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Ersatzteile zum halben Preis: Recycelt mit System

14.03.2016 09:47 Uhr
Ersatzteile
Bei alten Autos ist die Beschaffung von Ersatzteilen manchmal schwierig.
© Foto: Volz/Pro Motor

Ersatzteile werden immer teurer. Ein neues System aus der IT-Industrie soll jetzt flächendeckend die Komponenten aus Technik, Karosserie, Innenraum oder Motor erschwinglicher machen - und den Werkstätten der Hersteller neue Kunden bescheren.

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Von Peter Weißenberg/SP-X

Suchen Sie nach einem günstigen Frontscheinwerfer für einen Dreier-BMW der vorletzten Generation? Bei der Antwort auf diese Frage werfen viele Besitzer des rüstigen Alt-Müncheners oft einen Blick in eine finstere Welt: Da bieten dubiose Hinterhof-Werkstätten Ersatzteile aus unbekannter Herkunft, zuweilen sind gar gefälschte Produkte im Verkehr - und noch weniger betuchte Fahrer wühlen gleich auf dem Schrottplatz nach dem neuen Auge für den alten BMW.

Der Grund für die Odyssee in die Untiefen der Ersatzteilbeschaffung? Neue Ware aus der Vertragswerkstatt ist oft schlicht zu teuer. "Schon, wenn ein Modell gerade ausgelaufen sind, geht der Preis für Ersatzteile oft um 100 Prozent hoch", weiß Patrick Wiedemann. Sein Unternehmen Reverse Logistics Group (RLG) hat tiefen Einblick in die Branche, organisiert er doch für mehrere deutsche, japanische und französische Hersteller bereits seit Jahren die Entsorgung und Wiederaufbereitung wertvoller Alt-Teile wie etwa dem Blei aus Batterien.

Wiedemann ist allerdings nicht allein für die Autoindustrie tätig - sondern arbeitet auch für große Versand-Kaufhäuser oder Informationstechnologie-Firmen. Und dabei geht sein Job wesentlich weiter: Zurückgesandte Smartphones, alte Fernseher oder ein paar Jahre gelaufene Computer werden von der RLG begutachtet - und teilweise oder wieder ganz in einen neuwertigen Zustand gebracht. Solche "refurbished"-Ware erfreut sich gerade bei Laptops, Tablets oder Handys immer größerer Beliebtheit. Klar, sie kostet ja viel weniger.

Noch große Lücken im Angebot

Dieses umfassende System macht Wiedemann derzeit mehreren seiner Partner aus der Autoindustrie schmackhaft. Einige Hersteller arbeiten schon damit. So bietet etwa VW bereits seit 1947 auf Wunsch wiederaufbereitete Ersatzteile statt Neuware an. Die Wolfsburger sprechen dabei selbst vom "umfangreichsten Rücknahmeprogramm der Automobilgeschichte" - und sind bei den lieferbaren Teilen weit über Zylinder, Kraftstoffpumpen und Vergaser hinaus, mit denen das Angebot für den sparsamen Kunden einst startete. Aber trotz 16.000 inzwischen lieferbarer Refurbished-Teile klaffen noch immer große Lücken im Angebot.

Und andere Hersteller bieten eine deutlich dünnere Palette - vor allem Premium-Autobauer beschränken sich oft nur auf teure Großteile wie ganze Motoren, Generator, Wasserpumpe oder Automatikgetriebe. Denn bei denen lohnt sich erstens der Aufwand für Ausbau und Wiederaufbereitung - und überdies ist gerade bei diesen Kapitalschäden das preiswerte Refurbished-Angebot oft die einzige Chance für eine Markenwerkstatt, mit den Angeboten der freien Schrauber und ihrer Ersatzteile aus verschiedensten Quellen zu konkurrieren.

Doch die Hersteller wissen, dass ein mehr oder minder lückenhaftes Basis-Angebot an "bis zu 40 Prozent”"(VW) oder gar 50 Prozent (Opel) billigeren wiederaufgearbeiteten Ersatzteilen nicht ausreicht. "Denn inzwischen sind ja gerade bei der Fahrzeugelektronik, Turboladern, Lampen oder Interieur-Elementen die Ersatzteile auch schon enorm teuer", so Wiedemann. Wo lasse sich etwa bei einem neueren Modell noch die einzelne Scheibe eines Scheinwerfers wechseln?

Komplette Resteaufbereitung

Darum hat die RLG nun das System einer kompletten Resteaufbereitung aufgebaut, mit der künftig für fast alle Ersatzteile solcher recycelter Teile angeboten werden können; sogar Altautos etwa aus den USA könnte sein Unternehmen gezielt aufkaufen, um anderswo auf der Welt ausreichend Ersatzteile wiederaufzubereiten.

Die flächendeckende Versorgung mit wiederaufbereiteten Ersatzteilen reduziert auch die Kosten bei den Herstellern enorm: "Allein aus einem einzigen Werk eines großen deutschen Premium-Herstellers beispielsweise werden jedes Jahr 75 Millionen Ersatzteile versandt", so Wiedemann. Da könnte das konsequente Ausschlachten von Altautos die Lagerhaltung in der Zentral-Lager der Hersteller deutlich entlasten.

Und manchmal würde die gezielte Wiederaufbereitung wohl auch Leben retten: Denn Wiedemanns weltweit tätige Wiederaufbereiter kennen ein echtes Problem der Hersteller in manch finsterer Gegend des Globus: halb verschlissene Alt-Teile aus Schrottautos, die manchem Kunden als Neuware untergejubelt wird. Dann lieber "refurbished" - mit Garantie.

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