Von Michael Specht/SP-X
Wenn es um das Thema Hybridantrieb geht, fährt ein Hersteller deutlich an der Pole Position: Toyota. Zunächst von der Konkurrenz belächelt, hat der japanische Autokonzern mittlerweile weltweit über 15 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge verkauft, drei Millionen davon in Europa. Die Hauptrolle spielt hier zweifellos der Prius, Symbol für das Öko-Auto schlechthin. Selbst Hollywood-Stars lassen sich gern mit dem eigenwillig gestylten Modell ablichten.
Doch nun scheint der Glanz des Modells verflogen zu sein. Die Nachfrage, zumindest in Europa, ging so weit zurück, dass Toyota sich entschloss, seit März sowohl den Prius als auch den Prius Plus hier nicht mehr anzubieten. Lediglich der Prius in der Plug-in-Version verbleibt noch im Portfolio, ausgerechnet die Variante, die aufgrund des relativ hohen Preises und der geringen elektrischen Reichweite bislang nur sehr wenige Kunden wählten. Nun aber erhöht sich durch die staatliche Innovationsprämie und die steuerlichen Vorteile die Nachfrage.
"Hybrid ist das neue Normal"
Toyota ohne Prius? Für Fans der Marke kaum vorstellbar. Ob es ein Nachfolgemodell geben wird, ist fraglich. "Hybrid ist das neue Normal", sagt Alain Uyttenhoven, Geschäftsführer der Toyota Deutschland GmbH. Die Rolle des Prius übernehmen heute unter anderem der Corolla Hybrid als Hatchback, Limousine und Kombi (Touring Sports), während die Leuchtturmfunktion auf das Wasserstoffmodell Mirai fällt. Toyotas Anspruch: das modernste Auto der Welt zu bauen. Die zweite Generation der Brennstoffzellenlimousine wird ihren Produktionsstart Ende Oktober haben und wohl nächstes Frühjahr nach Europa kommen. In eleganterem Design, mit besserem Package und mit mehr Reichweite.
Das Hybridangebot von Toyota umfasst derzeit neun Modelle und reicht vom Kleinwagen Yaris über die Limousine Camry bis zum Mittelklasse-SUV RAV4. Letzterer erhält zum Herbst eine weitere Variante. Als Plug-in-Hybrid soll die elektrische Reichweite dann bei 75 Kilometern liegen.
Hybridmodell Nummer zehn ist ein Neuzugang - der Highlander. Der Siebensitzer hat sein Hauptverbreitungsgebiet eigentlich in Nordamerika. Nun wird er erstmals in Westeuropa angeboten. Wenn er Anfang 2021 in den Markt geht, ist der Highlander das größte Hybrid-SUV von Toyota. Unterm Blech steckt ein 2,5-Liter-Benziner, kombiniert mit jeweils einem Elektromotor an Vorder- und Hinterachse. Mit 146 g/km hat er laut Toyota den niedrigsten CO2-Wert im Segment.
Für 2021 steht auch der Yaris Cross auf dem Programm. Das City-SUV unterhalb des C-HR erhält wie der jüngst vorgestellte Yaris ebenfalls den komplett neu entwickelten Hybridstrang. Dessen Effizienz konnte um rund 20 Prozent gesteigert werden. Auch in dieser Fahrzeugklasse setzt Toyota beim Verbrauch damit einen Maßstab.
Der Beste unter den "Unverwüstlichen" zu sein, dieses Image bekleidet seit 1968 der Hilux. Im Zuge einer Modellpflege erhält der schon legendäre Pick-up ab Mitte September neben dem 2,4-Liter-Diesel ein Pendant mit 2,8 Liter Hubraum. Grund: Das Aggregat liefert mehr Souveränität bei der Leistungsentfaltung im Gelände. Zusätzlich gibt es eine auf Lifestyle getrimmte Topversion mit dem Namen "Invincible" (unbesiegbar). Den gleichen 2,8-Liter-Dieselmotor wird der Land Cruiser erhalten, gedacht für Kunden, die den Geländewagen häufig als Zugfahrzeug nutzen.
Noch nebulös gestaltet sich dagegen das Thema Aygo-Nachfolger. Bislang baute Toyota dieses A-Segment-Modell in Kooperation mit dem PSA Konzern (Citroen C1, Peugeot 108). Doch zum Ende des Jahres läuft die fast 20-jährige Zusammenarbeit aus. Toyota hat die PSA-Anteile zurückgekauft und wird das Werk in Kolin/Tschechien künftig alleine betreiben. Vorerst wird der Aygo dort weitergebaut. Auch einen Nachfolger soll es geben, denn Toyota will weiterhin im A-Segment mitmischen. Eines allerdings wird der nächste Aygo nicht haben: einen Hybridantrieb, und zwar aus Kostengründen. Uyttenhoven: "Wir wollen auch weiterhin ein Auto in der 10.000-Euro-Klasse anbieten können."
R. Weber