Wegen einer hohen Steuernachzahlung gibt es Streit im ADAC. Rund 100 Millionen Euro musste Deutschlands größter Verkehrsclub für die Jahre 2016 bis 2018 nachträglich abführen, weil manche seiner Dienste, die er für Mitglieder erbringt, inzwischen als Versicherungsleistung eingestuft werden. Sie sind deshalb steuerpflichtig. Zuvor hatte die 'Süddeutsche Zeitung' (Freitag) darüber berichtet. Ein Sprecher nannte die Größenordnung der Nachzahlung als korrekt, wollte den konkreten Betrag aber nicht bestätigen.
Die Summe wurde dem Sprecher zufolge inzwischen beglichen. Schon 2017 musste eine ähnlich hohe Nachzahlung aus denselben Gründen an das Bundeszentralamt für Steuern überwiesen werden. Doch nun gibt es Streit darüber, wer die Kosten trägt.
Zentrale will dass sich auch Regionalclubs beteiligen
Die ADAC-Zentrale in München will, dass sich daran auch die eigenständigen Regionalclubs beteiligen, von denen es in jedem Bundesland einen gibt. Sie erbringen vor Ort die Leistungen für ADAC-Mitglieder - etwa den berühmten Pannen- und Unfalldienst. Laut 'SZ' ist es genau dieser Service, für den der ADAC inzwischen die Versicherungssteuer aufbringen muss. Daher ist eine Beteiligung der einzelnen Clubs aus Sicht der Zentrale nur logisch. Dem Sprecher zufolge sei das im Verwaltungsrat - dem gemeinsamen Gremium der Clubs und des Präsidiums - mit großer Mehrheit auch entschieden worden. Doch manche der regionale Vereine wehren sich nun offenbar gegen die Entscheidung.
Besonders der größte Regionalclub Nordrhein mit Sitz in Bonn soll der 'SZ' zufolge Stimmung machen. Er und vier weitere Clubs haben demnach eine Klage vorbereitet und drohen damit, diese schon im Februar bei Gericht einzureichen. Der Regionalclub Nordrhein bestätigte das am Freitag auf Anfrage. "Es geht um die juristische Sachfrage, ob es eine Rechtsgrundlage gibt, auf der wir als Regionalclub einen Anteil an der Versicherungssteuer zu zahlen haben oder nicht", teilte ein Sprecher mit. "Hier wollen wir für alle Beteiligten mit einer neutralen Klärung einfach Rechtssicherheit schaffen."
Weitere Clubs, die sich nicht an dem Widerstand gegen die Kostenaufteilung beteiligen, wollten die Vorgänge nicht kommentieren. Man beteilige sich an den geforderten Nachzahlungen entsprechend dem Beschluss des Verwaltungsrats, hieß es dort lediglich.
Eine Klage liege bislang nicht vor, sagte der Sprecher der ADAC-Zentrale. Der ADAC kalkuliert laut Zeitung künftig mit einer jährlichen Steuerbelastung in diesem Zusammenhang von 30 bis 35 Millionen Euro.
Im Allgemeinen Deutschen Automobil-Club sind derzeit nach eigenen Angaben rund 20,7 Millionen Mitglieder organisiert. Der ADAC hatte sich nach einem Skandal um Manipulationen bei seinem Autopreis "Gelber Engel" neu aufgestellt. Seit 2016 sind Verein, Aktiengesellschaft und Stiftung voneinander getrennt. (dpa)