Der Autobauer BMW will den von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wegen mutmaßlich hoher Stickoxid-Emissionen beanstandeten Diesel-3er selbst auf Unregelmäßigkeiten testen. "Wir konnten das von der DUH getestete Fahrzeug ausfindig machen und werden dieses auf dem Rollenprüfstand sowie auf der Straße ausgiebig und professionell gemeinsam mit einer neutralen Institution vermessen, um die Unterstellungen der DUH zu überprüfen", sagte BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich im Interview der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Die DUH hatte dem Münchener Hersteller nach Fahrtests vorgeworfen (wir berichteten), in einem Diesel-BMW 320d womöglich eine sogenannte Abschalteinrichtung zu verwenden. Eine solche Vorrichtung erkennt, wenn das Auto auf dem Prüfstand steht, drosselt die Abgasreinigung aber unzulässig, wenn es im Realbetrieb auf der Straße gefahren wird.
"Werte ohne Aussagekraft"
Fröhlich kritisierte die Messmethoden der DUH. "Für uns sieht es so aus, als ob die DUH in Bereichen mit hohen Drehzahlen, aber bei niedrigen Lasten gefahren ist. Sie müssen sich das so vorstellen, dass der Motor so laut aufheult, dass man eigentlich intuitiv schon lange höher geschaltet hätte", sagte der Manager. "Durch solche erzwungenen und untypischen Fahrweisen im Randbereich kann man plakative Emissionswerte konstruieren, die keine wirkliche Aussagekraft haben."
BMW galt bislang als vergleichsweise unbescholten im von VW ausgelösten Diesel-Abgasskandal. Immer wieder hatte Konzernchef Harald Krüger betont, bei BMW werde nicht manipuliert, die Motoren entsprächen den gesetzlichen Bestimmungen.
Die DUH wirft BMW jedoch vor, dass die Abgasrückführung im 320d ab einer Drehzahl von 2.500 Umdrehungen pro Minute heruntergeregelt und ab 3.500 Umdrehungen komplett ausgeschaltet wird. Die Abgasrückführung ist eines von mehreren Systemen zur Reduktion gesundheitsschädlicher Abgase wie Stickstoffmonoxid.
Autohersteller rechtfertigen die teilweise oder komplette Abschaltung der Abgasrückführung unter bestimmten Bedingungen meist mit dem Motorschutz. "Physikalisch muss die Abgasrückführung an die Motordrehzahlen angepasst werden, um sowohl erhöhte Partikelemissionen als auch thermische Schäden an den abgasführenden Bauteilen zu verhindern", sagt BMW-Chefentwickler Fröhlich. "Das ist keine Verschwörung, sondern das weiß jeder Ingenieur, der sich mit Verbrennungsmotoren auskennt, aus dem Effeff."
Keine normalen Testbedingungen
Fröhlich beanstandete vor allem, dass die DUH-Tester den betreffenden BMW vom Typ 320d nicht so gefahren seien wie der normale BMW-Fahrer. "Statistische Auswertungen zu Kundenfahrprofilen zeigen uns, dass das Fahrzeug bei normaler Nutzung grundsätzlich im Bereich der aktiven Abgasrückführung bewegt wird und nicht in die Randbereiche kommt, in die die DUH das Fahrzeug offenbar durch gezielte Schaltvorgänge gezwungen hat", kritisierte Fröhlich. "Übrigens weist das Auto in solchen Fällen im Display auch darauf hin: 'Bitte hochschalten'."
Der BMW-Vorstand wies die Vorwürfe der DUH insgesamt zurück. "Diese ganzen Unterstellungen sind für uns unseriös und an den Haaren herbeigezogen, und wer so etwas willentlich macht, dem könnte man auch Absicht vorwerfen." Die Frage sei, ob man ein komplettes Bild aufzeigen wolle oder bewusst Sachverhalte unter den Tisch fallen lasse, um einer eigenen Darstellung Aufmerksamkeit zu verschaffen. "Dann wäre es doch zumindest fahrlässig, uns wider besseren Wissens ein Defeat Device zu unterstellen", so Fröhlich. (dpa)