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Fahrbericht Maxus Euniq 6: Elektrisches SUV im Deja Vu-Modus

19.07.2024 10:15 Uhr | Lesezeit: 2 min
Den Wagen gibt es in vier Grundfarben und einer Sonderlackierung.
© Foto: Daniel Killy/SP-X

Ausgerechnet den umkämpften SUV-Markt hat sich Maxus ausgesucht, um deutsche E-Mobility-Kunden zu gewinnen. Ein ambitionierter Schritt für ein Fahrzeug, das für einige Déjà-vus sorgt.

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Bisher wurde ist Autokonzern SAIC Motor mit seiner Marke Maxus in Deutschland nur durch leichte Nutzfahrzeuge bekannt. Jetzt wollen die Chinesen den deutschen Markt auch mit einem Elektro-SUV erobern – dem Euniq 6. 

Dabei handelt es sich um die Elektrovariante des bereits seit 2019 auf dem chinesischen Markt befindlichen Maxus D60. Bis auf den für die E-Variante weggefallenen Kühlergrill sind die Autos von außen identisch. Und auch den Euniq 6 gibt es auf dem chinesischen Markt schon seit vier Jahren. In China ist der Mutterkonzern, die Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC), der sechstgrößte Player, verkauft fünf Millionen Fahrzeuge jährlich, von denen die meisten nie nach Europa kommen werden.

Von außen sieht der Euniq 6 unauffällig-elegant aus, die gerade Dachkontur vermittelt ein robustes Raumgefühl, und die lichte Höhe von 1,74 Metern sorgt auch für gutem Sitzkomfort auf der Hinterbank. Dennoch sind üppige 754 Liter Platz im Kofferraum. Doch das 53.490 Euro teure E-SUV, das sich mit 4,74 Metern Länge an der Grenze von C- und D-Segment einordnet, weckt mit einigen Nachlässigkeiten auch Assoziationen an längst vergangen Zeiten bei chinesischen Autos. 


Fahrbericht Maxus Euniq 6

Maxus Euniq 6 Bildergalerie

Nimmt man in dem hochwertig verarbeiteten Innenraum des Fahrzeugs hinterm Lenkrad Platz, fällt zunächst einmal die angenehm hohe Sitzhaltung auf. Die Sessel sind bequem, allerdings ohne Seitenführung, was auf längeren Reisen den einen oder anderen stören könnte. In der Mitte des Cockpits thront ein 12,3 Zoll großer Zentralbildschirm hochkant, was elegant wirkt und einen guten Übergang in die weiterhin existente Mittelkonsole bietet. Die trennt Fahrer- und Beifahrersitz noch so, als führe darunter die Kardanwelle durch den Wagen. Die Kombination der Kunststoffe ist gefällig, Steppnähte sorgen für Konturen und Wertigkeit. 

Chinesische Einstellungen und Abstimmungen

Einmal in Fahrt, fallen die recht "chinesischen" Einstellungen und Abstimmungen auf. Die Lenkung ist indifferent und hat viel Spiel, ähnlich gilt für die Aufhängung und Federung. Die Fahr-Dynamik ist für ein E-Fahrzeug eher verhalten; das wäre bei einem komfortablen Reisemobil auch gar nicht zwingend notwendig. Das Beschleunigungsverhalten ist für ein elektrisch angetriebenes Auto eher träge, passt aber zum grundvernünftigen Leistungsangebot von 130 kW / 177 PS. Dass bei 160 km/h Schluss ist, fällt kaum ins Gewicht. Denn der Euniq 6 lädt schließlich zum Reisen ein, nicht zum Rasen. 


Maxus Euniq 6

Maxus Euniq 6 Bildergalerie

Das leicht behäbige Naturell des Fahrzeugs kann man als charmant bewerten. Auf der Landstraße lässt es sich wirklich komfortabel dahingleiten. Es sei denn, die Strecke wird allzu kurvig. Dann wankt und wogt das Gefährt doch ordentlich hin und her, wie schon bei der Lenkung geschildert. Ein Bergfex wird der Euniq 6 also eher nicht. Ein gutmütiger Gefährte hingegen schon. Was allerdings bei einem solchen Raumwunder für die Langstrecke irritiert, das ist die doch relativ schwachbrüstige 70 kWh-Batterie. Denn die angegebene Reichweite von 354 Kilometern schmilzt über Land doch rapide. Um die 22 kWh verbrauchten wir im Schnitt während der Testfahrt, nur knapp mehr als der Normwert von 21,5 kWh, aber wer alle gut 300 Kilometer an die Ladesäule muss, hätte sicherlich gern ein höheres Ladetempo als 75 kWh. Und auch die 6,6 kW/h Wechselstrom-Kapazität ist nicht state of the art. Da sollte Maxus nachbessern, um das preislich attraktive Gesamtpaket performanter zu gestalten. 

Der Euniq 6 ist, bis auf die Sonderfarbe Obsidian Black, die 800 Euro extra kostet, vollausgestattet. Da verwundert es schon, dass kein hauseigenes Navi an Bord ist. Stattdessen muss auf Apple CarPlay ausgewichen werden, das allerdings während der Vorstellung nicht durchgehend funktionierte. Android Auto lässt sich derzeit gar nicht nutzen. Das sind, neben der schlampigen Software, etwa bei der Verkehrszeichen-Erkennung, ernsthafte Minuspunkte. Und wieso in der aktuellen Software bei einer Menüeinstellung „Deutsch“ der Screen hinter dem Lenkrad in englischer Sprache abgebildet wird, die Texthinweise bei der Kameranutzung auf Norwegisch sind und einzig Apple CarPlay, sofern es funktioniert, auf Deutsch – das sind Fragen, die nur der Mutterkonzern SAIC beantworten kann. Ebenso, warum bei einem Fahrzeug, dass 2024 neu auf den Markt kommt, ausschließlich USB-A-Anschlüsse montiert sind. 

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All dies sind Déjà-vus aus einer Zeit, als chinesische Hersteller schnelle Auslieferung über Funktionsfähigkeit stellten. Die schien eigentlich überwunden. Umso erstaunlicher, dass es beim Euniq 6 auch keine Over-The-Air-Softwareinstallationen gibt. Für Updates muss man dann zu einem der 69 Vertragspartner der "Astara Western Europe" fahren, die in zwölf Bundesländern an 124 Standorten das Vertriebsnetz bilden. Wer in den vier norddeutschen Ländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Hamburg Euniq 6 fahren möchte, muss zum norwegischen Importeur RSA und einem seiner 23 Händler. Das ist keine optimale Startvoraussetzung. 

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