Der Automobilzulieferer und Reifenhersteller Continental will seine Antriebssparte erst ab 2020 teilweise an die Börse bringen. Die Vorbereitungen sollten voraussichtlich gegen Ende 2019 abgeschlossen sein, teilte das Unternehmen am Freitag anlässlich der Hauptversammlung in Hannover mit. Je nach Marktlage sei ab 2020 mit dem Teilbörsengang der Vitesco genannten Sparte zu rechnen - bislang hatte Continental dies für das zweite Halbjahr 2019 in Aussicht gestellt. Es gebe keinen Zeitdruck, betonte ein Sprecher.
Vorstandschef Elmar Degenhart warnte zudem davor, ausschließlich auf batteriebetriebene E-Autos zu setzen. Vor den Aktionären nannte er dies ein hohes Risiko. Für kleine, leichte Fahrzeuge sei der Batterie-Antrieb "wahrscheinlich" die beste Wahl - vor allem beim Einsatz in der Stadt. Bei größeren und schweren Fahrzeugen auf der Langstrecke komme die Brennstoffzelle ins Spiel, die Technologie werde einen Platz im Markt finden. Kürzlich hatte VW-Konzernchef Herbert Diess dafür geworben, der Batterieantrieb sei absehbar die beste und effizienteste Möglichkeit, den CO2-Ausstoß im Straßenverkehr zu senken.
Continental will die Mehrheit an der Sparte Vitesco behalten, die auch Elektroantriebe umfasst. Vitesco habe 2018 Aufträge über rund elf Milliarden Euro erhalten - davon rund zwei Milliarden Euro rund um E-Mobilität. Bis zu 25 Prozent der Anteile sollten abgegeben werden, sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer. Ob die Marktbedingungen für Autowerte 2020 besser sind und es zum Teilbörsengang kommt, muss sich aber erst noch zeigen. Volkswagen hatte einen Teilbörsengang seiner Lkw-Sparte wegen ungünstiger Marktbedingungen vorerst abgeblasen.
"Mit heutigem Strom retten wir das Klima nicht."
Nach Degenharts Einschätzung dürfte nach 2030 die letzte Generation von Benzin- und Dieselmotoren an den Start gehen, nach 2040 dürfe deren Verkauf enden und ab 2050 seien "Straßen und Städte idealerweise frei von CO2-Emissionen". Der Continental-Chef betonte auch: "Mit heutigem Strom retten wir das Klima nicht."
Künftig trieben Systeme für assistiertes und teilautomatisiertes Fahren das Wachstum an, dafür habe Continental in den vergangenen beiden Jahren Aufträge von durchschnittlich rund drei Milliarden Euro erhalten. In der komplett beim Konzern bleibenden Autozuliefersparte konzentriert sich Continental auf Elektronik, Sensorik und Software - die schon heute mehr als 60 Prozent des Umsatzes der Sparte ausmachten.
Degenhart zufolge hat die Autoindustrie zu wenig Erfahrung mit Software: Heute bestehe die Software im Auto aus über 100 Millionen Code-Zeilen - in den nächsten Jahren werde sich die Zahl verzehnfachen. Continental setze auf strategische Partner und wolle bis Ende 2022 rund 6.000 Software-Experten einstellen - dann wären es rund 25.000 Menschen.
Im ersten Quartal erwirtschaftete Continental operativ deutlich weniger als vor einem Jahr. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern brach um 17,1 Prozent auf 884,2 Millionen Euro ein. Analysten hatten mit knapp über 800 Millionen Euro gerechnet. Der Umsatz lag mit rund 11,0 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau.
"Solides Ergebnis"
Degenhart sprach von einem "soliden" Ergebnis - die weltweite Autoproduktion sei zu Jahresbeginn um über sechs Prozent gesunken. Die Continental-Aktie legte zwischenzeitlich um mehr als zwei Prozent zu.
Continental geht weiter davon aus, dass sich die Stimmung auf den weltweiten Automärkten in der zweiten Jahreshälfte aufhellen wird. Allerdings waren die Vergleichsquartale 2018 schwach ausgefallen. Das Unternehmen bestätigte seinen Ausblick vom Jahresbeginn. Erwartet werden 45 bis 47 Milliarden Euro Umsatz und eine bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern - also der Anteil des operativen Ergebnisses am Umsatz - zwischen acht und neun Prozent.
Die Hauptversammlung entlastete sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat mit deutlichem Ergebnis. (dpa)