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Klassiker-Szene: Die Träume der Kindheit

10.02.2017 15:00 Uhr
Klassiker-Szene: Die Träume der Kindheit
Auf der Bremen Classic, seit 15 Jahren der Start in die Saison, trifft die Welt von Alltagsklassikern und nur schwer bezahlbaren Preziosen zusammen.
© Foto: Patrick Broich/SP-X

Auf deutschen Straßen sind immer mehr Oldtimer unterwegs. Dabei geht es selten um teure Sammlerstücke. Vielmehr gibt sich die Szene nachgerade klassenlos.

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Von Patrick Broich/SP-X

Keine Frage – Old- und Youngtimer sind beliebt. Die jährlichen Zuwachsraten bei H-Kennzeichen rangieren im zweistelligen Bereich, mehr als 380.000 Oldtimer zählte das KBA zum Jahreswechsel. Und die Szene ist vielfältig.

Nehmen wir die Alltagsklassiker. Man bekommt für rund 10.000 Euro zum Beispiel eine Mercedes S-Klasse der Baureihe W116 oder W126 oder ein Pendant von BMW (Siebener Reihe). Die Luxusliner sind durch die Bank recht komfortabel, Langstrecken sind mit ihnen ebenso unproblematisch abzuspulen wie mit gestandenen Neuwagen. Oft übertreffen die Federungsqualitäten der betagten Limousinen jene neuer Modelle – zum Preis von fehlender Fahrdynamik indes. Dazu muss es noch nicht mal eine Oberklasse sein – selbst die gehobenen Mittelklassen mit mehr als 30 oder 40 Jahren auf dem Buckel flauschen geschmeidig über Kanaldeckel, während es dort bei Passat und Co. anno 2017 gerne rumpelt. Ballonreifen statt Niederquerschnitt beeinflussen neben der Dynamik auch die Optik. Es ist eben eine Frage vom gewünschten Stil, 20-Zöller, LED und progressive Linien gegen ein klassisches Auto einzutauschen. Doch an welcher Mode man sich innerhalb der alten Autos erfreuen mag, ist der Oldieszene häufig herzlich egal. Die Liebe zu alten Autos vereint, Kleinwagen treffen auf luxuriöse Cabrios, der verblasste Kombi auf ein Luxuscoupé.

Allerdings sieht Martin Schenker vom Veteranen Fahrzeug Verband den Trend zum Erlebnis-Event: Auf den Treffen erscheinen nicht nur die alten Autos, sondern auch die Fahrer im entsprechenden Kleidungsstil. Hier kann man alles beobachten von den Schlaghosen der Siebziger bis zum Vintagelook der Zwanziger.

Auf der Bremen Classic, seit 15 Jahren der Start in die Saison, trifft die Welt von Alltagsklassikern und nur schwer bezahlbaren Preziosen zusammen. Da steht ein karger Mitsubishi Lancer mit Spar-Vierzylinder ebenso wie ein sündhaft teures Mercedes 220 S Cabrio. Rainer Dschüdow von Pyritz Classic in Frankfurt erklärt, die Kunden fragten immer mehr nach Cabrios. Schließlich wolle man gerne auch mal gesehen werden, wenn man schon sechsstellige Beträge für sein Gefährt bezahle.

Immerhin, einen gewissen Freiraum und Genuss gönnen sich dann auch die Kunden günstigerer Oldies. Nach Hubraum, Verbrauch und Zylindern fragt man hier meist gar nicht. Warum auch? Schließlich darf der Fünfhunderter Mercedes mit seinen acht Zylindern ruhig 15 Liter trinken, lange Strecken fahren die meisten Besitzer ohnehin nicht.

Das Gros der Oldtimerszene hat sich auf die Zeit der Sechziger bis Achtziger kapriziert. Viele Interessenten mögen die Autos fahren, an die sie sich aus der Kindheit noch erinnern. Das Interesse an Vorkriegsfahrzeugen schwinde zusehends, sagt Rainer Dschüdow. Ganz anders sieht es Martin Schenker für seine Motorrad-Fraktion: Er erklärt, die Preise für Zwanzigerjahre-Bikes stiegen immens, die Nachfrage sei hoch wie nie. Unter 15.000 Euro geht wenig in diesem Segment. Als idealen Einstieg empfiehlt Schenker ein Produkt der Marke D-Rad oder NSU.

Schwer im Kommen, da sind sich die Oldtimer-Experten einig, sind klassische Japaner. Immer häufiger mischt sich die Fernost-Ware unter die traditionellen Klassiker aus Deutschland, England und Italien. Dabei geht es auch um europäische Autos, die in Japan zugelassen waren.

Diese glänzten zwar häufig mit phänomenal niedrigen Laufleistungen und Rostfreiheit – entsprechen aber von den Spezifikationen oft nicht den Europäern und waren aufgrund der Verkehrssituation in japanischen Großstädten fast immer im Kurzstrecken-Einsatz, warnt Jens Schiwy vom Autohaus Kultmobile aus Worpswede. Der Markt sei langsam leergefegt, erklärt der Händler. Man schaue sich vermehrt wieder in Europa um.

Ein guter Tipp für künftige Oldie-Fahrer: Am besten jetzt schon nach Autos umsehen, die das H-Kennzeichen in den nächsten drei bis fünf Jahren erst erwarten. Das verspricht mehr Wertsteigerung.

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