Von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
Wer die getroffene Weichenstellung der IAA 2019 auf dem Weg zur internationalen Innovations- und Mobilitätsmesse betrachtet, wird das positiv bewerten. Die Verlautbarung von VDA-Präsident Bernhard Mattes inmitten der Messe zum Jahresende auszuscheiden, macht allerdings deutlich, dass der veranstaltende VDA in sich alles andere als einig ist. Derweil wäre eine gemeinsame Position zu Zukunftsfragen wie Klimawandel und Digitalisierung dringlich angesagt. Hinzu kommt für die IAA 2019 die Absage von 30 Herstellern, vor allem von Toyota. Das bedeutet: Die IAA kann das Ganze in der weltweiten Sicht der Dinge automobilistisch nicht mehr repräsentieren. Kippt die Messe, fällt dem VDA die Haupteinnahmequelle weg. Auch das hätte Wirkung.
Es gibt 2019 markante Belastungen, auch von außen. Handelskrieg, Brexit, internationaler Wettbewerb, den Wandel vom Diesel- zum "Berliner SUV-Skandal", automobile Protestwelle, deutsche Selbstzerfleischung und Regulierungswut. Die Beschlüsse des Klimakabinetts werden bewusst erst am 20. September 2019 veröffentlicht. Der Klimawandel kostet Geld und geht mit Verzicht einher. Eine weitere Hürde bilden aufgrund der vorgegebenen EU-Grenzwerte ab 2020 ff. die drohenden Strafzahlungen für die Industrie. Das SUV zeigt die deutsche Doppelmoral oder anders, dass Umweltbewusstsein und umweltbewusstes Handeln auseinanderklaffen. Es fehlt an der Akzeptanz. Warum? Um Klimaneutralität zu erreichen, bedarf es der Innovation und der Investition in technische Entwicklungen, nicht der Verbote. Der Messeslogan "Driving tomorrow" sollte künftig dringlich digitale Lösungen zur Verkehrssteuerung und Verkehrsreduzierung umfassen.
IAA-Rundgang 2019 mit Prof. Hannes Brachat
BildergalerieDie weitere Chance der künftigen IAA liegt im Dialog und der Kooperation mit all den anderen Verkehrsträgern. Dies in der Gewissheit, dass den Menschen das Auto wichtig und vielfach ein mobiles Muss ist. Sie erwarten aber auch von Politik wie der Wirtschaft noch mehr Umweltbewusstsein. Das Auto schafft nach wie vor von allen Verkehrsträgern die höchste Individualität, Mobilität und Lebensqualität.
Und der Volkswagen-Konzern hat sich für die gesamte Automobilwirtschaft mit seiner E-Strategie mutig nach vorne bewegt. Scheitert das E-Auto in Wolfsburg, wird das auch für die anderen Hersteller zum besonderen Problem. Das E-Auto steht – jetzt muss zügig der weitere Ausbau der Infrastruktur folgen. Und der 69. IAA 2021 wünschen wir in Frankfurt eine gute dialogische Fortsetzung. Mit solidarischer Beteiligung aller Mobilitätsträger. Es geht um den besten Weg. Und dafür gibt es kein Patentrezept.