Wenn am Sonnabend das 24-Stunden-Rennen in Le Mans gestartet wird, besteht die Möglichkeit, dass nicht der bekannte Dreikampf zwischen Audi, Porsche und Toyota im Mittelpunkt des Interesses steht. Die Rückkehr eines großen Namens in den Langstrecken-Motorsport steht auf der Agenda: Ford will im 50. Jahr nach dem legendären Dreifach-Sieg an der Sarthe wieder vorne mitmischen.
Genau wie 1966 heißt das Rennauto Ford GT, nur der damalige Zusatz der Ziffer "40" fehlt. Sie war der Hinweis auf die Höhe des Fahrzeugs, das mit 40 Zoll extrem flach baute. Genau 101,6 Zentimeter war das Auto hoch, um den Helm des Fahrers unterzubringen, gab es Versionen mit einer beulenartigen Ausbuchtung im Dach. Der GT von heute ist 103 Zentimeter hoch, was einem Wert von knapp 41 Zoll entspricht. Und genau wie vor 50 Jahren gehören die Boliden von Ferrari zu den schärfsten Konkurrenten. Doch das Feld hat noch weitere prominente Namen zu bieten: Corvette, Aston Martin und Porsche 911.
Unter den in Le Mans erwarteten 250.000 Live-Zuschauern und einigen Millionen am TV-Gerät werden am Wochenende gewiss auch jene 6.500 Deutschen sein, die sich Hoffnungen auf einen eigenen GT machen. Sie haben sich bei Ford als Kauf-Interessenten registrieren lassen und um eine Zuteilung beworben. Sie wissen zwar, dass die weltweite Stückzahl auf 250 Exemplare pro Jahr limitiert ist, aber sie wissen nicht, was das Auto kosten soll. Einen offiziellen Preis gibt es noch nicht
Die Autos der GT-Klassen sind von ihrem Ursprung her Serienautos mit Straßenzulassung, aus denen anschließend wettbewerbsfähige Rennwagen gemacht werden. Ford hat den GT für Le Mans parallel zum Straßenauto entwickeln lassen und konnte deshalb die speziellen Anforderungen des Einsatzes mit berücksichtigen. In anderen Fällen müssen technische Gegebenheiten des Serienmodells oft mit hohem Aufwand wieder geändert und angepasst werden. Der ultraflache GT mit seiner ausgeklügelten Aerodynamik dürfte auf den vielen langen und geraden Teilstücken der 13,6 Kilometer langen Strecke gewisse Vorteile haben.
Spannender Motorsport ist also garantiert, wenngleich die GT-Pro-Klasse tempomäßig nicht mit den LMP-Prototypen mithalten kann. Das Überraschungspotenzial wird nicht zuletzt dadurch genährt, dass die Hersteller mit technischen Details ihrer Kraft-Wagen stets sehr sparsam sind. Von Ford GT weiß man zwar, dass er weniger als 1.310 Kilogramm wiegt, das schreibt nämlich das Reglement vor. Die offiziellen Angaben zur Leistung sind jedoch vage: Mehr als 441 kW / 600 PS, mehr als 500 Newtonmeter Drehmoment. Der V6-Motor wird von zwei Turboladern beatmet und die Kraftübertragung erfolgt durch ein sequentielles 6-Gang-Getriebe.
Um an den legendären Sieg des GT im Jahr 1966 beim 24-Stunden-Rennen zu erinnern, hat Ford jetzt ein 1:3-Modell aus 40.000 Legosteinen aufgebaut. Drei Wochen Handarbeit war nötig, um den Superrenner aus Kinderspielzeug zu formen. (ampnet/afb)