederholen: Die auf der IAA gezeigte B-Segment-Studie Gripz ist zwar offiziell nicht zum Bau vorgesehen, doch würde es nicht wundern, wenn in ein, zwei Jahren –vielleicht beim Juke II – die Vision erneut wahr würde.
Die auf der Frankfurter Messe enthüllte Studie steht auf üppigen 22-Zoll-Rädern, die im Verhältnis zu den überschaubaren Kleinwagen-Dimensionen noch wuchtiger als ohnehin wirken; erst recht mit den hinten aufgezogenen 255er-Reifen. An der Front findet sich eine spitze Nase, darunter der breite, senkrecht stehende Kühlergrill mit V-förmigem Chromemblem. Die Seitensicht wird von der ansteigenden Schulterpartie dominiert, dank silbern abgesetzter Lackierung sieht es zudem so aus, als würde die Dachlinie stark nach hinten abfallen –zusammen ergibt das schon im Stand jede Menge Dynamik. "Geometry Design" nennen die Japaner diese von Kanten und eckigen Formen gekennzeichnete Linienführung und sehen im Gripz "ein kleines Monster, das die ganze Zeit in einem Kreisverkehr zirkelt"– zugegebenermaßen eine gewagte Vorstellung.
Am Heck zieht sich die hintere Scheibe bis an den aufrecht stehenden, schildartigen Kofferraumdeckel, der gleichzeitig als Spoiler dient. Links und rechts flankieren ihn geschwungenen Leuchten, die entfernt an den BMW i8 erinnern. Darunter, ganz klassisch, zwei Auspuffendrohre. Die braucht der Gripz auch, obwohl er eigentlich mit Strom fährt. Doch geht dem Akku, der per Elektromotor alle vier Räder antreibt, der Saft aus, springt ein nicht näher definierter Range-Extender in die Bresche und erzeugt frische Energie. Selbst antreiben soll er den Wagen aber nicht. Die elektrisch Antriebseinheit ist vom Nissan Leaf entlehnt und soll demnach rund 80 kW / 109 PS leisten und 250 Newtonmeter Drehmoment bereitstellen. Genaue Angaben dazu verweigert Nissan allerdings, genauso wie zu den exakten Abmessungen. Doch dürfte der Gripz mit rund 4,10 Metern Länge und einer Höhe von etwa 1,50 Metern ziemlich Juke-Maße haben.
Flügeltüren per Tastendruck
Der Zutritt zum Cockpit erfolgt durch nach vorne aufschwingende Flügeltüren, die per Tastendruck öffnen –so braucht es keinen Türgriffe, die auf dem straff sitzenden Blechkleid Falten werfen könnten. In der ersten Reihe sowie im Fond gibt es mit glattem Leder bezogene Schalensitze, die entfernt an einen Fahrradsattel erinnern. Die Rückbank entert man durch hinten angeschlagene "Selbstmördertüren"; aufgrund der fehlenden B-Säulen ist der Zustieg problemlos möglich.
Innen setzen die Japaner auf mattroten Kunststoff, der hier und da mit hellen Pölsterchen aufgehübscht wird –so auf dem Armaturenbrett, auf der Mittelarmlehne oder an den Seiten der Mittelkonsole. Die runden Lüftungsdüsen erinnern an Jet-Turbinen, das große Karbon-Volant könnte auch die Felge eines Rennrads sein. Dahinter gibt es ein einziges Rundinstrument mit integrierten, kleinen Zusatzuhren. Am Seriennächsten wirkt der stummelartige Gangwahlhebel, das scheinbar frei auf dem Dashbord schwebende Infotainment-Display wirkt dagegen futuristisch. Ob so das neue Multimedia-System Nissans aussieht? Auch, ob die Japaner wirklich bald auf Außenspiegel verzichten wollen, ist noch offen. In der Studie übernehmen bereits Kameras deren Aufgabe.
Ob und wenn ja, wie die Designsprache des Gripz bei Nissan in die Serie umgesetzt wird, steht noch in den Sternen. Klar aber ist die Richtung: Derzeit haben die Japaner, abgesehen vom Juke, mit Micra, Pulsar und auch Qashqai eher schlichte Modelle mit wenig Wiedererkennungswert im Portfolio –das soll sich in Zukunft wieder ändern. Und das „Geometry Design“ist ein guter Schritt hin zu einem neuen Familiengesicht. (sp-x)