Auch wenn ihm kein überragender Erfolg beschieden war, schrieb der VW Corrado Geschichte: Als technisch extravagantes Heißblut, das dank G-Lader mächtig Druck machte und als potenzieller Porsche-944-Killer Volkswagen in eine höhere Liga beschleunigte Zunächst als Scirocco-Nachfolger unter dem Namen "Taifun" geplant, wurde aus ihm ein schneller Renner namens Corrado (von spanisch correr = rennen, laufen), der neben Leistung auch Alltagstauglichkeit bot.
Tatsächlich verblüffte der vor 25 Jahren vorgestellte Volkswagen mit echten Sportwagentalenten, so wie sie etwa den vergleichbaren Porsche 944 kennzeichneten. Entsprechend gute Karten hatten die Wolfsburger als es galt, die kommenden Sportcoupés der 1990er Jahre zu bekämpfen, darunter vor allem Opel Calibra und Ford Probe. Für vergleichsweise wenig Geld bot das kompakte Kraftpaket von knapp über vier Meter Länge selbst auf längeren Strecken überraschend viel Platz für vier Personen.
Vor allem aber einen mittels Kompressor – G-Lader genannt - mechanisch aufgeladenen 118 kW / 160 PS starken 1,8-Liter-Vierzylinder, der sich sonst als konventioneller Einspritzer im Golf GTI bewährte. Im Corrado hielt das Triebwerk 225 Nm Drehmoment bei 4.000 Touren bereit, sorgte aber auch zwischen 1.500 und 6.300 Umdrehungen für ungewöhnliche Durchzugskraft und fast nicht endenden wollenden Schub. So die Eindrücke damaliger Motorjournalisten, die sofort Vergleiche mit Prestige-Sportlern wie dem nominell fast gleich starken Porsche 944 aufstellten. Die Vmax von 225 km/h machte den Corrado zum bis dahin schnellsten Volkswagen aller Zeiten und galt als Ansage im Sportcoupé-Umfeld von Nissan 200 SX, Mitsubishi Starion, Audi Coupé 20V oder Opel Calibra (ab 1989).
Flügel - nicht zum Fliegen
Vom Markennimbus des Porsche war der Corrado zwar weit entfernt – dafür punktete er in Vergleichen bei der Alltagstauglichkeit und mit spektakulären Details wie dem ab Tempo 120 automatisch ausfahrenden Heckspoiler für über 60 Prozent mehr Abtrieb an der Hinterachse. "Unser neuer Sportwagen fährt seinen Flügel nicht zum Fliegen aus. Im Gegenteil", bewarb Volkswagen seinen Hingucker. Von höheren Sphären kündete auch die damals fast luxuriöse Serienausstattung des Corrado mit Details wie höhenverstellbaren Sportsitzen, elektrisch einstell- und beheizbaren Außenspiegeln, ABS und Servolenkung. Entsprechend hoch war der Einstiegspreis von 42.500 Mark. Das war zwar nur die Hälfte des Betrages, den Porsche für seinen 944 berechnete. Aber ebenso viel, wie sonst nur Modelle in der Liga von BMW 5er oder Mercedes E-Klasse kosteten.
Entsprechend rar blieb zunächst die Zahl der Corrado-Käufer. Selbst Scirocco-Aufsteiger fanden sich nicht allzu viele, gab es diesen echten Volkssportler doch weiterhin bereits ab erschwinglichen 24.000 Mark. Als die Corrado-Bänder nach sieben Jahren stoppten, waren es dann aber doch immerhin 97.000 produzierte Einheiten. Dies wahrscheinlich nur, weil Volkswagen das Corrado-Programm um weitere Motoren ergänzte. Eine Mission konnte das von Autotestern gelobte und von Fans geliebte Volkswagen Coupé unabhängig von den Verkaufszahlen erfüllen: Es brachte die Marke Volkswagen auf den Weg nach oben zu mehr Faszination und Strahlkraft als sie die meisten anderen bürgerlichen Massenhersteller hatten. Ganz besonders als 1991 der erste VW-Sechszylinder-Benziner unter der Haube des Corrado Einzug hielt. "Der tollste VW-Motor, den es je gab", jubelte die Presse über die 140 kW / 190 PS starke 2,9-Liter-VR6-Konstruktion. (sp-x)