Aufblenden - Abblenden - Aufblenden, das war einmal. Moderne Fahrerassistenzsysteme (FAS) übernehmen das automatisch. Damit sie einwandfrei funktionieren, müssen Fahrwerk, Kameras und Scheinwerfer perfekt eingestellt sein. Nicht nur das Fahrverhalten eines Fahrzeugs hängt wesentlich von der korrekten Einstellung des Fahrwerks ab, sondern auch die einwandfreie Funktion von Fahrerassistenzsystemen wie das adaptive Fernlicht. Anhand des Fahrwerkvermessungssystems Beissbarth Easy 3D+ erklärt Produktmanager Imre Makra von Beissbarth, auf was hier zu achten ist.
Höchste Präzision erforderlich
"Damit nach Service und Reparatur moderner Fahrwerke die Fahrerassistenzsysteme wie adaptives Fernlicht einwandfrei funktionieren, müssen diese genau nach den Vorgaben der Hersteller eingestellt werden", sagt Makra. "So sind Toleranzgrenzen für die Vorspur von plusminus fünf bis acht Winkelminuten, höchste Präzision und größte Wiederholgenauigkeiten bei der Fahrwerksvermessung heute geforderter Standard."
Mit herkömmlichen Achsmessgeräten ist dies kaum noch zu erreichen. "Mit unserem Fahrwerksvermessungssystem Beissbarth Easy 3D+ können wir jedoch hochpräzise alle vier Räder in kürzester Zeit simultan messen", so Makra. "Möglich wird dies durch zwei mittig links und rechts an der Fahrbahn der Hebebühne angebrachte Kameramodule und vier Messtafeln, die wahlweise magnetisch oder mit Universalhaltern jeweils an den Felgen angebracht werden." Die insgesamt acht einzelnen Kameras sind durch ihre abstandsabhängige Belichtungsanpassung dabei so ausgelegt, dass sie die Messtafeln auch bei widrigen Lichtverhältnissen stets zuverlässig erkennen.
Eines für alles
Voraussetzung für die Montage des Fahrwerksvermessungssystems Easy 3D+ an einer Vier-Säulen- oder Scheren-Hebebühne ist neben einem gewöhnlichen 220-Volt-Anschluss der Bühnenadapter für Easy 3D+ von Beissbarth (optional erhältlich). Ist dieser vorhanden, lassen sich die beiden Kameramodule links und rechts seitlich an den Fahrbahnschienen in Sekunden montieren. Je nach Bühnentyp können dann Rad-Reifen-Kombinationen aller gängigen Größen an Fahrzeugen mit Radständen von 1.800 bis 5.500 Millimeter vermessen werden. "Ein und dieselbe Hebebühne ist somit für die Fahrwerksvermessung von kleinen Pkw, aber auch leichten Nutzfahrzeugen geeignet", erklärt Makra. "Das wissen vor allem freie Werkstätten zu schätzen."
Ein weiterer Vorteil des Fahrwerksvermessungssystems Easy 3D+ ist, dass die Arbeitsfläche an der Fahrzeugfront frei bleibt. So können ungehindert Scheinwerfereinstell-Prüfgeräte und Kalibrier-Sets zur Justage von Kamerasystemen parallel eingesetzt werden. "Easy 3D+ lässt sich an den meisten Vier-Säulen- und Scheren-Hebebühnen montieren", sagt Makra. "So sind bereits zahlreiche Hebebühnen anderer Hersteller und alle unsere Hebebühnen, die zur Fahrwerksvermessung geeignet sind, für Beissbarth Easy 3D+ vorbereitet." Auch die Software des Systems garantiert leichtes Arbeiten, denn die intuitive Bedienoberfläche führt ohne Umwege schnell zu den gewünschten Funktionen. Sehr hilfreich ist dabei die Übertragung der Daten an den PC per WLAN. So können die Messergebnisse der einzelnen Räder sofort am Bildschirm abgelesen werden.
Harte Argumente
Da Easy 3D+ schneller als konventionelle Systeme arbeitet, kann es auch bei der Direktannahme für die Schnellvermessung von Spur (Einzel- und Gesamtspur), Spurdifferenzwinkel, Fahrachswinkel, Sturz, Nachlauf, Spreizung, Radversatz, Radstandsdifferenz, Seitenversatz, Spurweitendifferenz und Achsversatz eingesetzt werden. "Mit dem sogenannten Smart Test können so bei Verdacht, dass das Fahrwerk fehlerhaft ist, bereits nach kurzer Zeit die aktuellen Ist-Werte des Fahrwerks am Bildschirm abgelesen oder für die Beratung der Kunden am Terminal zusammen mit den Soll-Werten ausgedruckt werden", weiß Makra. Zur Archivierung der Daten werden sie kundenspezifisch am PC des Beissbarth Easy 3D+ gespeichert oder mittels ASA-Netzwerk auf das Werkstatt-DMS übertragen. Damit sind jederzeit eine Auswertung, spätere Kundenberatung oder Weiterverarbeitung möglich.
Die eigentliche Fahrwerksvermessung ist optimiert. Der Anwender muss nur das Fahrzeug zum Einmessen von der Mitte des Drehtellers mit circa 30 Grad Raddrehung vor, dann zurück und schließlich wieder bis zur Mitte des Drehtellers schieben (insgesamt circa 60 Grad Raddrehung). Hierbei findet der Einmessvorgang zur Erfassung der Drehachse und des Rades statt, um anschließend die Istwerte mit den Sollwerten abzugleichen. Danach muss das Lenkrad noch bei blockierter Fußbremse einmal ganz nach links und einmal ganz nach rechts eingeschlagen werden (unter anderem für die Messung der Vor- und Nachspur), um alle wichtigen Ergebnisse vorliegen zu haben.
Nach Vermessung des Fahrwerks ist die Voraussetzung geschaffen, die sogenannten automatischen blendfreien Fernlicht-Systeme zu justieren. "Dazu muss das Fahrzeug gemäß den gesetzlichen Vorschriften und Herstellerangaben vorbereitet werden", erklärt Makra. "Hierzu gehören der richtige Reifendruck, die korrekte Beladung mit halbvollem Tank, ein Fahrer mit einem Gewicht von 75 Kilogramm und eventuell die Überprüfung der Kamera-Justierung." Hinzu kommen ein ebener Scheinwerfereinstellplatz nach HU- bzw. DIN-18202-Vorgabe und ein korrekt ausgerichtetes Scheinwerfereinstell-Prüfgerät (SEP).
Drei Systeme
Bei Wartung und Service der Fernlicht-Assistenten sind Werkstätten mit drei unterschiedlichen Systemen konfrontiert, die von Licht-Technikern als "dynamisch", "segmentiert" oder "Pixel" bezeichnet werden. So wird der Lichtaustritt bei den dynamischen Systemen mechanisch gesteuert, bei segmentierten und Pixel-Systemen hingegen erfolgt die Lichtkegelregelung in einer sogenannten Primäroptik durch Ansteuerung einzelner LED, bevor der Lichtstrahl den Scheinwerfer durch die Sekundäroptik (Linse) verlässt.
Bei modernen segmentierten Scheinwerfersystemen wie Matrix-LED-Scheinwerfern oder Multibeam-LED (MB) regelt eine Kamera durch Abschalten oder Abdimmen einzelner LED in Sekundenbruchteilen die Fernlichtverteilung. Bei mehreren entgegenkommenden Fahrzeugen werden so ein oder mehrere Licht- Tunnel gleichzeitig geöffnet. Ist kein Fahrzeug mehr im Sichtfeld des Fahrers, schaltet das System wieder auf volles Fernlicht um. Daneben passt sich der Lichtkegel des blendfreien Fernlichtes der Fahrsituation an. Beispielsweise wird bei Kurvenfahrten die Intensität des Lichtkegels durch unterschiedliche Ansteuerung der LEDs in der Seite variiert oder auf die Fahrbahnmitte konzentriert. Ermöglicht wird dies bei segmentierten Scheinwerfersystemen durch bis zu 84 Einzel-LEDs je Scheinwerfer, die separat ein- oder ausgeschaltet werden können. "Zukünftig werden sogenannte Pixel-Beams bis zu 3.000 LED je Leuchteinheit besitzen. Dann wird der Lichtkegel noch genauer gesteuert werden können", berichtet Makra.
Analog und digital
"Zur Überprüfung beziehungsweise Einstellung segmentierter Lichtsysteme ist zwingend ein Diagnosetester zur Kommunikation mit der OBD erforderlich, da, neben dem mechanischen Einstellen des Abblendlichts, das Fernlicht teilweise auch elektronisch justiert werden muss", erklärt Makra. "Nach der Prüf-Vorbereitung des Fahrzeugs wird zuerst das Abblendlicht mit dem Scheinwerfeinstell-Prüfgerät gemessen und konventionell mechanisch an beiden Scheinwerfern eingestellt. Dazu muss das Gerät genau mit dem Laservisier zum Fahrzeug ausgerichtet werden. Wir empfehlen hier unser Scheinwerfereinstell-Prüfgerät Beissbarth MLD 9000, da es über einen Kreuzlaser, Neigungsmesser und ein Schienenführungssystem verfügt." Stimmt die waagrechte Helldunkelgrenze, wird das Fernlicht bzw. der Fernlichtassistent justiert. Dazu kann über den Diagnosetester via OBD die sogenannte "Master-LED" angesteuert werden. "Ihre korrekte Position ist entscheidend für die Lichtverteilung", sagt der Lichtexperte von Beissbarth. "Um die entsprechenden Werte für die Master-LED zu ermitteln, wird das SEP genau mittig vor dem Fernlichtscheinwerfer mittels Kreuzlaser zunächst am linken Scheinwerfer und dann am rechten Scheinwerfer positioniert." Die hierbei angezeigten Winkel-Werte werden schließlich in die Software des Diagnosetesters manuell übertragen und abschließend bestätigt. Die richtige Position der Master-LED wird dann an die OBD übertragen und dort gespeichert. Damit ist die Einstellung beendet. Nicht nur für die korrekte Bewertung der unterschiedlichen Lichtverteilungen ist fundiertes Fachwissen gefragt, sondern auch für die Zusammenhänge von Fahrwerk und FAS ist Weiterbildung stets ratsam, um Konsekutiv-Fehler detektieren zu können'', rät Makra. Welche Trainings gerade angeboten werden, lässt sich auf der Beissbarth-Webseite "Trac Academy" einsehen.
Kurzfassung
Adaptives Fernlicht muss regelmäßig gewartet werden, damit der Gegenverkehr nicht geblendet wird. Maßgeblich für die einwandfreie Funktion ist bei modernen Fernlicht-Systemen auch die korrekte Einstellung des Fahrwerks.
- Ausgabe 11/2019 Seite 18 (322.1 KB, PDF)