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Prototypenfahrt im Elegend: Der Quattro lebt 

04.10.2023 08:48 Uhr | Lesezeit: 3 min
© Foto: Elegend

Für Audi-Fans ist der Ur-Quattro Legende. Jetzt kommt er zurück. Neu, elektrisch, viel stärker, sehr teuer und nicht von Audi.

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Der Audi Quattro feiert ein Comeback. Nein, in Ingolstadt haben sie es immer noch nicht hinbekommen, die Legende gebührend auszuschlachten. Doch dafür ist in Beilngries die Idee von einer Neuauflage entstanden. Denn dort wohnt Marcus Holzinger und der hat zu dem legendären Rallye-Coupé aus den 1980ern eine ganz besondere Beziehung. Schließlich hat sein Vater an der Entwicklung des Originals mitbearbeitet, und der Junior betreibt ein Design und Konstruktionsbüro, das bis heute eng mit Audi verbandelt ist. 

Was also, lag da näher, der Erinnerung Gestalt zu geben und den leidenschaftlichsten Audi der letzten 50 Jahre neu aufzulegen? Und weil bei aller Faszination für den einzigartigen Fünfzylinder die Zeit der Verbrenner so langsam zu Ende geht, hat sich Holzinger für eine elektrische Neuinterpretation im Geist der Sportversion S1 entschieden. 

Nachdem er vor zwei Jahren auf der IAA in München mit einer entsprechenden Studie überrascht hat, war der Chef der Elegend AG in der Zwischenzeit nicht untätig und ist mittlerweile weiter als die meisten Visionäre und Traumtänzer seiner Art. Denn wieder im Umfeld der IAA hat er nun zur ersten Fahrt in einem Rolling Chassis gebeten und so dem Verbsprechen Nachdruck verliehen, dass im nächsten Jahr tatsächlich die ersten Serienautos ausgeliefert werden. 



Aus Karbon gebacken und mit zwei Hilfsrahmen aus Aluminium an Front und Heck verschraubt, fehlt dem Technologieträger zwar noch die eckige Karosserie mit den charakteristischen Pausbacken, die mit LED-Scheinwerfern, Hutzen auf der Haube, Naca-Düse auf dem Dach und Flügel auf dem Heck genauso böse aussieht wie das Original. Erst recht, weil das Auto mit 4,15 Metern Länge und 2,44 Metern Radstand so kompakt und kondensiert ist wie ein Golf. Doch bekommt man zumindest schon einmal ein Gefühl dafür, was der Antrieb mit einem engagierten Fahrer anrichten kann. 

Und das ist eine ganze Menge: Wenn 204 PS an der Vorder- und 612 PS an der Hinterachse reißen und zusammen 1.600 Nm der Schwerkraft ein Schnippchen schlagen, dann sind die 530 PS der originalen Rallye-Version S1 schnell vergessen, von den 306 PS des stärksten Serien-Quattros ganz zu schweigen. Das gilt auch für die Fahrleistungen: Auch wenn der Ur-Quattro als Porsche-Killer gefeiert wurde, wirkt er im Rückblick fast schon lahm bei einem Sprintwert von 2,8 Sekunden und einem Spitzentempo von 300 km/h der E-Version. 

Ur-Quattro: Grinse-Gigant

Und es ist nicht die Längsdynamik alleine, die den EL1 getauften Wiedergänger zu einem Grinse-Garanten machen –Allradantrieb, Sperrdifferentiale und eine messerscharfe Lenkung lassen ihn wie einen Derwisch über den Asphalt fräsen. Auch die 80 kWh große Batterie ist in diesem Fall kein Schaden. Erstens, weil sie für zwei Runden auf der Nordschleife oder für 400 Kilometer im Normzyklus reicht. Und zweitens, weil sie den Schwerpunkt weiter drückt und so die Gier nach Kurven nur noch mehr schürt. Da ist es fast schon schade, dass der EL1 auch an der Ladesäule Tempo macht und den Strom mit bis zu 200 kW zieht - denn eine kleine Verschnaufpause wäre bisweilen gar nicht so schlecht.

Auch dass dabei zumindest im Prototypen, in dem die Fahrprogramme und deren Software durchaus noch Potential zur Feinabstimmung bieten, so mancher Reifen in beißendem Qualm aufgeht, wird die wenigsten stören. Denn wenn es schon nicht mehr nach Benzin riecht und nach heißem Gummi, bekommt die Nase so trotzdem noch etwas geboten. Und auch die Ohren kommen nicht zu kurz. 

Zwei weitere Reinkarnationen von Rallye-Ikonen geplant

Außerdem trifft es bei den Kunden keine Armen. Denn so, wie Oldtimer mit Rennhistorie mittlerweile für siebenstellige Preise gehandelt werden, bittet auch Holzinger für seinen EL1 kräftig zur Kasse. 890.000 Euro plus Steuer machen den elektrischen Ur-Quattro zum exklusiven Exoten. Aber irgendwie muss er den Aufwand ja refinanzieren, und über die Stückzahl wird das nicht gehen. Denn mehr als 30 Autos will Holzinger nicht bauen.

Wobei das nur die halbe oder besser ein Drittel der Wahrheit ist. Denn Elegend hat mit dem Chassis noch mehr vor und will sich bei aller Liebe zu Audi nicht auf die Strahlkraft der vier Ringe alleine verlassen. Stattdessen plant er noch zwei weitere Reinkarnationen von Rallye-Ikonen. Und auch wenn sich Holzinger zu den kommenden Modellen eisern ausschweigt, braucht es nicht viel Phantasie, um sich über dem Rolling-Chassis eine Lancia-Karosserie vorzustellen und den Quattro im Geiste gegen einen Delta zu tauschen. 

 


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