Dieselbesitzer haben auch kurz vor dem Start ins neue Jahr keine Gewissheit über Hardware-Nachrüstungen bei älteren Dieselautos. Zwar legte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Freitag technische Vorschriften für die Umbauten vor. Volkswagen aber reagierte umgehend: Der Branchenführer warnte vor einem höheren Verbrauch nach einer Umrüstung und vor negativen Folgen bei der Zuverlässigkeit der Autos: "Dies können wir als Automobilhersteller im Sinne unsere Kunden weder befürworten noch dafür haften. Deshalb raten wir von Hardware-Nachrüstungen ab."
VW-Entwicklungsvorstand Frank Welsch erklärte am Freitag, es gebe bis jetzt keine gesicherten Erkenntnisse, wie sich nachträgliche Eingriffe in das Steuerungssystem, die Komponenten und die Fahrzeugarchitektur im Dauerbetrieb langfristig auswirkten. "Eine technisch nicht ausgereifte Nachrüstlösung kann wichtige Fahrzeugeigenschaften zum Nachteil unserer Kunden verändern", so Welsch. "Das Fahrzeug wird sehr wahrscheinlich mehr verbrauchen, an Leistung verlieren und auch lauter werden. Eine Umrüstung, die einen enormen technischen und zeitlichen Aufwand bedeutet, kann zu massiven Problemen bei der Zuverlässigkeit und damit bei der Kundenzufriedenheit sorgen."
Die Hersteller haben Hardware-Nachrüstungen von Anfang an sehr skeptisch gesehen. Auch Scheuer hatte sich ablehnend geäußert. Er hatte aber auf Druck der SPD und des Kanzleramts im November mit den deutschen Herstellern einen Kompromiss erzielt. Dabei ging es vor allem um die Finanzierung der Nachrüstungen.
ADAC-Vize-Präsident Ulrich Klaus Becker kritisierte mit Blick auf VW, dass erneut "heftige Grundsatzdebatten" aufflammten. "Wer von Drittanbietern abrät, muss selber liefern", sagte Becker. Hardware-Nachrüstungen seien eine sinnvolle Möglichkeit, den Stickoxid-Ausstoß von älteren Fahrzeugen signifikant zu senken. Mit den nun vorgelegten Eckpunkten würden allerdings hohe Anforderungen an die Nachrüstung gestellt.
Umweltministerium verärgert
Das Bundesumweltministerium hat die massive Kritik von Volkswagen an Hardware-Nachrüstungen bei Dieselautos deutlich zurückgewiesen. "Die Reaktion von VW wundert uns", sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. VW habe sich bei Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium im November bereiterklärt, Diesel-Fahrzeuge für bis zu 3.000 Euro mit Katalysatoren nachrüsten zu lassen. "Dass VW nun eine Rolle rückwärts macht und wieder ausschließlich auf die Erneuerung der Fahrzeugflotte setzt, ist ärgerlich und wird kaum das verlorene Vertrauen in den Autokonzern wiederherstellen. Denn ein wenige Jahre altes Fahrzeug gegen ein neues einzutauschen, können sich nur die Wenigsten leisten und ist ökologischer Irrsinn."
Hardware-Nachrüstungen machten nicht nur die Luft sauberer, sondern stoppten auch die Entwertung der Fahrzeuge, die ohne Nachrüstungen nicht mehr in Fahrverbotszonen einfahren dürften, so der Sprecher. Ein durch die neue Hardwaretechnik möglicherweise steigender Spritverbrauch könne durch Software-Einstellungen ausgeglichen werden, dies hätten Experten nachgewiesen. (dpa)