Die drohenden Diesel-Fahrverbote bringen Deutschlands Handwerker gegen die Autoindustrie auf. Da viele Betriebe fürchten, mit ihren Fahrzeugen bald nicht mehr in die Innenstädte fahren zu dürfen, verlangte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) von den Herstellern am Donnerstag, die Kosten für Nachrüstungen zu übernehmen. "Wir wollen es nicht bezahlen, das ist ganz sicher", sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke in München. "Der Verursacher dieser Geschichte muss letztlich dafür einstehen."
Die von der Industrie angebotenen Updates der Motor-Software reichten nicht aus. "Da sind gerade im Handwerk viele Fahrzeuge unterwegs, die kriegen Sie nur im Straßenverkehr gehalten mit einer Nachrüstung der Hardware", sagte Schwannecke. "Wer das Fahrzeug nicht anständig in den Markt bringt, der muss hinterher auch dafür sorgen, dass es nachher vernünftig funktioniert. Da macht sich die Industrie zu schnell einen schlanken Fuß." Wenn ein Handwerker etwa eine Heizung mit zu hohen Abgaswerten einbaue, sei er hinterher auch für die Beseitigung des Fehlers verantwortlich. "Das ist ein allgemeiner Rechtsgrundsatz."
In der kommenden Woche beginnt in München mit über 1.000 Ausstellern die Internationale Handwerksmesse. Das Diesel-Problem wird auch dort eine Rolle spielen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft sich mit den Spitzen der vier größten deutschen Wirtschaftsverbände zum alljährlichen Spitzengespräch.
Viele Handwerker-Autos - vom Baustellenfahrzeug bis zum Transporter - seien sehr aufwendig ausgestattet, sagte der bayerische Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl. "Für diese Fahrzeuge gibt es keinen adäquaten Ersatz." Elektrotransporter hätten weder die entsprechende Reichweite noch die entsprechende Zuladung. Im Falle weitreichender Fahrverbote "würden wir all unsere innerstädtischen Baustellen zum Erliegen bringen".
Ansonsten sind die meisten Handwerker guter Laune. In diesem Jahr erwartet die Branche erneut ein Umsatzwachstum von etwa drei Prozent. "Die Erwartungen der Betriebe sind unvermindert positiv", sagte Schwannecke. In Deutschland gibt es etwa eine Million Handwerksbetriebe, die über fünf Millionen Menschen beschäftigen. (dpa)