Zum 50. Geburtstag des ADAC Reifentests hat der Club erstmals 50 Reifenmodelle einer Dimension getestet – so viele wie noch nie. Neu auch zum Jubiläum: Die Test-Methodik wurde an moderne Anforderungen angepasst. Erstmals gibt es eine Zwei-Säulen-Bewertung, bestehend aus der Fahrsicherheit (70-Prozent-Anteil am Gesamtergebnis) und der zu 30 Prozent gewichteten Umweltbilanz.
ADAC-Sommerreifentest 2023
BildergalerieZehn der getesteten Reifen bekommen ein "gut", 21 ein "befriedigend", zwölf ein "ausreichend" und sieben ein "mangelhaft". Spitzenreiter der in der marktstärksten Dimension (205/55 R16) getesteten Reifen sind der Goodyear Efficient Grip Performance 2 und der Continental PremiumContact 6, Schlusslichter sind Premiorri Solazo und DoubleCoin DC99.
Die Qualität der Reifen hat sich über fünf Jahrzehnte enorm verbessert, was dazu beitrug, dass sich die Verkehrssicherheit entscheidend erhöht und die Verkehrstoten signifikant reduziert haben.
Nach einem halben Jahrhundert haben sich die Anforderungen enorm geändert: Heute muss ein Reifen nicht nur Fahrsicherheit bieten, sondern sollte auch nachhaltig und umweltschonend sein. Das bedeutet für das neue ADAC-Test-Procedere: Ab sofort muss ein Reifen neben den bereits bekannten Kategorien wie Laufleistung, Kraftstoffverbrauch und Geräusch auch in den Kategorien Reifenabrieb, Gewicht und nachhaltige Produktion bestehen. Dazu gehört auch die Bewertung des Lebenszyklus eines Reifens von der Produktion bis zum Recycling.
Die Fahrsicherheit bleibt aber das Hauptkriterium, und im aktuellen Sommerreifentest hat der ADAC hier besorgniserregende Unterschiede festgestellt: Während der Continental Premium Contact 6 als sicherster Reifen im Test auf nassem Asphalt bereits nach 34 Metern Bremsweg zum Stehen kommt (aus 80 Stundenkilometern), benötigt der Reifen der asiatischen Marke DoubleCoin unter gleichen Bedingungen rund 59 Meter Bremsweg – eine Differenz von 25 Metern, die lebensentscheidend sein kann. Denn an der Stelle, an der das Fahrzeug mit dem Continental-Reifen bereits steht, ist man mit dem DoubleCoin noch mit über 50 km/h unterwegs.
ADAC-Test Winterreifen 2022
BildergalerieDer Michelin e.Primacy setzt hier den Maßstab: Er bietet mit rund 71.500 km nicht nur die höchste prognostizierte Reichweite, sondern setzt mit seinem geringen Abrieb von 34,8 mg/km/t (Milligramm pro Kilometer pro Tonne Fahrzeuggewicht) die Bestmarke im Feld. Dem gegenüber stehen die Reifen von Zeetex und Avon.
Während der Zeetex mit 23.100 km die geringste prognostizierte Laufleistung im Test liefert, weist der Avon mit 126 mg/km/t den höchsten Abrieb auf. Er erzeugt also unter denselben Fahrbedingungen mehr als viermal so viel Reifenabrieb wie der Michelin. Dass der Michelin e.Primacy dennoch nicht über das Gesamturteil "ausreichend" hinauskommt, liegt an seinen Schwächen in der Fahrsicherheit. Hier wird deutlich, dass der Zielkonflikt zwischen Umwelteigenschaften und Fahrsicherheit nach wie vor nicht vollständig aufgelöst werden kann.
Am besten löst diesen Konflikt der Testsieger: Er zeigt in allen Disziplinen gute Fahrsicherheitseigenschaften und überzeugt gleichzeitig mit seiner Umweltbilanz. Der zweitplatzierte Reifen Continental PremiumContact 6 setzt dagegen Maßstäbe im Bereich der Fahrsicherheit, mit leichten Abstrichen in der Umweltbilanz.
ADAC Sommerreifentest 2022
BildergalerieDie neue ADAC Zwei-Säulen-Methodik aus Fahrsicherheit und Umweltbilanz bietet damit den Verbrauchern die Möglichkeit, einen Reifen noch passgenauer fürs eigene Fahrprofil zu wählen. Ist man stets auf sein Auto angewiesen und spult zahlreiche Kilometer im Jahr ab, sollten sowohl die Fahrsicherheit als auch die Umweltbilanz jeweils mit "gut" bewertet sein.
Bei Wenigfahrern ist die Laufleistung weniger relevant, da kann ein etwas günstigerer Reifen mit dennoch guten Sicherheitseigenschaften eine prima Entscheidung sein. Klar ist aber auch: Die Reifenwahl sollte nicht vom Preis abhängen. Schließlich zeigen viele günstige Reifen im aktuellen Test insbesondere auf nasser Fahrbahn große Schwächen.