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Tachobetrug: EU-Initiative gegen geschönte Kilometerstände

01.06.2018 05:28 Uhr

Hat der Gebrauchtwagen wirklich erst 40.000 Kilometer auf der Uhr? Verbraucher in Europa können sich beim Autokauf oft nicht ganz sicher sein. Das EU-Parlament hat Ideen, was dagegen zu tun ist.

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Das EU-Parlament will europaweit gegen geschönte Kilometerstände bei Gebrauchtwagen vorgehen. Die gefahrenen Kilometer von Autos sollten bei jedem Werkstattbesuch in Datenbanken erfasst werden, heißt es in einem am Donnerstag verabschiedeten Bericht. So sollen Unregelmäßigkeiten auffallen. Die Datenbanken müssten grenzüberschreitend zugänglich sein. Außerdem müssten alle EU-Staaten manipulierte Angaben als Betrug und damit als Straftat verfolgen.

Manche Fahrzeugverkäufer setzen den Kilometerstand künstlich herab, um Kunden glauben zu machen, der Motor sei neuer, als er tatsächlich ist. Damit lassen sich höhere Verkaufspreise erzielen. Bei 30 bis 40 Prozent der Gebrauchtwagen, die über Grenzen von EU-Ländern hinweg gehandelt werden, stimmen die Werte EU-Schätzungen zufolge nicht. Nach Angaben des verkehrspolitischen Sprechers der europäischen Sozialdemokraten, Ismail Ertug, entsteht Verbrauchern dadurch jährlich ein Schaden zwischen 5,5 und 9,6 Milliarden Euro.

Erfolge in Benelux-Staaten

Belgien und die Niederlande hätten das Problem fast gelöst, heben die EU-Abgeordneten hervor. In beiden Ländern werden die Zählerstände regelmäßig erhoben und festgehalten. Betrügereien fallen so schneller auf. In Belgien sei der Anteil an Autos mit geschönten Werten auf diese Weise innerhalb von zwei Jahren von 8,6 Prozent auf 0,2 Prozent gefallen, heißt es in einer Studie, die vom Verkehrsausschuss des EU-Parlaments in Auftrag gegeben wurde. Seitdem die Nachbarländer die Daten untereinander austauschten, gebe es noch weniger Fälle.

Die deutsche Verbraucherzentrale hält indes wenig von verpflichtend erfassten Daten. Autokäufern, die darauf zugreifen wollten, drohten zusätzliche Kosten. Außerdem nähmen die Datenbanken den Druck von den Autoherstellern, selbst für mehr Sicherheit zu sorgen, sagte Marion Jungbluth, Teamleiterin Mobilität und Reisen beim Bundesverband der Verbraucherzentralen: "Wenn man einen Tacho nicht mal sicher hinkriegt, wie will man dann einmal Autos autonom fahren lassen?" Auch ältere Autos ließen sich mit sicheren Chips nachrüsten.

Das EU-Parlament sieht bei den Autobauern ebenfalls Handlungsbedarf. Die EU-Kommission solle künftig überwachen, wie die Konzerne ihre Autos vor Manipulationen schützen. Außerdem solle sie klare Regeln aufstellen, mit denen überprüft werden kann, ob die Kilometerzähler betrugssicher sind.

Jetzt ist die EU-Kommission am Zug

Mit ihrem Papier rufen die Parlamentarier die EU-Kommission auf, binnen eines Jahres einen entsprechenden Rechtsrahmen vorzuschlagen. Die Kommission kann der Forderung entweder nachkommen oder sie zurückweisen. In letzterem Fall muss sie aber erklären, warum. (dpa)

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