Nach dem Fahrverbots-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts müssen sich Besitzer älterer Diesel darauf einstellen, dass ihre Fahrzeuge deutlich an Wert verlieren. Das baden-württembergische Kfz-Gewerbe rechnet mit einem dauerhaften Wertverlust von bis zu 15 Prozent. Das treffe auch die Händler stark, die entsprechende Leasingfahrzeuge zu einem fest vereinbarten Preis zurücknehmen müssten, sagte Verbandspräsident Harry Brambach am Mittwoch in Stuttgart. Die Autohäuser blieben dann auf ihren Kosten sitzen.
Branchenexperten teilen diese Einschätzung. Auch Schwacke-Chef Thorsten Barg geht davon aus, dass die Preise gebrauchter Diesel auch in den nächsten Monaten nachgeben werden – "weil zum einen existierende Volumina von Dieseln als Flotten-, Leasing- und Vermiet-Rückläufern nach ihrer Vertragsdauer vermarktet werden müssen und zum anderen eben auch verunsicherte Diesel-Besitzer versuchen werden, ihre älteren Fahrzeuge loszuwerden".
Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM), zeigte auf, dass es in der Fahrverbotsdebatte ohnehin mit den Preisen bergab gegangen sei: "Das dürfte sich mit dem Urteil beschleunigen." Hilfe ist nicht in Sicht: Die Verbraucher müssten vermutlich mit den Verlusten beim Verkauf ihrer alten Autos leben. "Der Hinweis mit der kalten Enteignung stimmt schon ein Stück weit", sagte er.
Wenn man denn seinen Diesel mit der Abgasnorm Euro 5 oder älter überhaupt los wird. Die Standzeiten der Autos bei den Händlern sind nach jüngsten Zahlen des "Dieselbarometers" der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) auf fast vier Monate gestiegen, während gleichzeitig die Preise fallen. Demnach gaben die Restwerte dreijähriger Gebrauchtwagen mit Dieselmotor im vergangenen Dezember um 3,4 Prozentpunkte auf 52,6 Prozent des ehemaligen Listenneupreises nach.
"Fünf Prozent sind schon viel"
Dabei kann sich schon ein kleinerer Preisrückgang spürbar auswirken, wie Bratzel erklärte. Im Leasing gehe es oft um höher motorisierte und teure Fahrzeuge, da "sind auch fünf Prozent schon viel". Mercedes-Benz und BMW greifen ihren Autohäusern bei den Leasingrückläufern bereits unter die Arme (wir berichteten). Nach Angaben des Zentralverbands des deutschen Kfz-Gewerbes stehen sich auf den Höfen der Händler derzeit mehr als 300.000 Euro-5-Dieselautos im Gesamtwert von rund 4,5 Milliarden Euro die Reifen platt. Wegen der schwer verkäuflichen Fahrzeuge fürchtet ein Teil der Betriebe bereits um ihre Existenz.
Was den Diesel zusätzlich unter Druck setzen dürfte: Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer geht von steigenden Leasingraten für Pkw mit Dieselmotor aus – in der Folge dürften sich weitere Kunden von der Antriebstechnik abwenden. Stück für Stück werde die Autobranche dann die Diesel-Produktion zurückfahren, allenfalls in den schweren und angesagten SUV würden seiner Einschätzung nach große Dieselmotoren mit der Abgasnorm Euro 6d bleiben, glaubt Dudenhöffer. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts sei damit "der Anfang vom Ende des Diesels".
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte am vergangenen Dienstag entschieden, dass Kommunen Straßen oder Gebiete für Dieselautos sperren dürfen. Das Kfz-Gewerbe fordert von der Politik, Möglichkeiten zur technischen Nachrüstung der betroffenen Fahrzeuge zu schaffen. Das wird von den Autobauern bislang abgelehnt. Sie setzen auf Software-Updates. (rp/dpa)