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Meldung: Einigung im VW-Zuliefererstreit

23.08.2016 10:37 Uhr
Meldung: Einigung im VW-Zuliefererstreit
Der Lieferstreit zwischen VW und zwei Zulieferern ist beendet.
© Foto: VW

VW und zwei wichtige Zulieferer haben sich in ihrem beispiellosen Machtkampf geeinigt. Die Unternehmen werden den Autobauer wieder beliefern. Was sie dafür bekommen haben, ist offen. Beide Seiten haben Stillschweigen vereinbart.

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VW und zwei wichtige Zulieferer haben ihre beispiellose Machtprobe beendet und arbeiten wieder zusammen. Europas größter Autobauer und die beiden Unternehmen der Prevent-Gruppe einigten sich am Dienstag in Wolfsburg auf ein Ende der tagelangen Hängepartie, die bei VW zu einem teilweisen Produktionsstopp und Kurzarbeit für Tausende Mitarbeiter geführt hatte. Darüber, wie die Einigung im Detail aussieht, schweigen beide Seiten. Die gemeinsame Mitteilung nach den 20-stündigen Gesprächen umfasst nur vier Sätze.

Die beiden Zulieferfirmen würden die Belieferung von Volkswagen in Kürze wieder aufnehmen, sagte ein Volkswagen-Sprecher. Auch die Zuliefererseite bestätigte die Einigung zwischen VW und der Eastern Horizon Group, zu der die Lieferanten Car Trim GmbH und die ES Automobilguss gehören. Nach Angaben von VW bereiten die betroffenen VW-Standorte die Wiederaufnahme der Produktion vor, das Thema Kurzarbeit dürfte sich für die Werke in Emden, Wolfsburg, Kassel und Zwickau somit rasch erledigen. Ein Sprecher des VW-Werks Kassel-Baunatal sagte, am Donnerstag werde die volle Kapazität wieder erreicht. In Kassel werden Getriebe hergestellt, ES Automobilguss will nun benötigte Getriebeteile wieder liefern.

Zwischen Volkswagen und den beiden wichtigen Teilezulieferern tobte seit Tagen ein Streit um die Kündigung von Aufträgen. Die Hintergründe waren von Beginn an unklar und sind auch nach der Einigung nicht bekannt. Wegen des Lieferstopps standen bei dem Autobauer viele Bänder still: Der Konzern wartete auf Getriebeteile von ES Automobilguss und Sitzbezüge von Car Trim. Wegen des Streits konnten laut VW 27.700 Mitarbeiter in mehreren Werken nicht so arbeiten wie geplant. Allen voran stand im Stammwerk Wolfsburg die Produktion des wichtigsten VW-Modells Golf still.

Die Lastwagen rollen wieder

Nach der Einigung mit VW rollten auf dem Betriebsgelände der ES Automobilguss im erzgebirgischen Schönheide am Dienstag wieder die Lastwagen. "Dennoch ist die Unruhe im Betrieb damit noch nicht vorbei", sagte Franziska Wolf von der Gewerkschaft IG Metall. ES Automobilguss liefere bis zu 80 Prozent an den Volkswagen-Konzern und sei auf Folgeaufträge angewiesen. Es gebe die Befürchtung in der Belegschaft, dass man mit dem Lieferboykott Vertrauen verspielt habe.

VW-Aufsichtsrat und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte, er freue sich für die Beschäftigten, die nun wieder an ihre Arbeitsplätze zurück könnten. "Sie sind in den letzten Tagen Opfer eines Konfliktes geworden, der ohne Not auf ihrem Rücken ausgetragen worden ist", sagte der SPD-Politiker in Hannover - und kritisierte nochmals das Vorgehen der beiden Zulieferer. "Es bleibt bei mir ein Unbehagen über das Vorgehen der Prevent Group, die nicht bereit war, den in unserem Rechtsstaat vorgesehenen Weg einer Klärung vor den Gerichten zu gehen." VW hatte vor Gericht bereits zwei einstweilige Verfügungen erwirkt, die die Firmen zur Lieferung verpflichteten.

"Die Lieferungen werden wieder aufgenommen und deshalb steht für uns außer Frage, dass die Unternehmen vertragsgemäß weiter zusammenarbeiten", sagte ein VW-Sprecher. Wie lange die Verträge mit den beiden Zulieferern noch laufen, wollten weder VW noch die Unternehmen sagen, auch nicht, ob die bestehende Lieferverträge verlängert oder gar neuverhandelt wurden. Das Landgericht Braunschweig hatte in seinen Verfügungen Car Trim bis zum 5. Mai 2017 und ES Automobilguss bis zum 8. Februar 2018 zu Lieferungen verpflichtet. Offen ist, ob das die Laufzeit der Verträge spiegelt.

Der VW-Betriebsrat begrüßte die Einigung und die Wiederaufnahme der Produktion. "Die Kolleginnen und Kollegen hatten kein Verständnis dafür, dass sie wegen des einseitig verhängten Lieferstopps nicht mehr an ihre Arbeitsplätze gehen konnten", sagte ein Sprecher.

Finanzaufsicht prüft VW-Kommunikation

Die Finanzaufsichtsbehörde Bafin prüft unterdessen, ob der Konzern die Öffentlichkeit früher über die Probleme hätte informieren müssen. "Wir werden uns das Ganze anschauen", sagte eine Behördensprecherin am Montag. Die Bafin werde prüfen, ob es sich bei dem Streit mit Zulieferern und dem folgenden Produktionsstopp um eine Insiderinformation gehandelt habe, die Volkswagen hätte veröffentlichen müssen. Einem VW-Sprecher zufolge weiß der Konzern nichts von der Bafin-Untersuchung. "Wir sind der Auffassung, unsere kapitalmarktrechtlichen Pflichten ordnungsgemäß erfüllt zu haben", teilte er schriftlich mit.

Im Verlauf der vergangenen Woche hatte es unbestätigte Informationen gegeben, dass VW wegen der Lieferprobleme Kurzarbeit in größerem Umfang drohen. Freitagmorgen hatte der Konzern dann per Pressemitteilung über den bevorstehenden Produktionsstopp in Teilen der Fertigung in wichtigen Werken berichtet.

Nach dem VW-Abgasskandal hatte die Bafin bereits Anzeige gegen heutige und frühere Manager von Volkswagen gestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte daraufhin Ermittlungen gegen Ex-Konzernchef Martin Winterkorn und VW-Markenvorstand Herbert Diess eingeleitet. Der VW-Konzern ist auch in diesem Fall der Überzeugung, seine Mitteilungspflichten erfüllt zu haben. (dpa)

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