Von Benjamin Bessinger/SP-X
Themawechsel bei VW in Amerika: Nachdem die Niedersachsen dort monatelang nur über den Diesel reden mussten, bringen sie jetzt so langsam mal wieder gute Nachrichten auf die Tagesordnung. Denn drei Monate vor der Publikumspremiere auf der Autoshow in Los Angeles gibt es erste offizielle Informationen zum lang erwarteten Midsize-SUV, mit dem die Deutschen mit reichlich Verspätung in eines der größten Segmente am US-Markt eintreten.
Noch hat das Auto zwar keinen Namen und firmiert nur als Mid-Size-SUV, was für europäische Ohren bei mehr als fünf Metern Länge ein bisschen irreführend klingt. Doch zumindest die Mission des wuchtigen Siebensitzers, der unter der Tarnfolie noch einmal bulliger und kerniger daherkommt als die Studie CrossBlue, hat der neue US-Chef Hinrich Woebcken bereits klar umrissen: Größer als ein Touareg aber kaum teurer als ein Tiguan und der erste VW-Geländewagen mit sieben ausgewachsenen Sitzen, soll er die Herzen der so genannten Soccer-Mums erobern und Dauerbrennern wie dem Ford Explorer oder dem Honda Pilot das Leben etwas schwerer machen. Außerdem wird der Wagen mit dem Projektcode 416 nach Jetta, Passat und einer fest eingeplanten Langversion des neuen Tiguan zum vierten Volumenmodell in Amerika, erhöht die Marktabdeckung auf etwa 60 Prozent und bietet die Basis für moderates Wachstum.
Obwohl es weder bei der Form noch beim Format irgendeine Parallele zum Tiguan gibt, nutzt auch der Riese für Amerika den Modularen Querbaukasten und dehnt die Plattform bis an ihre Grenzen. So hat VW die Länge auf 5,04 Meter und den Radstand auf 2,98 Meter gestreckt. Das schafft innen Platz für eine dritte Reihe, die überraschend gut zu erreichen ist und selbst Erwachsenen genügend Komfort bietet. Die zweite Reihe lässt sich um etwa 20 Zentimeter verschieben und vorn sitzt man nicht viel schlechter als im Touareg – und schaut dabei in eine modernere Welt. Denn was dem Tiguan XXL an Glanz und Gloria fehlen mag, macht er mit einer großen Touchscreen-Navigation und der Option auf ein komplett digitales Cockpit weg.
Basismodell mit 238 PS
Hinter dem wuchtigen Grill mit den riesigen Scheinwerfern stecken zunächst zwei Motoren, von denen keiner ein Diesel ist. Das Basismodell fährt mit einem 2,0-Liter-Turbo mit 238 PS, die Top-Version mit einem V6-Sauger, der aus 3,6 Litern Hubraum 280 PS holt. Während es den Vierzylinder nur mit Frontantrieb gibt, bietet VW den V6 auf Wunsch auch mit Allrad an und montiert dann im Grunde das gleiche 4Motion-Paket wie im Tiguan – die entsprechenden Fahrprogramme inklusive.
Der geräumigste VW diesseits von Caddy oder Transporter, das coole Design, die hohe Sitzposition und dazu ein ausgesprochen entspanntes Fahrverhalten – selbst wenn aus den 30.000 Dollar beim Export nach Europa 35.000 oder gar 40.000 Euro würden, gäbe es ganz sicher auch bei uns einen Markt für das neue Riesenbaby aus Chattanooga. Die Probe aufs Exempel allerdings will VW lieber noch nicht machen. Fürs erste zumindest ist die Ausfuhr nach Deutschland nicht geplant.