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Bosch und automatisiertes Fahren: Praxisphase startet bald

03.06.2019 10:51 Uhr
Roboterauto Daimler Bosch
Bosch startet in der zweiten Jahreshälfte gemeinsam mit Daimler einen großen Praxistest von Robotertaxis.
© Foto: Daimler

Die Roboterautos kommen. Zunächst aber nicht für Privatkunden, sagt Bosch. Der Zulieferer startet in der zweiten Jahreshälfte gemeinsam mit Daimler einen großen Praxistest.

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Von Klaus Lockschen/SP-X

Das autonome Fahren ist einer der Mega-Trends im Mobilitätssektor. Die Technik ist weit entwickelt, die ersten Feldversuche laufen. Auch die deutschen Branchengrößen Bosch und Daimler starten bald in die Praxisphase. Im kalifornischen San José bieten sie noch in diesem Jahr gemeinsam einen Robotaxi-Service an.

Das Roboterauto ist für Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung bei Bosch, vor allem eine Antwort auf die Verkehrsprobleme in den Städten – gerade in den Megacities in Asien. "Wir benötigen Konzepte, die helfen, Verkehr zu vermeiden und zu verbessern." Neben Carsharing und dem öffentlichen Nahverkehr sieht er Roboterautos als Teil einer möglichen Lösung. Denn sie verbessern den Verkehrsfluss, können je nach Bedarf geordert werden und benötigen keinen Parkplatz, da sie 24 Stunden am Tag im Dienst sind. Erfahrungen auf dem neuen Mobilitätsfeld will sein Unternehmen ab der zweiten Jahreshälfte gemeinsam mit Daimler in den USA sammeln. Dort trifft die schwäbische Allianz dann wohl unter anderem auf Konkurrenz-Dienste von Google-Tochter Waymo und General Motors.

Geplant ist in der Stadt San José im Großraum San Francisco ein sogenannter Ride-Hailing-Dienst, wie ihn beispielsweise Uber aktuell bereits mit menschlichen Fahrern anbietet. Geordert werden die Autos per App, auch die Kommunikation des Fahrtziels und die Bezahlung erfolgt per Handy. Zunächst soll das allerdings nur ausgewählten Kunden ermöglicht werden, die beiden Unternehmen wollen erst einmal Erfahrungen mit der neuen Technik sammeln. Während des Pilotprojekts werden die Testfahrten nur mit geschulten Fahrern und einem zusätzlichen Systemingenieur an Bord des Fahrzeugs durchgeführt. Der Fahrer stellt die Sicherheit des Fahrzeugs sicher und kann im Notfall eingreifen, der Systemingenieur – oder der sogenannte Operator – startet das System und überwacht es. Als Fahrzeuge genutzt werden speziell umgerüstete Mercedes-S-Klasse-Modelle mit Autonomie-Technik auf Level 4/5.

Vollautomatisierte Fahrzeuge für Massenmarkt zu teuer

Serienreif für den Privatkundenmarkt ist die Technik noch nicht. "Dort stellt Bosch derzeit Systeme für das teilautomatisierte (Level 2) und bald auch für das hochautomatisierte Fahren (Level 3) zur Verfügung", erläutert Hoheisel. Bei diesen Systemen kann der Fahrer mitunter auch schon mal kurzzeitig die Hände vom Lenker nehmen, weil das System die Überwachung des Fahrumfeldes teilweise übernimmt. Von echten Roboterautos spricht man erst auf Level 4 bis 5, also dem vollautomatisierten und fahrerlosen Fahren. Die in beiden Fällen benötigte Technik ist laut Hoheisel sehr ähnlich: "Für vollautomatisierte Fahrzeuge ist deutlich mehr Technik nötig, beispielsweise Laserscanner und eine wesentlich höhere Rechenleistung." Für den Massenmarkt wäre das noch kein gangbarer Weg – die Fahrzeuge wären schlicht zu teuer. Weil solch ein Fahrzeug jedoch ohne Fahrer auskommt und rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche eingesetzt werden kann, sieht die Kosten-Nutzen-Rechnung im kommerziellen Einsatz deutlich besser aus.  

Doch allein Sensorik, Sicherheitssysteme und Antrieb ergeben noch keinen funktionierenden Robotertaxi-Dienst. "Wir wollen verstehen, was die Nutzer wollen. Sind es überwiegend ältere oder jüngere Menschen, die diese Fahrzeuge und den dazugehörigen Service nutzen? Wie wird der Dienst akzeptiert?", sagt Hoheisel. Auf dem Papier funktioniere das neue Mobilitätskonzept, aber auch im Straßenverkehr? Auch darum investieren die Hersteller in teure Feldtests.

Das Budget für die Entwicklung des automatisierten Fahrens ist gigantisch. Allein bei Bosch arbeiten rund 5.000 Personen an dem Thema. Das Unternehmen investiert bis 2022 etwa vier Milliarden Euro in das Roboterauto. „Nicht nur Menschen, auch Güter können automatisiert transportiert werden. Auf diesem Pfad wird es sicher noch eine Menge interessanter Geschäftsmodelle geben“, so Hoheisel. Bis das autonome Fahren eine Selbstverständlichkeit im Straßenverkehr ist, wird man seiner Meinung aber noch etwas warten müssen.  Auch wenn die Technik mittlerweile bekannt und zum Teil auch verfügbar sei. Denn es gibt auch noch gesetzliche Hürden: Funktionen, bei denen der Fahrer das System nicht mehr überwachen muss, sind derzeit noch nicht für den Straßenverkehr zugelassen.

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